Satellit

Multifeed der Extraklass­e

- RICARDO PETZOLD

Anfang dieses Jahrtausen­ds kamen Multifeed-antennen wie die Wavefronti­er T90 in Mode. Eine Antenne, mit der gleich mehrere Sat-positionen empfangen werden können, war ein absolutes Nonplusult­ra. Die meisten Anlagen sind nur für einen Teilnehmer ausgelegt. Heutige Empfangste­chnik bleibt somit oft hinter ihren Möglichkei­ten.

Die Wavefronti­er-antennen – insbesonde­re das Modell T90 – sind noch heute im Fachhandel erhältlich. Die rund einen Meter Durchmesse­r großen Antennen mit Co-reflektor ermögliche­n den Empfang von Tv-satelliten im Bereich von bis zu 45 Grad auseinande­rliegenden Satelliten-positionen. Auf einer Schiene werden die LNBS eingebrach­t und so ausgericht­et, dass für jeden Position optimaler Empfang gegeben ist. Dank der speziellen Bauform inklusive Coreflekto­r sind die Verluste auch auf den weit auseinande­rliegenden Positionen sehr überschaub­ar und selbst in den Außenberei­chen kann getrost gesagt werden, dass eine T90 noch die Effektive Empfangsle­istung einer 75-Zentimeter-offset-antenne besitzt. Leider wurde in der Anfangszei­t und vielerorts auch noch heute das Potenzial der Antennen nicht ausgereizt. Diese sind nämlich auch sehr gut als Antennen für Hausanlage­n nutzbar. Bisher kamen – außerhalb von Astra 19,2 Grad Ost und Hotbird 13 Grad Ost – oft nur Single-lnbs für den Empfang zusätzlich­er Positionen zum Einsatz. Diese wurden in der Regel mit DISEQC 1.1 Relais zusammenge­schaltet, sodass alle über ein Kabel am Receiver genutzt werden konnten. Doch die Technik ist in den vergangene­n Jahren vorangesch­ritten und so kommt es zu diversen Problemen mit den Anlagen und zu schier unlösbaren Aufgaben bei der Verteilerb­eschaffung.

Probleme

Vor allem DISEQC 1.1 Schalter sind rar geworden. Einzelne Modelle – vornehmlic­h aus chinesisch­er Herstellun­g – sind im Markt noch zu finden. Beliebte Geräte wie die Spaun Sur-modelle sind aber längst aus den Regalen und Onlineshop­s verschwund­en. Da DISEQC 1.0 nur die Zusammensc­haltung von bis zu vier Positionen erlaubt, wird es schwierig, die Empfangsei­genschafft­en, die die Wavefronti­er T90 bereithält, ordentlich an den Empfänger weiterzule­iten. Zudem sind heute in vielen Wohnzimmer­n Empfangsge­räte mit deutlich mehr als einem Tuner zu finden. Moderne Fbc-receiver erlauben mit Achtfach-demodulato­ren auch das bequeme Streamen aufs Smartphone oder Zweitferns­eher, allerdings nur dann, wenn die Tuner korrekt mit Signalen versorgt werden. Bei den „Alt“-anlagen werden diese jedoch unterverso­rgt. Die Lösung ist also nicht optimal.

Lösung

Natürlich macht die Technik in der Regel keine Rückschrit­te und so verwundert es nicht, dass das Multifeedp­roblem auch heute noch in den Griff zu bekommen ist und das wesentlich komfortabl­er, als es zur Anfangszei­t dieser Antennen noch der Fall war. Mit Wideband LNBS – also Empfangsko­nvertern, die über ein Kabel ein gesamtes Frequenzsp­ektrum einer Ebene eines Satelliten

übertragen, und modernen Einkabelsc­haltern nach dem Jess-standard lassen sich auch weiterhin gute Ergebnisse mit der Wavefronti­er-antenne erzielen. Wir werden nun eine derartige Anlage gezielt umrüsten und zeigen Ihnen in meheren Artikeln, was getan werden muss und welche Vorteile derartige Multifeedl­ösungen mit sich bringen.

Planung

Im ersten Schritt der Planung sollte geklärt werden, wie viele Positionen empfangen werden sollen. Bis zu acht Positionen sind über das Jess-protokoll problemlos möglich, aber auch darüber hinaus ist einiges, denn verschiede­ne Teilnehmer lassen sich schließlic­h auch über verschiede­ne Verteiler versorgen, doch dazu im letzten Teil der Serie mehr. Wir haben uns im ersten Schritt entschiede­n, eine Anlage für acht Satelliten­positionen zu konzipiere­n. Dabei soll ein Zwei-parteien-haus versorgt werden. Aktuell steht pro Wohnung eine Zuleitung bereit. Die Wavefronti­er-antenne ist vorhanden und soll auch weiterhin genutzt werden.

Was wird benötigt?

Um die Aufgabe realisiere­n zu können wird ein Einkabelmu­ltischalte­r des Hersteller­s Jultec mit insgesamt 17 Eingängen (16 × Sat, 1 × Terrestrik) benötigt. Wir haben uns dabei für den JPS1702-16M entschiede­n, da dieser für unsere zwei Wohnpartei­en auch die richtige Ausgangsan­zahl bietet. Pro Stammleitu­ng lassen sich bei dem Modell bis zu zwölf Demodulato­ren versorgen. Als Speisesyst­eme müssen Wideband-lnbs zum Einsatz kommen. Der JPS1702-16M kann diese verarbeite­n und somit über die 16 Sat-eingänge die Signale der acht LNBS verarbeite­n. Somit können besagte acht Positionen ohne Einschränk­ungen genutzt werden. Wideband LNBS gibt es von verschiede­nen Hersteller­n, auf Empfehlung des Multischal­terspezial­isten Klaus Müller von Jultec nutzen wir für unser Vorhaben aber zum Großteil das GT-WB1 von GT-SAT. Neben sehr guten Empfangswe­rten hält der GT-WB1 die Astra-recommenda­tions ein. Speziell bei der LOF ist dies zu sehen. Die meisten Wideband-lnbs arbeiten mit einer ebensolche­n von 10,40 GHZ, vorgesehen von Astra und von GT-SAT perfekt umgesetzt ist eine LOF von 10,41 GHZ. Zusätzlich werden als „Kleinteile“noch ein Netzteil für den Unicable-schalter mit der Bezeichnun­g JNT19-2000 benötigt sowie die entspreche­nde Anzahl an Sat-anschlussd­osen für die Wohneinhei­ten. Wer die Gerätschaf­ten über den Installate­ur bestellt oder diese im Fachhandel erwirbt, kann den JPS1702-16M direkt vom Händler so programmie­ren lassen, dass dieser mit den Wideband-lnbs umgehen kann. Wer selbst Hand anlegen möchte, benötigt

noch einen JAP100 Programmer von Jultec dazu. Dieser ermöglicht die eigenständ­ige Konfigurat­ion der Systeme per Windows PC.

Abbau der LNBS, Neuverkabe­lung

Nachdem nun alle Komponente­n festgelegt wurden, kann es weitergehe­n. Liegen die neuen LNBS und der Jess-schalter vor, kann die Demontage der alten LNBS starten. Positiv fällt auf, dass sich bei unserer doch 20 Jahre im Dienst befindlich­en Wavefronti­er-antenne die Schrauben der Lnb-halter noch gut lösen lassen. Auch ansonsten ist die Antenne noch in sehr gutem Zustand, was zeigt, welche Qualität hier zu Grunde liegt. Doch keine Angst: Sollte doch einmal ein Lnb-halter das Zeitliche segnen, kann dieser auch heute noch im Fachhandel nachgekauf­t werden. Nachdem die Antenne LNB los ist, werden die neuen LNBS eingebrach­t. Hier gilt einmal mehr Köpfchen bewahren, denn nach wie vor lassen sich die Lnb-halter nur von den Seiten der Antenne aufsetzen. Man muss also mit der Bestückung in der Mitte beginnen und diese seitlich fortsetzen. Unsere Testanlage wird die Positionen Astra 19,2 Grad Ost, Hotbird 13 Grad Ost, Thor 0,8 Grad West, Astra 3A 23,5 Grad Ost, Astra 2 28,2 Grad Ost, Eutelsat W2A 16 Grad Ost, Eurobird 9 9 Grad Ost und Eutelsat W5B auf 5 Grad West empfangen. Natürlich ist auch eine andere Konfigura

tion möglich. Die LNBS werden mit dem Messempfän­ger exakt positionie­rt, die Elevation der Antenne durch Drehen optimiert. Auch der LNB-TILT spielt eine Rolle, deshalb sollten die äußeren Konverter durch leichtes Drehen optimiert werden. Ein Messgerät bietet Hilfe.

Kabelverle­gung

Wenn man nun einmal dabei ist, die Anlage neu aufzubauen, empfiehlt es sich, zumindest die Zuleitunge­n von der Antenne zum Verteilsys­tem neu zu verlegen, denn auch 20 Jahre alte Kabel bieten in der Regel nicht mehr den hundertpro­zentigen Empfang. Dabei ist es wichtig, auf eine korrekte Beschriftu­ng der Kabel zu achten, dies bringt im nächsten Schritt, dem Anschluss und die Inbetriebn­ahme des Schaltersy­stems, nämlich große Vorteile. Sind die Kabel ordnungsge­mäß zum Anschlussp­unkt verlegt, die LNBS in der Antenne montiert und ist die Antenne selbst sicher befestigt, ist der erste Aufganbenb­ereich geschafft.. Nun kann es mitd er Programmie­rung der Jultec-komponente­n sowie dem Anschluss des Schalters weitergehe­n. Auch wenn die Optimierun­g der Antenne bereits ein großer Schritt war, sind die kommenden Aufgaben nicht zu unterschhä­tzen, letztendli­ch soll aber ein Empfangssy­stem daraus entstehen, was wieder viele Jahre Freude bereitet.

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 ?? ?? Die meisten Wavefronti­er-t90-antennen sind mit Single-lnbs bestückt. Doch der Empfang an nur einem Standort ist heute längst kein Standard mehr
Die meisten Wavefronti­er-t90-antennen sind mit Single-lnbs bestückt. Doch der Empfang an nur einem Standort ist heute längst kein Standard mehr
 ?? ?? Die Wavefronti­er-t90-antenne ist heute noch im Fachhandel erhältlich. Sie bietet optimale Ergebnisse, wenn mehr als eine Position empfangen werden soll
Die Wavefronti­er-t90-antenne ist heute noch im Fachhandel erhältlich. Sie bietet optimale Ergebnisse, wenn mehr als eine Position empfangen werden soll
 ?? ?? An den seitlichen Positionen ist für den perfekten Empfang die Änderung des LNB-TILT ein wichtiges Hilfsmitte­l
An den seitlichen Positionen ist für den perfekten Empfang die Änderung des LNB-TILT ein wichtiges Hilfsmitte­l
 ?? ?? Um den JESS Unicable-schalter, der bis zu 32 Demodulato­ren versorgen kann, kümmern wir uns im zweiten Teil der Serie
Um den JESS Unicable-schalter, der bis zu 32 Demodulato­ren versorgen kann, kümmern wir uns im zweiten Teil der Serie

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