Multifeed der Extraklasse
Anfang dieses Jahrtausends kamen Multifeed-antennen wie die Wavefrontier T90 in Mode. Eine Antenne, mit der gleich mehrere Sat-positionen empfangen werden können, war ein absolutes Nonplusultra. Die meisten Anlagen sind nur für einen Teilnehmer ausgelegt. Heutige Empfangstechnik bleibt somit oft hinter ihren Möglichkeiten.
Die Wavefrontier-antennen – insbesondere das Modell T90 – sind noch heute im Fachhandel erhältlich. Die rund einen Meter Durchmesser großen Antennen mit Co-reflektor ermöglichen den Empfang von Tv-satelliten im Bereich von bis zu 45 Grad auseinanderliegenden Satelliten-positionen. Auf einer Schiene werden die LNBS eingebracht und so ausgerichtet, dass für jeden Position optimaler Empfang gegeben ist. Dank der speziellen Bauform inklusive Coreflektor sind die Verluste auch auf den weit auseinanderliegenden Positionen sehr überschaubar und selbst in den Außenbereichen kann getrost gesagt werden, dass eine T90 noch die Effektive Empfangsleistung einer 75-Zentimeter-offset-antenne besitzt. Leider wurde in der Anfangszeit und vielerorts auch noch heute das Potenzial der Antennen nicht ausgereizt. Diese sind nämlich auch sehr gut als Antennen für Hausanlagen nutzbar. Bisher kamen – außerhalb von Astra 19,2 Grad Ost und Hotbird 13 Grad Ost – oft nur Single-lnbs für den Empfang zusätzlicher Positionen zum Einsatz. Diese wurden in der Regel mit DISEQC 1.1 Relais zusammengeschaltet, sodass alle über ein Kabel am Receiver genutzt werden konnten. Doch die Technik ist in den vergangenen Jahren vorangeschritten und so kommt es zu diversen Problemen mit den Anlagen und zu schier unlösbaren Aufgaben bei der Verteilerbeschaffung.
Probleme
Vor allem DISEQC 1.1 Schalter sind rar geworden. Einzelne Modelle – vornehmlich aus chinesischer Herstellung – sind im Markt noch zu finden. Beliebte Geräte wie die Spaun Sur-modelle sind aber längst aus den Regalen und Onlineshops verschwunden. Da DISEQC 1.0 nur die Zusammenschaltung von bis zu vier Positionen erlaubt, wird es schwierig, die Empfangseigenschafften, die die Wavefrontier T90 bereithält, ordentlich an den Empfänger weiterzuleiten. Zudem sind heute in vielen Wohnzimmern Empfangsgeräte mit deutlich mehr als einem Tuner zu finden. Moderne Fbc-receiver erlauben mit Achtfach-demodulatoren auch das bequeme Streamen aufs Smartphone oder Zweitfernseher, allerdings nur dann, wenn die Tuner korrekt mit Signalen versorgt werden. Bei den „Alt“-anlagen werden diese jedoch unterversorgt. Die Lösung ist also nicht optimal.
Lösung
Natürlich macht die Technik in der Regel keine Rückschritte und so verwundert es nicht, dass das Multifeedproblem auch heute noch in den Griff zu bekommen ist und das wesentlich komfortabler, als es zur Anfangszeit dieser Antennen noch der Fall war. Mit Wideband LNBS – also Empfangskonvertern, die über ein Kabel ein gesamtes Frequenzspektrum einer Ebene eines Satelliten
übertragen, und modernen Einkabelschaltern nach dem Jess-standard lassen sich auch weiterhin gute Ergebnisse mit der Wavefrontier-antenne erzielen. Wir werden nun eine derartige Anlage gezielt umrüsten und zeigen Ihnen in meheren Artikeln, was getan werden muss und welche Vorteile derartige Multifeedlösungen mit sich bringen.
Planung
Im ersten Schritt der Planung sollte geklärt werden, wie viele Positionen empfangen werden sollen. Bis zu acht Positionen sind über das Jess-protokoll problemlos möglich, aber auch darüber hinaus ist einiges, denn verschiedene Teilnehmer lassen sich schließlich auch über verschiedene Verteiler versorgen, doch dazu im letzten Teil der Serie mehr. Wir haben uns im ersten Schritt entschieden, eine Anlage für acht Satellitenpositionen zu konzipieren. Dabei soll ein Zwei-parteien-haus versorgt werden. Aktuell steht pro Wohnung eine Zuleitung bereit. Die Wavefrontier-antenne ist vorhanden und soll auch weiterhin genutzt werden.
Was wird benötigt?
Um die Aufgabe realisieren zu können wird ein Einkabelmultischalter des Herstellers Jultec mit insgesamt 17 Eingängen (16 × Sat, 1 × Terrestrik) benötigt. Wir haben uns dabei für den JPS1702-16M entschieden, da dieser für unsere zwei Wohnparteien auch die richtige Ausgangsanzahl bietet. Pro Stammleitung lassen sich bei dem Modell bis zu zwölf Demodulatoren versorgen. Als Speisesysteme müssen Wideband-lnbs zum Einsatz kommen. Der JPS1702-16M kann diese verarbeiten und somit über die 16 Sat-eingänge die Signale der acht LNBS verarbeiten. Somit können besagte acht Positionen ohne Einschränkungen genutzt werden. Wideband LNBS gibt es von verschiedenen Herstellern, auf Empfehlung des Multischalterspezialisten Klaus Müller von Jultec nutzen wir für unser Vorhaben aber zum Großteil das GT-WB1 von GT-SAT. Neben sehr guten Empfangswerten hält der GT-WB1 die Astra-recommendations ein. Speziell bei der LOF ist dies zu sehen. Die meisten Wideband-lnbs arbeiten mit einer ebensolchen von 10,40 GHZ, vorgesehen von Astra und von GT-SAT perfekt umgesetzt ist eine LOF von 10,41 GHZ. Zusätzlich werden als „Kleinteile“noch ein Netzteil für den Unicable-schalter mit der Bezeichnung JNT19-2000 benötigt sowie die entsprechende Anzahl an Sat-anschlussdosen für die Wohneinheiten. Wer die Gerätschaften über den Installateur bestellt oder diese im Fachhandel erwirbt, kann den JPS1702-16M direkt vom Händler so programmieren lassen, dass dieser mit den Wideband-lnbs umgehen kann. Wer selbst Hand anlegen möchte, benötigt
noch einen JAP100 Programmer von Jultec dazu. Dieser ermöglicht die eigenständige Konfiguration der Systeme per Windows PC.
Abbau der LNBS, Neuverkabelung
Nachdem nun alle Komponenten festgelegt wurden, kann es weitergehen. Liegen die neuen LNBS und der Jess-schalter vor, kann die Demontage der alten LNBS starten. Positiv fällt auf, dass sich bei unserer doch 20 Jahre im Dienst befindlichen Wavefrontier-antenne die Schrauben der Lnb-halter noch gut lösen lassen. Auch ansonsten ist die Antenne noch in sehr gutem Zustand, was zeigt, welche Qualität hier zu Grunde liegt. Doch keine Angst: Sollte doch einmal ein Lnb-halter das Zeitliche segnen, kann dieser auch heute noch im Fachhandel nachgekauft werden. Nachdem die Antenne LNB los ist, werden die neuen LNBS eingebracht. Hier gilt einmal mehr Köpfchen bewahren, denn nach wie vor lassen sich die Lnb-halter nur von den Seiten der Antenne aufsetzen. Man muss also mit der Bestückung in der Mitte beginnen und diese seitlich fortsetzen. Unsere Testanlage wird die Positionen Astra 19,2 Grad Ost, Hotbird 13 Grad Ost, Thor 0,8 Grad West, Astra 3A 23,5 Grad Ost, Astra 2 28,2 Grad Ost, Eutelsat W2A 16 Grad Ost, Eurobird 9 9 Grad Ost und Eutelsat W5B auf 5 Grad West empfangen. Natürlich ist auch eine andere Konfigura
tion möglich. Die LNBS werden mit dem Messempfänger exakt positioniert, die Elevation der Antenne durch Drehen optimiert. Auch der LNB-TILT spielt eine Rolle, deshalb sollten die äußeren Konverter durch leichtes Drehen optimiert werden. Ein Messgerät bietet Hilfe.
Kabelverlegung
Wenn man nun einmal dabei ist, die Anlage neu aufzubauen, empfiehlt es sich, zumindest die Zuleitungen von der Antenne zum Verteilsystem neu zu verlegen, denn auch 20 Jahre alte Kabel bieten in der Regel nicht mehr den hundertprozentigen Empfang. Dabei ist es wichtig, auf eine korrekte Beschriftung der Kabel zu achten, dies bringt im nächsten Schritt, dem Anschluss und die Inbetriebnahme des Schaltersystems, nämlich große Vorteile. Sind die Kabel ordnungsgemäß zum Anschlusspunkt verlegt, die LNBS in der Antenne montiert und ist die Antenne selbst sicher befestigt, ist der erste Aufganbenbereich geschafft.. Nun kann es mitd er Programmierung der Jultec-komponenten sowie dem Anschluss des Schalters weitergehen. Auch wenn die Optimierung der Antenne bereits ein großer Schritt war, sind die kommenden Aufgaben nicht zu unterschhätzen, letztendlich soll aber ein Empfangssystem daraus entstehen, was wieder viele Jahre Freude bereitet.