Kultname D-box kehrt zurück
Neue Digitalreceivermodelle sind schon seit Monaten Mangelware. Daher steigt das Interesse auch der Testredaktion bei jedem neuen im Handel befindlichen Modell. Wenn dieses dann auch noch den Kultnamen D-box trägt, ist die Spannung in der Redaktion riesig.
DF1 und die D-box gehören unwiderruflich zum Start des Digitalen Fernsehens in Deutschland dazu. Nun ist es schon ein großer Zufall, dass sich beide auch mehr als 27 Jahre später wieder in einem Heft zusammenfinden. Denn nicht nur DF1 startet neu – diesmal als Free-to-air-sender – durch, sondern auch die Marke D-box ist im Markt wieder aufgetaucht. Der ukrainische Hersteller Uclan hat Ende 2023 in Osteuropa eine D-box 4K Ci-plus auf den Markt gebracht. Doch hat die neue D-box wirklich etwas gemein mit dem Kultreceiver der 1990-er Jahre? Wir nehmen die Box unter die Lupe.
Ausstattung
Die Ausstattung der Box ist funktional. Eine vierstellige Siebensegmentanzeige sowie Bedienelemente für die Kanalwahl, die Lautstärkereglung, um ins Menü zu gelangen und zum Ein- und Ausschalten, stehen an der Front zur Verfügung. Zusätzlich sind – hinter einer Frontklappe versteckt – die Decodiereinheiten angebracht. Zum einen ein Conax-kartenleser, zum zweiten eine vollwertige Ci+-schnittstelle, die den Pay-tv-empfang ermöglichen. Einen Usb-anschluss sucht man an der Front vergebens.
Die Rückseite bietet neben einem Hdmi-ausgang für die Bildausgabe auch eine Mini-klinkenboxe zum Anschluss einer Cvbs-kabelpeitsche an. Somit kann die Dbox 4K CI+ auch ältere Tv-geräte mit Bildern versorgen. Als Datenschnittstellen stehen zwei Usb-2.0-anschlüsse sowie eine Netzwerkschnittstelle parat. Der digitale Ton wird auf optischem Wege ausgegeben. Über den mit „ext. IR“gekennzeichneten Anschluss kann ein externer Infrarotsensor, der nicht im Lieferumfang enthalten ist, betrieben werden. Das Netzteil ist ausgelagert. Das externe 12-Volt-steckernetzteil muss mit dem DC-IN-ANschluss verbunden werden. Schon jetzt fällt auf, dass die neue D-box nichts mehr mit dem Kultklassiker zu tun hat. Das Gerhäuse ist deutlich kompakter, ein Hybridtuner natürlich um einiges komfortabler als die früher verwendeten Sigletuner, die nur einen Empfangsweg beherrschten.
Inbetriebnahme
Jetzt zeigt sich, dass die Box trotzdem im deutschen Handel angeboten wird, eher für das osteuropäische Ausland geschaffen wurde. Ein Einrichtungsmenü, wie wir es kennen, ist Fehlanzeige. Sämtliche Konfigurationen der Box müssen händisch aus dem Menü heraus getätigt werden. Auch eine vorinstallierte Senderliste steht nicht bereit. Ein Suchlauf über Astra auf 19,2 Grad Ost findet zwar zuverlässig die ausgestrahlten Sender, ordnet diese aber komplett unsortiert der Kanalliste
zu. Somit steht fest: Um dem Tv-vergnügen frönen zu können, muss zuerst die Senderliste händisch mit der Fernbedienung sortiert werden. Alternativ ist das Anlegen von Favoritenlisten eine Möglichkeit.
Alltagsbetrieb
Wir haben tatsächlich eine Sendersortierung im geringen Rahmen durchgeführt, um aussagekräftig weitertesten zu können. Die Umschaltzeiten des Gerätes sind mit unter einer Sekunde transponderintern und nur minimal über einer Sekunde beim Wechsel des Transponders sehr gut. Auch der Infobalken überzeugt. Neben der laufenden und der anschließend im Programm ausgestrahlten Sendung gibt dieser Informationen über die Empfangsgüte und Qualität des Senders. Auch die Empfangsdaten werden angezeigt. Über die blaue Epg-taste auf der Fernbedienung öffnet sich das Fenster für den Programmführer. Dieser wird in der Mehrkanalansicht angezeigt. Über die grüne Farbtaste lässt sich die Ansicht aber auch anpassen, sodass sogar ein Einzelkanal-epg bereitsteht. Timer – egal ob Umschalt- oder Aufnahmetimer – lassen sich direkt aus dem Programmführer übernehmen.
Aufnahmen
Aufnahmen lassen sich unter Zuhilfenahme externer Usb-datenspeicher vornehmen. Ist eine Usb-festplatte angeschlossen nimmt die Box zuverlässig darauf auf. Während einer derartigen Aufnahme ist es allerdings nur möglich, transponderintern zu zappen. Eine Ausnahme ist, wenn der terrestrische oder Kabeltuner angeschlossen ist. In dem Falle kann über den alternativen Empfangsweg weiterhin ferngesehen werden. Eine zweite parallele Aufnahme gelingt aber auch unter Zuhilfenahme des Alternativtuners nicht. Über die Pvrtaste auf der Fernbedienung wird die Aufnahmeübersicht aufgerufen. Hierin werden chronologisch nach Zeit die Mitschnitte aufgelistet.
Tuner
Beide Empfangseinheiten der D-box 4K CI+ besitzen je nur einen Eingang. Das Durchschleifen, beispielsweise des internen Tv-tuners, ist somit nicht möglich. Bei der Satellitenempfangseinheit müssen gegenüber deutlich teureren Boxen kaum Abstriche hingenommen werden. Neben Einzelempfang können auch Multifeed-anlagen nach den Protokollen DISEQC 1.0 und 1.1. eingebunden werden. Außerdem lässt sich der Receiver im Einkabelmodus betreiben. Sowohl Unicable als auch Unicable 2 (im Menü als SCD2 bezeichnet) ist damit verwendbar. Einen eigenen Menüpunkt hat der Hersteller der Drehanlagensteuerung spendiert. Hier können DISEQC-MOtoren bequem über USALS oder per Positionsspeicher über DISEQC 1.2 eingebunden werden. Beim Suchlauf kann sich der Nutzer zwischen einem manuellen Suchlauf, einer Transpondersuche und einem einfachen Blindscan entscheiden. Letzterer ist zwar nicht konfigurierbar, erfüllt aber zumindest auf exotischen Positionen seinen Zweck. Selbst Dvb-s2x-signale werden im Test anstandslos gefunden. Beim Blindscan außen vor blei
ben Multistream-signale, doch auch diese kann die D-box 4K CI+ empfangen und darstellen, allerdings nur im manuellen Suchlauf und nach Eingabe des richtigen Pls-codes. Trotzdem eine nicht zu unterschätzende Leistung, in der Regel beherrschen dies nur deutlich teurere Geräte. Hinzu kommt, dass auch Signale nach dem T2-MI-ÜBERtragungsverfahren empfangen und dargestellt werden können. Speziell für russischsprachige Nutzer eine nette Zusatzfunktion. Zahlreiche Satelliten sind im Gerät bereits hinterlegt. Natürlich können diese bei Bedarf auch editiert und neue Positionen hinzugefügt werden.
Auch die zweite Empfangseinheit zeigt keine Schwächen. Bei unserem Test werden Dvb-t2-signale zuverlässig empfangen und dargestellt.
Die gemessene Tunerempfindlichkeit liegt dabei im idealen Bereich. Auch in Kabelanlagen werden zuverlässig die frei ausgestrahlten Sender der Kanalliste zugeordnet und dargestellt. Pay-tv-inhalte lassen sich mittels Ci+-modul mit der Box zuverlässig decodieren. In unserem Test haben wir die Box mit HD+, Freenet TV und Kabelio-modulen gechekt und keine Probleme festgestellt. Auch Ci-module der ersten Generation, beispielsweise im Zusammenspiel mit dem ORF, werden problemlos verarbeitet.
Fazit
Weder technisch noch äußerlich hat das Uclan-gerät etwas mit dem ersten Digitalreceiver in Deutschland gemein. In der Praxis zeigt sich die D-box 4K CI+ durchwachsen. Die Ersteinrichtung sowie das Kanal-management sind verbesserungswürdig. Die Vielseitigkeit des Tuners, die Empfindlichkeit sowie der Blindscan überzeugen. Für Dxer könnte diese Box ein Spielzeug darstellen, normale Tv-zuschauer finden im Fachhandel allerdings bessere Receiver.