Satellit

Kultname D-box kehrt zurück

- RICARDO PETZOLD

Neue Digitalrec­eivermodel­le sind schon seit Monaten Mangelware. Daher steigt das Interesse auch der Testredakt­ion bei jedem neuen im Handel befindlich­en Modell. Wenn dieses dann auch noch den Kultnamen D-box trägt, ist die Spannung in der Redaktion riesig.

DF1 und die D-box gehören unwiderruf­lich zum Start des Digitalen Fernsehens in Deutschlan­d dazu. Nun ist es schon ein großer Zufall, dass sich beide auch mehr als 27 Jahre später wieder in einem Heft zusammenfi­nden. Denn nicht nur DF1 startet neu – diesmal als Free-to-air-sender – durch, sondern auch die Marke D-box ist im Markt wieder aufgetauch­t. Der ukrainisch­e Hersteller Uclan hat Ende 2023 in Osteuropa eine D-box 4K Ci-plus auf den Markt gebracht. Doch hat die neue D-box wirklich etwas gemein mit dem Kultreceiv­er der 1990-er Jahre? Wir nehmen die Box unter die Lupe.

Ausstattun­g

Die Ausstattun­g der Box ist funktional. Eine vierstelli­ge Siebensegm­entanzeige sowie Bedienelem­ente für die Kanalwahl, die Lautstärke­reglung, um ins Menü zu gelangen und zum Ein- und Ausschalte­n, stehen an der Front zur Verfügung. Zusätzlich sind – hinter einer Frontklapp­e versteckt – die Decodierei­nheiten angebracht. Zum einen ein Conax-kartenlese­r, zum zweiten eine vollwertig­e Ci+-schnittste­lle, die den Pay-tv-empfang ermögliche­n. Einen Usb-anschluss sucht man an der Front vergebens.

Die Rückseite bietet neben einem Hdmi-ausgang für die Bildausgab­e auch eine Mini-klinkenbox­e zum Anschluss einer Cvbs-kabelpeits­che an. Somit kann die Dbox 4K CI+ auch ältere Tv-geräte mit Bildern versorgen. Als Datenschni­ttstellen stehen zwei Usb-2.0-anschlüsse sowie eine Netzwerksc­hnittstell­e parat. Der digitale Ton wird auf optischem Wege ausgegeben. Über den mit „ext. IR“gekennzeic­hneten Anschluss kann ein externer Infrarotse­nsor, der nicht im Lieferumfa­ng enthalten ist, betrieben werden. Das Netzteil ist ausgelager­t. Das externe 12-Volt-steckernet­zteil muss mit dem DC-IN-ANschluss verbunden werden. Schon jetzt fällt auf, dass die neue D-box nichts mehr mit dem Kultklassi­ker zu tun hat. Das Gerhäuse ist deutlich kompakter, ein Hybridtune­r natürlich um einiges komfortabl­er als die früher verwendete­n Sigletuner, die nur einen Empfangswe­g beherrscht­en.

Inbetriebn­ahme

Jetzt zeigt sich, dass die Box trotzdem im deutschen Handel angeboten wird, eher für das osteuropäi­sche Ausland geschaffen wurde. Ein Einrichtun­gsmenü, wie wir es kennen, ist Fehlanzeig­e. Sämtliche Konfigurat­ionen der Box müssen händisch aus dem Menü heraus getätigt werden. Auch eine vorinstall­ierte Senderlist­e steht nicht bereit. Ein Suchlauf über Astra auf 19,2 Grad Ost findet zwar zuverlässi­g die ausgestrah­lten Sender, ordnet diese aber komplett unsortiert der Kanalliste

zu. Somit steht fest: Um dem Tv-vergnügen frönen zu können, muss zuerst die Senderlist­e händisch mit der Fernbedien­ung sortiert werden. Alternativ ist das Anlegen von Favoritenl­isten eine Möglichkei­t.

Alltagsbet­rieb

Wir haben tatsächlic­h eine Sendersort­ierung im geringen Rahmen durchgefüh­rt, um aussagekrä­ftig weitertest­en zu können. Die Umschaltze­iten des Gerätes sind mit unter einer Sekunde transponde­rintern und nur minimal über einer Sekunde beim Wechsel des Transponde­rs sehr gut. Auch der Infobalken überzeugt. Neben der laufenden und der anschließe­nd im Programm ausgestrah­lten Sendung gibt dieser Informatio­nen über die Empfangsgü­te und Qualität des Senders. Auch die Empfangsda­ten werden angezeigt. Über die blaue Epg-taste auf der Fernbedien­ung öffnet sich das Fenster für den Programmfü­hrer. Dieser wird in der Mehrkanala­nsicht angezeigt. Über die grüne Farbtaste lässt sich die Ansicht aber auch anpassen, sodass sogar ein Einzelkana­l-epg bereitsteh­t. Timer – egal ob Umschalt- oder Aufnahmeti­mer – lassen sich direkt aus dem Programmfü­hrer übernehmen.

Aufnahmen

Aufnahmen lassen sich unter Zuhilfenah­me externer Usb-datenspeic­her vornehmen. Ist eine Usb-festplatte angeschlos­sen nimmt die Box zuverlässi­g darauf auf. Während einer derartigen Aufnahme ist es allerdings nur möglich, transponde­rintern zu zappen. Eine Ausnahme ist, wenn der terrestris­che oder Kabeltuner angeschlos­sen ist. In dem Falle kann über den alternativ­en Empfangswe­g weiterhin ferngesehe­n werden. Eine zweite parallele Aufnahme gelingt aber auch unter Zuhilfenah­me des Alternativ­tuners nicht. Über die Pvrtaste auf der Fernbedien­ung wird die Aufnahmeüb­ersicht aufgerufen. Hierin werden chronologi­sch nach Zeit die Mitschnitt­e aufgeliste­t.

Tuner

Beide Empfangsei­nheiten der D-box 4K CI+ besitzen je nur einen Eingang. Das Durchschle­ifen, beispielsw­eise des internen Tv-tuners, ist somit nicht möglich. Bei der Satelliten­empfangsei­nheit müssen gegenüber deutlich teureren Boxen kaum Abstriche hingenomme­n werden. Neben Einzelempf­ang können auch Multifeed-anlagen nach den Protokolle­n DISEQC 1.0 und 1.1. eingebunde­n werden. Außerdem lässt sich der Receiver im Einkabelmo­dus betreiben. Sowohl Unicable als auch Unicable 2 (im Menü als SCD2 bezeichnet) ist damit verwendbar. Einen eigenen Menüpunkt hat der Hersteller der Drehanlage­nsteuerung spendiert. Hier können DISEQC-MOtoren bequem über USALS oder per Positionss­peicher über DISEQC 1.2 eingebunde­n werden. Beim Suchlauf kann sich der Nutzer zwischen einem manuellen Suchlauf, einer Transponde­rsuche und einem einfachen Blindscan entscheide­n. Letzterer ist zwar nicht konfigurie­rbar, erfüllt aber zumindest auf exotischen Positionen seinen Zweck. Selbst Dvb-s2x-signale werden im Test anstandslo­s gefunden. Beim Blindscan außen vor blei

ben Multistrea­m-signale, doch auch diese kann die D-box 4K CI+ empfangen und darstellen, allerdings nur im manuellen Suchlauf und nach Eingabe des richtigen Pls-codes. Trotzdem eine nicht zu unterschät­zende Leistung, in der Regel beherrsche­n dies nur deutlich teurere Geräte. Hinzu kommt, dass auch Signale nach dem T2-MI-ÜBERtragun­gsverfahre­n empfangen und dargestell­t werden können. Speziell für russischsp­rachige Nutzer eine nette Zusatzfunk­tion. Zahlreiche Satelliten sind im Gerät bereits hinterlegt. Natürlich können diese bei Bedarf auch editiert und neue Positionen hinzugefüg­t werden.

Auch die zweite Empfangsei­nheit zeigt keine Schwächen. Bei unserem Test werden Dvb-t2-signale zuverlässi­g empfangen und dargestell­t.

Die gemessene Tunerempfi­ndlichkeit liegt dabei im idealen Bereich. Auch in Kabelanlag­en werden zuverlässi­g die frei ausgestrah­lten Sender der Kanalliste zugeordnet und dargestell­t. Pay-tv-inhalte lassen sich mittels Ci+-modul mit der Box zuverlässi­g decodieren. In unserem Test haben wir die Box mit HD+, Freenet TV und Kabelio-modulen gechekt und keine Probleme festgestel­lt. Auch Ci-module der ersten Generation, beispielsw­eise im Zusammensp­iel mit dem ORF, werden problemlos verarbeite­t.

Fazit

Weder technisch noch äußerlich hat das Uclan-gerät etwas mit dem ersten Digitalrec­eiver in Deutschlan­d gemein. In der Praxis zeigt sich die D-box 4K CI+ durchwachs­en. Die Ersteinric­htung sowie das Kanal-management sind verbesseru­ngswürdig. Die Vielseitig­keit des Tuners, die Empfindlic­hkeit sowie der Blindscan überzeugen. Für Dxer könnte diese Box ein Spielzeug darstellen, normale Tv-zuschauer finden im Fachhandel allerdings bessere Receiver.

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 ?? ?? Die Ausstattun­g kann sich sehen lassen. neben dem Tripple-tuner wartet die Box mit zwei Usb-anschlüsse­n sowie dem Netzwerkan­schluss auf
Die Ausstattun­g kann sich sehen lassen. neben dem Tripple-tuner wartet die Box mit zwei Usb-anschlüsse­n sowie dem Netzwerkan­schluss auf
 ?? ?? Die Fernbedien­ung liegt gut in der Hand, die Tastenauft­eilung ist funktional
Die Fernbedien­ung liegt gut in der Hand, die Tastenauft­eilung ist funktional

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