Auf dem Weg zu neuen Ufern
Schule Wie das Königsbrunner Gymnasium neue Partner in Litauen und der Türkei gewinnt und was man gemeinsam plant
Königsbrunn Politisch unruhige Zeiten gehen auch an Partnerschaften von Schulen und Kommunen oft nicht schadlos vorüber. Umso bemerkenswerter ist, dass das Königsbrunner Gymnasium nun eine Kooperation über Landes- und EUGrenzen hinaus geschlossen hat. In den kommenden zwei Jahren organisiert die Schule einen Austausch mit Gymnasien in der litauischen Hafenstadt Klaipeda und der türkischen Metropole Istanbul. Jetzt haben die Lehrer bei einem Treffen die Zusammenarbeit festgezurrt.
Kernthema des Austauschs wird die berufliche Orientierung sein, sagt Lehrerin Carmen Jung, die gemeinsam mit ihren Kollegen Ulrike Vögl und Nils Engel das Projekt für die Königsbrunner Seite betreut. Die Grundfrage ist: Wie bereitet man die Schüler auf einen weltweiten Arbeitsmarkt vor? „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass einige unserer Schüler in Zukunft in internationalen Firmen arbeiten werden, bei denen Englisch gesprochen wird“, sagt Jung. Wie läuft die Arbeitssuche in einem weltweit vernetzten Wirtschaftsmarkt ab? Wie viel Mobilität wird den Arbeitnehmern von morgen abverlangt? Diesen Bereichen will man sich während des Projekts nähern und sich über Wege austauschen, diese den Kindern näherzubringen.
Finanziert wird das ganze über das EU-Programm Erasmus+, das eben solche strategischen Schulpartnerschaften fördert. Carmen Jung ist erleichtert: „In Deutschland werden nur noch wenige Schulprojekte dieser Art gefördert, umso mehr freuen wir uns, dass es jetzt im dritten Anlauf geklappt hat.“Über eine Internetplattform hat die Schule Mitstreiter gesucht und die Schulen aus der Türkei und dem Baltikum ausgewählt: „Es kamen sehr viel Anfragen. Wir mussten schauen, bei welcher Schule es von den Altersgruppen passt, und ob sie die gleichen Ziele wie wir verfolgen.“
Zuletzt fand in Klaipeda das erste Treffen der Lehrer statt. Während der Genehmigungsprozess lief, konnten sich die Pädagogen nur per E-Mail austauschen. Entsprechend froh waren alle, jetzt endlich persönlich miteinander arbeiten zu können, sagt Carmen Jung: „Alle waren richtig enthusiastisch. Wir haben erst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht. Wir haben Aktionen wie Girls’ und Boys’ Day vorgestellt, die türkischen Kollegen haben bereits Partner aus der Wirtschaft gewonnen.“Als Amtssprache wurde Englisch gewählt – so wie es später auch bei den Schülern sein soll.
Dass die Politik das gute Miteinander der Schulen stören wird, glaubt Carmen Jung nicht. Trotz des zeitgleichen Streits zwischen dem türkischen Präsidenten Erdogan und der Bundesregierung sei das erste Treffen sehr harmonisch verlaufen: „Wir waren uns einig, dass wir die Politik ausklammern und sachbezogen arbeiten. Unser Projekt ist auf zwei Jahre ausgelegt und wir sind sehr optimistisch, dass alles klappt“, sagt die Lehrerin für Deutsch und Französisch.
Gelder bekommt die Schule für drei Schüler- und drei Lehrertreffen. Los geht es für die Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren im kommenden November. Dann kommen Besucher aus Litauen und der Türkei nach Königsbrunn. Die Gegenbesuche in Klaipeda und Istanbul stehen dann im März beziehungsweise April 2018 auf dem Programm. An allen Stationen werden die Schüler bei Gastfamilien untergebracht. Das Austauschprojekt endet schließlich im Oktober 2018 mit einem Abschlusstreffen der Lehrer.