Wenn die Erdkröte zum Osterei wird
Artenschutz Viele kleine und große Hände helfen, den Amphibienbestand in der Region beim öffentlichen Sammeln des Bund Naturschutz zu sichern. Frösche machen sich rar
Großaitingen/Klimmach/Waldberg Warme, weiche Kinderhände umschließen vorsichtig das Erdkrötenpärchen in einem schwarzen Eimer. Die Kröten verhalten sich bei sechs Grad Außentemperatur und leichtem Ostwind zuerst noch ganz ruhig, dann kommt doch noch Leben in die Amphibien. „In der Kälte bewegen sie sich nicht, doch deine Hände spenden jetzt Wärme und somit leben sie jetzt auf“, erklärt Brigitte Tröndle, stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe Großaitingen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der kleinen Krötensammlerin. Die Ortsgruppe veranstaltet wieder die alljährliche öffentliche Amphibiensammlung während der Laichwanderung von Kröten, Fröschen und Molchen an der Straße von Klimmach nach Waldberg.
40 Teilnehmer, darunter weit mehr als 20 Kinder im Alter ab drei Jahren, lauschen den einleitenden Worten von Brigitte Tröndle. Leichte Unruhe ist bei den Kindern zu spüren, sie wollen los, um die Amphibien einzusammeln. „Hat jeder seine Warnweste an?“, fragt Tröndle und verteilt noch restliche Westen an Eltern und Kinder. Kurz erklärt sie sehr kindgerecht die wesentlichen Unterschiede zwischen Erdkröten, Gras- und Wasserfröschen sowie Berg- und Teichmolchen. All diese Tiere soll es heute zu sehen geben.
Freiwillig sortieren sich die Teilnehmer in vier Gruppen und begeben sich auf die Wanderung entlang des beidseits der Straße angebrachten Amphibienzaunes. Auf der Fahrbahn abgewandten Seite sind alle 30 bis 50 Meter Kunststoffeimer in den Boden eingelassen. Amphibienbestände, besonders Frösche und Kröten, leiden durch die Zerschneidung ihrer Lebensräume mittels Straßen. Bei ihren jährlichen Wanderungen, insbesondere vom Winterquartier zum Laichgewässer und später von dort zum Sommerlebensraum, sind hohe Verluste durch den Kraftfahrzeugverkehr zu verzeichnen. Dem versuchen Umweltund Tierschutzvereine durch Schutzzäune und Sammelaktionen entgegenzuwirken.
Während der Wanderzeit zu den Laichgewässern von Anfang März bis Anfang April betreuen die Aktivisten aus Großaitingen neben dem Straßenabschnitt der heutigen Aktion noch die Straße von Reinhartshofen nach Hardt. Zweimal täglich werden die Straßenränder begangen und die Amphibien eingesammelt, um anschließend in den Laichgewässern wieder ausgesetzt zu werden. „Wollen wir mal sehen, ob wir auch Frösche finden“, spornt HansPeter Schafhirt, einer der Aktiven im BUND, die Kinder an. Seine Hoffnung soll unerfüllt bleiben. Die Gruppen schwärmen, begleitet von erfahrenen Mitgliedern der Ortsgruppe, in einer Mischung aus Goldgräberstimmung gepaart mit Ostersonntagspannung beim Eiersuchen entlang der Schutzzäune aus. Immer wieder ist ein lautes „Hier sind welche“, „Ich habe auch einen“, „Der ist ja gar nicht glitschig“oder „Lass mich auch mal“zu hören. Gut die Hälfte sind Einzeltiere, die andere Hälfte besteht aus Paaren, bei denen sich das Männchen auf dem Rücken des Weibchens zur bevorstehenden Befruchtung festklammert.
Den Erwachsenen verbleibt bei der Sammelwut der Kinder nur die Aufgabe der Sicherung vor dem Straßenverkehr. Obwohl Verkehrsschilder vor Amphibienwanderung und Personen auf der Fahrbahn warnen sowie die Gruppen durch die Warnwesten deutlich erkennbar sind, reduzieren einige Kraftfahrer ihre Geschwindigkeit nicht und rauschen vorbei. Nach 90 Minuten treffen sich alle wieder am Laichweiher, es werden die Arten bestimmt und die Stückzahlen pro Eimer zusammengezählt. Die Buchführung wird durch die nun wärmende Sonne erleichtert, die Amphibien in den Eimern reagieren ebenso auf den Temperaturanstieg. „Heute haben wir insgesamt 184 Erdkröten, zehn Berg- und vier Teichmolche gesammelt und werden sie jetzt in den Laichweiher entlassen“, verkündet Tröndle freudig.
Eimer für Eimer wird am Ufer des Weihers entleert, strahlenförmig schwimmen die Amphibien einzeln oder paarweise in die Weiten des Weihers, an dessen Ufern die vielen Laichkugeln der Frösche und Laichfäden der Kröten mit ihren schwarzen Punkten die nächste Amphibiengeneration ankündigen.
Es war wieder viel los am Krötenzaun, um das Fortbestehen der Amphibien zwischen Waldberg und Klimmach braucht einem nicht bange sein. Vor allen dann, wenn die Kinder das Spiel als Aufgabe verstehen und bei den Aktivisten den dringend benötigten Nachwuchs stellen.
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