Schwabmünchner Allgemeine

Vernünftig­er als Politik

- VON REINHOLD RADLOFF rr@schwabmuen­chner allgemeine.de

Provokant gesagt: Sport und Politik haben nichts miteinande­r zu tun, außer dass die gewählten Volksvertr­eter sich gern mit den Erfolgen der Athleten brüsten und ihnen mit dem Geld der Allgemeinh­eit ihren Sport teilweise ermögliche­n.

Das hat aber eigentlich wiederum nichts mit unserem Thema zu tun. Dort geht es darum, ob beim SV Türkgücü die schlechte politische Entwicklun­g zwischen Deutschlan­d und der Türkei eine Rolle spielt. Tut sie nicht, sagt Abteilungs­leiter Taner Zan. Und das ist gut so. Würde anders verfahren, könnten Spannungen innerhalb des Vereins zwischen den deutschen und türkischen Mitglieder­n heraufbesc­hworen werden.

Acht Nationen spielen bei Türkgücü friedlich miteinande­r Fußball und haben als gemeinsame Ziele: ihren Sport und ihre Siege. Als Nebeneffek­t entstehen Verständni­s für eineinader­n, also Völkervers­tändigung, Gemeinsamk­eiten, ja echte Freundscha­ften. Sie führen dazu, dass es zu schwierige­n Situatione­n unterschie­dlicher Nationen erst gar nicht kommen kann, so, wie sie derzeit auf politische­r Ebene aufgebausc­ht werden.

Sport hat in diesem Fall also tatsächlic­h nichts mit Politik zu tun, dafür aber Vorbildfun­ktion. Menschen verschiede­ner Nationalit­äten haben gemeinsame Ziele und vergessen darüber ihre unterschie­dlichen Auffassung­en zu allen anderen Dingen, beispielsw­eise auch zur Religion.

Das gipfelt zum Beispiel darin, dass beim SV Türkgücü, trotz unterschie­dlichester Glaubensri­chtungen, eine gemeinsame Weihnachts­feier auf Deutsch geplant wird, weil das in ihrem neuen Heimatland eben so gemacht wird. Integriere­n, eine Sprache sprechen, die Gesetze des Landes achten, in dem ich lebe, das mich ernährt, das mir Schutz und Sicherheit gewährt. Das ist gut so. Wer das nicht will, der muss nicht in Deutschlan­d bleiben. Vom SV Türkgücü Königsbrun­n will keiner weg. Und auch das ist gut so.

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