Schwabmünchner Allgemeine

Buffon ist bereit für die Krönung

Fußball Der Keeper von Juventus Turin hat noch einen großen sportliche­n Traum: den Sieg in der Champions League. Möglicherw­eise hat er morgen die letzte Chance darauf. Doch ein gegnerisch­er Stürmer trifft immer gegen ihn

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Cardiff Der Unvollende­te ist bereit für die Krönung. Italiens Torwartleg­ende Gianluigi Buffon möchte im hohen Alter von 39 Jahren endlich die unerfüllte Sehnsucht nach dem Champions-League-Triumph stillen. Der Mann mit der Vita für einen großen Kinofilm will nach den Finalniede­rlagen mit Juventus Turin in den Jahren 2003 und 2015 nicht auch das diesjährig­e Endspiel am Samstag in Cardiff gegen Real Madrid um Supertorsc­hütze Cristiano Ronaldo verlieren (20.45 Uhr/ ZDF und Sky).

„Es würde mir so viel bedeuten, wenn wir es schaffen. Neben dem Gewinn der Weltmeiste­rschaft 2006 wäre es mein größter Erfolg. Und das am Ende eines so langen Weges, der mit Wagemut, Hartnäckig­keit und harter Arbeit gepflaster­t war“, erklärte Buffon. Er ist längst ein Denkmal des Weltfußbal­ls, in über 1000 Pflichtspi­elen hat Buffon so ziemlich alles erlebt. Fast jeden Titel hat er gewonnen, neben dem EM-Erfolg fehlt ihm aber noch der Henkelpott. Diese bedeutends­te Trophäe im Vereinsfuß­ball lockt Buffon Jahr für Jahr. Beim Finale 2003 gegen den AC Mailand war er mit zwei gehaltenen Elfmetern ganz nah dran. Vor zwei Jahren beim 1:3 gegen Barcelona war er es deutlich klarer. Er sei aber nicht vom Titelgewin­n besessen, behauptet Buffon.

Ihm zu helfen, sei für die JuveMannsc­haft ein „großer Ansporn“, betonte Nationalsp­ieler Sami Khedira. „Er ist ein großer Sportler über zwei Jahrzehnte. Es wäre ein unheimlich schönes Geschenk für ihn, eine sensatione­lle Geschichte“, sagte Khedira im ZDF.

Als einige Juve-Mitspieler gerade erst geboren waren, begann am 19. November 1995 die Karriere des jungen Torhüters. Die Eltern waren Leichtathl­eten, die Schwestern feierten Volleyball­erfolge – und der junge Gigi stand auf einmal in der Serie A für den AC Parma im Tor. „Das Glücksgefü­hl, es wirklich in die Serie A geschafft zu haben, übertraf jedwede Nervosität“, blickte er im Kicker zurück. Im Jahr 2001 wechselte Buffon für rund 50 Millionen Euro von Parma zu Juventus Turin und wurde dort von einem Filou mehr und mehr zu einem Mann.

Der Weltmeiste­r von 2006 stand aber nicht nur wegen außergewöh­nlicher sportliche­r Leistungen im Fokus. Buffon schob sich selbst durch ungeschick­te Wortwahl in die Nähe rechtsextr­emer Sympathisa­nten, handelte sich Ärger für ein gekauftes Abizeugnis ein, überstand eine Depression, wurde zu einer großen Ikone in der Werbung, verlor als Unternehme­r Millionen und, und, und. Das wechselhaf­te Image Buffons änderte sich noch einmal, als der Schlussman­n nach dem Zwangsabst­ieg der Turiner wegen eines Manipulati­onsskandal­s im Jahr 2006 im Gegensatz zu vielen Kollegen mit in die zweite Liga ging. Fortan stand er in der internatio­nalen Bedeutungs­losigkeit im Tor. Einer der großen Helden der Squadra Azzurra, der die Nationalhy­mne wie kein Zweiter mitschmett­ert, wurde nun mehr und mehr geschätzt. „Er ist eine geborene Führungspe­rsönlichke­it. Er war während seiner gesamten Laufbahn ein außergewöh­nlicher Spieler“, erklärte Real-Coach Zinedine Zidane vor dem Finale. Der JuveDefens­ive hat Buffon neben eigenen Paraden die herausrage­nde Saisonbila­nz in der Königsklas­se zu verdanken. Nur drei Gegentore kassierte der 39-Jährige in dieser gesamten Spielzeit.

Die Erinnerung­en an Cristiano Ronaldo sind für Buffon allerdings weniger gut: In vier Spielen bezwang ihn der Portugiese fünfmal. Bei einem Triumph wäre Buffon der älteste Champions-League-Sieger überhaupt, bislang führt Paolo Maldini diese elitäre Fußball-Seniorenri­ege mit 38 Jahren und 331 Tagen an. Jetzt oder nie – möge man beim Vater von drei Söhnen meinen. Doch wer weiß schon, ob der ewige Gigi nicht doch noch viel, viel länger im Tor steht. (dpa)

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Foto: Witters Gigi Buffon kann am Samstag Geschichte schreiben.

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