Mit diesen Tieren teilen wir uns die Badeseen
Sommer Endlich Pfingstferien, endlich Badezeit: Die Wasserqualität der Seen ist bestens. Aber wer denkt schon darüber nach, wer oder was da sonst noch alles schwimmt? Schreckhafte Begegnungen von Mensch und Tier sind nicht ausgeschlossen
Region Nessie, das Seeungeheuer: Von dieser Legende dürften die meisten bereits gehört haben. Eine über 20 Meter lange Wasserschlange, die in dem See Loch Ness bei Inverness in Schottland – Augsburgs Partnerstadt – ihr Unwesen trieb. Vor solchen Kreaturen muss sich an und in den Badeseen in der Region niemand fürchten. Abhängig von der Tageszeit lässt sich aber die ein oder andere besondere Begegnung machen – womöglich gar schreckhafte Begegnung. Denn man mag es kaum vermuten, was da so alles unter der Wasseroberfläche, im Schlamm oder am Ufer lebt. Wir haben mit Nicolas Liebig vom Landschaftspflegeverband, Ulrich Krafczyk vom Fischereiverband Schwaben und Julian Heiermann, Zoologe beim Bund Naturschutz, eine Übersicht zusammengestellt.
Am Morgen
Ganz früh am Morgen herrscht am Rande der Gewässer sozusagen animalischer Hochbetrieb. Wer als Frühsportler unterwegs ist, kann Außergewöhnliches erleben.
Biber Noch kein Nessie, aber mit bis einem Meter Körpergröße und einem Gewicht von bis zu 20 Kilogramm kann der Biber einem Badegast locker einen Schrecken einjagen. Das Säugetier lebt am Rande von Gewässern. Außerdem ist der Biber ein treuer Gefährte – hat er eine Partnerin gefunden, bleiben beide ein Leben lang zusammen.
Eisvogel Bunt und ziemlich eitel: Die Farbenpracht des Vogels wirkt bei Licht fast türkisfarben. Und muss auch ordentlich gepflegt werden: In seltenen Fällen lässt sich der Eisvogel schon morgens beim Putzen des Gefieders beobachten.
Gänsesäger Zeitgleich mit dem Menschen startet diese Ente in den Tag. Freilich nicht mit Kaffee, dafür mit frischem Fisch. Und die Nahrungssuche funktioniert perfekt: Der Schnabel ähnelt einer Säge.
Teichrohrsänger Wer sich nach der Morgenschwimmrunde zum Sonnen etwas abseits legt und schilfreiche Seeränder aufsucht, der kann vielleicht diesen Vogel bei Sprüngen von Halm zu Halm zu sehen.
Am Mittag
Kommt der Mensch, flüchtet das Tier. Das ist ein Grund, weshalb gefährliche Begegnungen nahezu unwahrscheinlich sind. Dennoch: Ein paar Tiere bleiben standhaft. Sogar ein aggressiver Kandidat ist dabei.
Schwan Der stolze „Weiße“hat grundsätzlich eine aggressivere Einstellung als die anderen Vögel. Wenn der Schwan Junge hat, sollten ihn Badegäste nicht unnötig reizen. Sein Biss mit scharfen Zähnen ist schmerzhaft. Vom Bodensee ist gar ein Zwischenfall bekannt, bei dem ein Schwan per Flügelschlag einem Menschen den Arm brach.
Ente Sie gehören zu jenen Uferbewohnern, die es hierzulande zuhauf gibt – in vielen Farbschattierungen. Faustregel: Männchen sind bunt, Weibchen meist unscheinbar.
Am Abend
Eine andere kleine Legende hält ebenfalls Einzug in unsere umliegenden Badeseen, etwa den Kuhsee: Vampire. Knoblauch hilft in diesem Fall allerdings nicht so viel, Angst müssen nachtaktive Schwimmer dennoch nicht haben.
Wasserfledermaus Der Mensch passt nicht so ganz in das Beuteschema dieser kleinen Raubtiere. Die suchen sich zum Verspeisen über der Wasseroberfläche fliegendes Kleingetier, etwa Mücken.
Abendsegler Er ist der Große un- ter den kleinen Vampiren. Auch er ist eine Fledermaus und ernährt sich von Insekten. Allerdings kann auch mal ein kleiner Vogel von ihm attackiert werden.
Im Gewässer
Wer Nessie (oder Artverwandte) suchen will, muss ins Wasser schauen oder gehen. Vorweg: Etwas Ähnliches schwimmt durchaus in unseren Seen. Echte Gefahr aber droht zum Glück nicht.
Ringelnatter 20 Meter lang wird diese Seeschlange nicht – aber immerhin über einen Meter. Die Ringelnatter ist sehr scheu und nicht giftig. Einfangen sollte und darf man sie aber nicht. Wenn sie sich bedroht fühlt, kann sie durchaus zubeißen.
Waller Der auch Wels genannte Fisch kann bis zu zwei Meter lang werden. Wasservögel und Enten können schon mal in seinem Maul verschwinden. Menschen werden in der Regel nicht attackiert. Nur in seltenen Fällen kann es zu Beißattacken kommen, etwa wenn man in ein Nest tritt. Sonst taugt der Waller im Fischereiwesen als Trophäe.
Hechte Sie gehören zwar zu den Raubfischen, Gefahr droht von ihnen trotzdem keine. Auch sie können länger als einen Meter werden.
Egel Viel kleiner, trotzdem etwas eklig: Auch Egel leben im Wasser. Blutegel gibt es in Badeseen aber kaum noch. Eher sind dort Pferdeegel zu finden. Bis zu 15 Zentimeter können diese lang werden. Für den Menschen sind sie ungefährlich.
Flusskrebse Mit ihnen können Badegäste Bekanntschaft machen – denn diese Tiere kommen trotz ihres Namens auch in Seen vor. Laut Bundesverband Aquakultur können sie bis 20 Zentimeter groß werden.
Karpfen Schwimmer begegnen schon mal den Arten Rotauge und Rotfeder. Sie gehören zu den Friedfischen und sind wie die meisten heimischen Grätentiere für Menschen ungefährlich. Sie ernähren sich von Pflanzen und Kleintieren.
Aale Viele Menschen ekeln sich vor Aalen. Die glitschigen Tiere kommen in Seen vor allem an Zuflüssen von Bächen und Flüssen vor.
Probleme
Zerkarien Gerade in Naturseen, an denen viele Enten leben, kann es an wärmeren Tagen immer wieder zu Zerkarienbefall kommen. Kuhsee und Rothsee gelten als gefährdet. Die Saugwürmer lösen Juckreiz aus. Um das Risiko zu vermindern, rät Augsburgs Umweltreferent Reiner Erben dazu, längere Aufenthalte im Flachwasserbereich zu vermeiden. Kurzfristige Lösungen gebe es keine, langfristig könnten nur Fütterungsverbote für Wasservögel ein Mittel sein, um das Zerkarienproblem zu vermindern.
Fazit An einem Sprung ins kühle Nass sollten all diese Tiere niemanden hindern. Weder Nessie taucht auf noch gibt es ernsthafte Probleme mit der Wasserqualität. Die ist, laut Uwe Breitenfelder vom Gesundheitsamt im Landkreis Augsburg, einwandfrei.