Schwabmünchner Allgemeine

Der Spaßmacher

Geburtstag Die singende Frohnatur Roberto Blanco war in den 70er Jahren ein Star. Und gerade in der Münchner Partyszene mischte er mit. Sein Familienle­ben aber war alles andere als heiter

- VON RUPERT HUBER

Augsburg Dieses angejahrte Buch müsste dem Jubilar, der heute 80 Jahre alt wird, gefallen. In „Sexus, Eros, Kino“taucht, den Oberkörper gut eingeölt und breit grinsend, Roberto Zerquero Blanco auf neben Marlon Brando und Yul Brynner. „Die perfekte Traumfabri­k denkt an alle Träume“ist das Bild von Señor Zerquero übertitelt. Ein wenig blöd nur, dass aus dem Herrn kein großer Filmstar wurde. Es reichte 1957 nur für „Der Stern von Afrika“, die „Endstation Sehnsucht“blieb Brando vorbehalte­n. Vielmehr wurde er Roberto Blanco, Beruf: Schlagersä­nger.

1969 landete er mit „Heute so, morgen so“seinen ersten Hit in Deutschlan­d. Bis dahin hatte der am 7. Juni 1937 in Tunis geborene Sohn eines kubanische­n Varieté-Künstlers Ägypten, Griechenla­nd und die Türkei kennengele­rnt. Zu seinem Beruf fand er aber erst später in Deutschlan­d. Was auffiel in der Branche: Er haderte nicht mit seiner dunklen Hautfarbe, er nahm das Leben so, wie es heute war und morgen sein konnte. Und irgendwie blieb junge Mann mit abgebroche­nem Medizinstu­dium in Deutschlan­d hängen.

Offenbar brauchten die Schlagerfr­eunde als Kontrast zu den heftigen politische­n Diskussion­en im Nachklang der 68er-Bewegung leichte bis seichte Klänge. „Ein bisschen Spaß muss sein“wurde in den 70er Jahren zum Gassenhaue­r. Mit diesem Lied identifizi­eren ihn gleich mehrere Generation­en. Wobei Blanco noch ordentlich nachlegte mit „Ich komm‘ zurück nach Amarillo“und „Der Puppenspie­ler von Mexiko“.

Das Leben von der griffigen Seite zu nehmen, war Teil seiner Philosophi­e. Der tz erzählte er unlängst von einem Hotel, das Stewardess­en verschiede­ner Fluglinien beherbergt­e. „Wir flogen jede Nacht mit einer anderen Airline“, scherzte Blanco. Ein bisschen Spaß...

Denkt man an Roberto Blanco, fällt einem das grellrote Sakko ein, mit dem er einen vor dem Bildschirm regelrecht geblendet hat. Aber konnte man ihm das übel nehmen angesichts der Jacketts von Thomas Gottschalk? Richtig ist, dass Roberto Blanco noch heute von seinen über 40 Jahre zurücklieg­en- den Erfolgen zehrt. Das Unterhaltu­ngstalent hat seine Erfolge auch gewinnbrin­gend umgesetzt. Dass er vor Jahren für das Tiramisu einer Großmolker­ei auch noch „Ein bisschen Spaß muss sein“textlich umgearbeit­et sang, wo es sich um ein Dessert mit Kakaopulve­r bestreut handelte, war für ihn Werbung mit Augenzwink­ern.

Obwohl jetzt ein neues Album auf dem Markt ist, das er in Los Angeles aufgenomme­n hat – Lieder „von der Seele“, wie der Sänger sagt, bleiben die Erinnerung­en an den Party-Profi. Und weniger die Auftritte zur Eröffnung von Möbelhäuse­rn.

Blanco war aus den Münchner Boulevard-Blättern nicht wegdenkbar. Man musste sich schon fragen, ob der Adabei für Ernährung und Getränke überhaupt einkaufen musste, so oft war er auf Partys zugange. Wer in München irgendwie dazugehört, kennt deshalb Roberto Blanco, auch ohne dass der auf der Bühne den Spaßmacher geben muss. Der Sänger war offenbar mit einem Blankosche­ck für die Events in der Landeshaup­tstadt ausgestatt­et.

Keine guten Aktien hatte der singende Puppenspie­ler in seinem Prider vatleben. Die Ehe mit seiner Frau Mireille endete nach über 30 Jahren mit einem öffentlich­en Rosenkrieg und dem Bekanntwer­den eines nichteheli­chen Sohnes. Die zwei erwachsene­n Töchter wollten nichts mehr von ihm wissen. Es gab schmutzige Auseinande­rsetzungen

Seine zweite Frau ist 40 Jahre jünger

um Unterhalts­zahlungen. Väterlich hört sich das nicht an.

Inzwischen lebt Blanco, der sich für Obdachlose und Kinder engagiert, mit der 40 Jahre jüngeren Kubanerin Luzandra in zweiter Ehe am Mondsee im Salzkammer­gut in Österreich. Nach gesundheit­lichen Problemen setzt er auf Diät: kein Alkohol, kein Zucker, keine Kohlehydra­te. Heute soll eine große Party mit 400 Gästen stattfinde­n. Mit einem Gastgeber, der „mit sich und der Welt im Reinen ist“. Das verspricht zumindest seine für Oktober angekündig­te Autobiogra­fie. Trotzdem: Ein bisschen spaßig sollte sie schon sein. Nicht dass die Fans enttäuscht nach Amarillo ausrücken.

 ?? Foto: imago stock & people ?? Er liebt grelle Sakkos und tritt bevorzugt mit hübschen Damen auf: Roberto Blanco begeistert sein Publikum seit vielen Jahren. Heute wird der Schlagersä­nger, der stets für gute Laune sorgt, 80 Jahre.
Foto: imago stock & people Er liebt grelle Sakkos und tritt bevorzugt mit hübschen Damen auf: Roberto Blanco begeistert sein Publikum seit vielen Jahren. Heute wird der Schlagersä­nger, der stets für gute Laune sorgt, 80 Jahre.

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