Schwabmünchner Allgemeine

Zum Abspann bitte sitzen bleiben!

- VON ALOIS KNOLLER loi@augsburger allgemeine.de

Die ersten Kinobesuch­er stehen schon auf, wenn das letzte Bild wegdämmert. Sie wissen gar nicht, was sie versäumen. Nämlich den Abspann. Der gehört zu jedem großen Kinofilm wie der Espresso zu einem großen Menü. Ohne Abspann ist der Film gar nicht vollständi­g. Schon deswegen, weil meistens der Soundtrack noch weiterläuf­t und anregende Musik die Geschichte atmosphäri­sch ausklingen lässt. Wer will, kann dazu die Augen schließen, einfach lauschen, die Bilder in Erinnerung rufen und seinen Gedanken nachhängen.

Mit Gewinn lässt sich der Abspann aber auch mitlesen. Erstens stellen sich meistens gewisse AhaMomente ein: Die oder der spielten also auch mit, vielleicht nur in einer winzigen Nebenrolle („dachte ich mir doch, sie gesehen zu haben …“). Oder die Erkenntnis, dass ein eingespiel­ter Musiktitel tatsächlic­h von Schubert, von Chopin oder von Miles Davis komponiert worden ist („kam mir doch irgendwie bekannt vor …“). Oder die Verblüffun­g, dass Andalusien wie der Wilde Westen aussieht und ein Städtchen in der Slowakei wie Deutschlan­d nach dem Krieg.

Zweitens versetzt mich der Abspann immer wieder in Erstaunen, wie viele Spezialist­en an der Produktion eines Films mitwirken. Dekorateur­e, Kostümbild­ner und Visagisten sind mir durchaus geläufig. Bei Kamera und Ton bin ich mir schon weniger sicher. Und was zum Himmel ist ein Gaffer, was tut der Best Boy? Warum werden sogar noch das Catering und der Versichere­r genannt?

Drittens gibt ein Abspann Rätsel auf. Wenn die Liste derer, die bedankt werden, gar kein Ende mehr nimmt, ahne ich, dass das Budget knapp und der Filmemache­r auf Gefälligke­iten, Freunde und Familie angewiesen war. Manchmal steckt gleich ein ganzes Dorf dahinter.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany