„Einmischen gehört dazu“
Serie Am Paul-Klee-Gymnasium teilen sich sechs Schüler das Amt des Schülersprechers. Welche Eigenschaften ihrer Meinung nach gefragt sind
Gersthofen Ihr Reich ist ein Raum im Erdgeschoss, an dem jeder Schüler am Paul-Klee-Gymnasium sicherlich schon vorbeigewandert ist. Von außen unscheinbar, die Inneneinrichtung macht auch nicht viel mehr her: Bündel an Organisationsunterlagen stapeln sich auf einem Tisch, im Eingangsbereich türmen sich Getränkekisten. Das Sofa ist die Zentrale der sechs Schülersprecher. Dort tauschen sie während der Schulzeit jeden Montag Ideen aus, besprechen Anregungen der Mitschüler und Vorhaben der Lehrer.
Bis zu einer Stunde sitzen Antonia Hönl (9. Klasse), Magnus Lehmkuhl, Berfin Cosar (beide 10. Klasse), Fabian Janisch, Denis Müller und Julia Senft (alle drei 11. Klasse) jede Woche zusammen. Während in vielen anderen Schulen das Amt auf wenigen Schultern lastet, zählt im Gersthofer Gymnasium der Teamgedanke, wie Denis und Julia verraten. Sie sind bereits im dritten Jahr mit dabei. „Der Zusammenhalt ist wichtig. Vor allem sind wir so flexibler, falls mal jemand ausfällt“, sagen die beiden 17-Jährigen.
Die jeweiligen Klassensprecher wählen jedes Jahr die Schülersprecher für das Team. Der 16-jährige Magnus macht seit zwei Jahren mit und sagt: „Es hilft, positiv im Un- und darüber hinaus aufzufallen.“Eine Rangordnung untereinander gebe es nicht, die Arbeit im Team stehe im Vordergrund. Unterstützung erhalten die sechs Schüler von den beiden Verbindungslehrern Martin Korn und Peter Weis. Doch Berfin ist sich sicher: „Wir haben einen noch besseren Draht zu den Schülern.“Früh habe die 16-Jährige festgestellt, dass sie sich gerne für andere Schüler einsetzt.
Aktuell beschäftigt die Schülersprecher die Organisation des Sommerfests, das am 21. Juli auf dem Pausenhof stattfindet. Rund 200 Gäste werden zum Abschluss des Schuljahres erwartet, darunter neben vielen Schülern und Lehrern auch Eltern und Ehemalige. Jeder kümmere sich um einen Bereich, sagt Julia. Sie ist für die Kasse zuständig, bereitet diese vor der Veranstaltung vor, sorgt für Wechselgeld und hat den Umsatz im Blick.
Die 17-Jährige fühlt sich wohl als Schülersprecherin. Sie diskutiere gerne, eine Eigenschaft, die sich positiv auf das Amt auswirke: „Ich traue mich, gegenüber anderen Menschen eine Meinung zu haben. Auch gegen den Rektor. Einmischen gehört dazu.“Welche Eigenschaften sollte man generell als Schülersprecher mitbringen? Die sechs legen sich auf vier Grundwerte fest: engagiert, fleißig, zuverlässig, motiviert.
Doch die Arbeit der Schülersprecher hört nicht bei stundenlangen, internen Besprechungen auf. Dreimal im Schuljahr findet das Schulforum statt. Dann stimmen je drei Lehrer, Schüler, Elternpaare sowie der Rektor Peter Krauß über anstehende Themen ab. Stimmberechtigt sind dann auch drei der sechs Schülersprecher. Im Zwei- bis Vier-Wochen-Rhythmus bespricht sich das Team zudem mit dem Rektor.
Momentan ist das Schülerpraktikum für die 9. Klassen ein viel diskutiertes Thema. Schüler und Schülersprecher wollen es wieder einführen. Denn aktuell gelte das Praktikum nur für die Schüler aus dem Wirtschaftszweig. Die Lehrer seien noch skeptisch, ob sich die Zeit im Lehrplan freiräumen lässt. Ende des Jahres wollen die Schülersprecher nachhaken.
Als großen Erfolg wertet der Sechsertrupp, maßgeblich an der Öffnung des zweiten Pausenhofs beteiligt gewesen zu sein. Der große Pausenhof vor dem Haupteingang sei einfach zu klein für die Menge an Schülern gewesen. Aus der Schülerschaft wurden Rufe laut, das doch zu ändern. Die Schülersprecher nahmen sich des Themas an und schafften es, den „Chemiehof“auf der Rückseite der Schüler ebenfalls als Pausenhof zu öffnen. „Alle fühlen sich wohler, und soziale Probleterricht me, wie Rangeleien, werden weniger“, sagen sie.
An den Ideen mangele es selten. Auf der Agenda steht etwa noch das Langzeitprojekt Schul-T-Shirt. Dafür wollen sie die Schüler das Logo designen lassen. Gescheitert ist das Vorhaben bisher am großen Organisationsaufwand. In der Planung steckt derzeit das Projekt BerlinFahrt für die zehnten Klassen. Thematisch würde die Abschlussfahrt rund um Mauer, DDR und Kalter Krieg passen, sind sich die Schülersprecher einig.
Die Rückmeldung der Schüler sei ausschließlich positiv. „Keiner hat bisher groß was zu motzen gehabt“, sagt Antonia. Die 15-Jährige ist seit diesem Schuljahr aktiv, weiß aber jetzt schon, dass sie weitermachen möchte. Damit weiterhin die Arbeit nicht untergeht, betreibt das Team einen Instagram-Kanal. Dort posten sie in unregelmäßigen Abständen über baldige Veranstaltungen. Rund 100 Schüler nutzen das Angebot. Der Post für das Sommerfest ist schon fest eingeplant.
»Ein Jahr am Paul Klee Gymnasium Was passiert in zwölf Monaten an einem Gymnasium? Das wollen wir wissen. Deswegen stellen wir euch in unserer Serie am Gersthofer Gymnasium in diesem Schuljahr Schüler, Lehrer und Mitarbeiter mit ihren Geschichten vor.