Ziel ist meist ein frischeres Aussehen
Operative Korrektur Wer Schlupflider oder Tränensäcke loswerden will, sollte sich in die Hände von Fachärzten begeben
München/Rottach Egern „Du siehst müde aus“– diesen Satz bekommen manche Menschen häufiger zu hören. Mit zunehmendem Alter kann das Gewebe am Auge erschlaffen, plötzlich ist zu viel Haut da. Am Oberlid nennt man es „Schlupflid“, am Unterlid „Tränensack“. Beides lässt das Gesicht müde, abgespannt oder traurig wirken. Auch jüngere Menschen sind manchmal betroffen. Weil sich die Lidfehlstellung schlecht kaschieren lässt, denkt manch einer über eine Operation nach, um Schlupflid oder Tränensack loszuwerden.
Eine Lidkorrektur ist einer der häufigsten Eingriffe im Gesicht. „Häufig werden Lidkorrekturen aus rein ästhetischen Gründen gewünscht“, sagt Prof. Christoph Hintschich von der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er ist Ophthalmoplastischer Chirurg, also Spezialist für chirurgische Behandlungen oder Laser-Therapien rund um das Auge. Patienten erhoffen sich von dem Eingriff ein frischeres Aussehen. „Aber im Vorfeld muss der behandelnde Arzt den Patienten sehr genau darüber aufklären, was machbar ist und was nicht“, betont Hintschich.
Lidkorrekturen können auch aus medizinischer Sicht nötig sein. Das ist etwa der Fall, wenn erschlaffte Haut vom Oberlid derart überhängt, dass der Betroffene nicht mehr richtig sehen kann. Ob das der Fall ist, zeigt eine Gesichtsfelduntersuchung beim Augenarzt. Lidfehlstellungen können aber auch die Sehschärfe mindern. „Wenn die Lidkante nicht an der Augenoberfläche anliegt, wird die Hornhautoberfläche nicht genug mit Tränenflüssigkeit benetzt“, erläutert Hintschich. Dann sind die Augen verstärkt blendempfindlich.
„Vor einer möglichen Lidkorrektur steht eine gründliche augenärztliche Untersuchung“, erklärt Torsten Kantelhardt. Der Facharzt aus Rottach-Egern ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie. Geklärt werden muss auch, ob die Lidfehlstellungen möglicherweise auf eine noch nicht erkannte Schilddrüsenerkrankung zurückzuführen sind.
Bei der Suche nach einer Klinik ist Vorsicht geboten. „Jeder Arzt darf sich Schönheitschirurg oder kosmetischer Chirurg nennen“, warnt Daniela Hubloher von der Verbraucherzentrale Hessen. Aber nur bei Fachärzten für Plastische und Ästhetische Chirurgie oder bei spezialisierten Augenärzten ist ein Patient mit Lidkorrektur-Wunsch in guten Händen. Patienten sollten sich auch erkundigen, wie oft der Operateur den Eingriff schon durchgeführt hat.
Seriöse Fachärzte nehmen sich viel Zeit für die Beratung und klären umfassend über mögliche Komplikationen auf. „Der Patient zeigt, was ihn konkret an seinen Augenlidern stört“, sagt Hintschich. So beginne ein Beratungsgespräch. Manche Patienten äußern allerdings so unrealistische Vorstellungen, dass ihnen von einer OP abgeraten werden sollte. Der Arzt kann grundsätzlich nicht garantieren, dass der Patient mit dem Ergebnis wirklich zufrieden sein wird.
Wichtig ist auch, dass man sich vergegenwärtigt, was schiefgehen kann. Mögliche Komplikationen reichen von verübergehenden Schwellungen und blauen Flecken hin zu Blutungen und Infektionen in der Augenhöhle, die zu Sehverschlechterungen oder sogar zur Erblindung führen können. „Der Eingriff ist Präzisionsarbeit“, erklärt Kantelhardt. Wird zu viel Haut weggenommen, kann das Auge nicht mehr richtig geschlossen werden. Weil der Tränenfilm dann nicht mehr gleichmäßig im Auge verteilt wird, besteht die Gefahr, dass Hornhaut und Bindehaut austrocknen. Außerdem kann es infolge einer Lidkorrektur zu sichtbaren Narben kommen oder auch zu einer Asymmetrie.
Hält der Patient nach dem Beratungsgespräch an einem Lidkorrektur-Eingriff fest, gibt es zwei Verfahren: Operiert wird per Skalpell oder mit Laser. Der Eingriff findet mit örtlicher Betäubung ambulant statt, ein stationärer Aufenthalt ist in aller Regel nicht nötig. Der Patient kann auf Wunsch in eine Art Dämmerschlaf versetzt werden. Die Auswahl des OP-Verfahrens bespricht der Arzt mit dem Patienten.
Die OP-Kosten liegen nach Angaben von Hintschich bei einer Oberlid-Korrektur im Schnitt bei 2000 Euro, bei einer Unterlid-Korrektur bei bis zu 2300 Euro. Die Kassen beteiligen sich an den Kosten nur, wenn der Eingriff aus medizinischen Gründen erfolgt.