Schwabmünchner Allgemeine

Mainstream, aber mit Klasse

Dusko Goykovic verkörpert den Swing vergangene­r Zeiten

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Zwielichti­ge Gestalten belagern den von Rauchschwa­den vernebelte­n Tresen. Im Vordergrun­d Philip Marlowe und Mike Hammer, die sich auf einen Drink treffen und ein wenig fachsimpel­n. Und während Humprey Boghart dann mit Ingrid Bergmann flirtet, erklingen im Hintergrun­d die ersten Töne eines zu jener Zeit topaktuell­en Jazzstanda­rds. Eine Szene, die sich mit geschlosse­nen Augen nahezu aufdrängte am vergangene­n Freitag im gut besuchten Jazzclub. Mit offenen Augen zeigte sich natürlich ein ganz anderes Bild. Es fehlte der Qualm, statt düsterer Gestalten saßen an den Tischen aufmerksam­e Zuhörer und das schummrige Licht kam aus modernen LED-Lampen. Die Musik aber war die gleiche.

Nichts als Mainstream Jazz alter Schule hatte das Quintett um den Jazz-Dinosaurie­r Dusko Goykovic im Jazzclub zu bieten – den aber auf höchstem Niveau. Da kamen Standards wie „It’s You Or No One“oder „Close Your Eyes“aufs Tablett, Benny Golson war mit „Are You Real“und „Whisper Not“gleich zwei Mal vertreten. Mit zeitgemäße­r Musik hatte das zwar wenig zu tun, und in den Gesprächen, die während der Pause des zweistündi­gen Konzertes zu hören waren, wurden deshalb auch kritische Töne laut.

Dusko Goykovic verkörpert diese nostalgisc­he Richtung des Jazz authentisc­h wie wenig andere, hat er doch die Zeiten der verrauchte­n Kneipen selbst erlebt. Der 85-Jährige wurde in Jaice im heutigen Bosnien geboren, lebt seit 1955 in Deutschlan­d und seit 1968 in München. Seine langjährig­e Karriere hatte ihn zu Kurt Edelhagen, Max Greger und Albert Mangelsdor­ff geführt, aber auch zu Musikern wie George Gruntz, Maynard Ferguson, Woody Herman. Der Mainstream Swing war also immer schon seine Heimat gewesen, und ihm ist er treu geblieben bis heute.

Sein Quintett, das den Abend im Jazzclub bestritt, bestand aus gestandene­n Musikern der deutschen Jazzszene. Der facettenre­ich aufspielen­de Pianist Bernhard Pichl sorgte immer wieder für eine musikalisc­he Überraschu­ng, während Claus Koch am Tenorsaxof­on den lyrischen, oft gehauchten Ton Gojkovics mit ebensolche­r Spielweise bravourös ergänzte. Rudi Engel am Kontrabass, der insbesonde­re im „Bass Blues“von John Coltrane seine sensible Virtuositä­t ausspielen durfte, und Michael Keul am Schlagzeug lieferten hierzu die grundsolid­e Basis.

Exzessiv war das nicht, was die fünf gestandene­n Musiker da für zwei Stunden zelebriert­en. Aber exzellent gespielt und mit seinem ebenso akkuraten wie entspannte­n Puls genau das Richtige für einen warmen Sommeraben­d.

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Foto: Eric Zwang Eriksson Dusko Goykovich mit Nostalgie Jazz in Augsburg.

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