Schwabmünchner Allgemeine

Hier sitzen Profis an der Nadel

Messe Bei der 1. Tattoo-Convention in Schwabmünc­hen können sich die Besucher nicht nur informiere­n, sondern auch gleich ein neues Bild stechen lassen. Welche Motive gerade im Trend sind und was das Gesundheit­samt kontrollie­rt

- VON UWE BOLTEN Eine Bildergale­rie mit Fotos von der Tattoo Convention finden Sie unter

Schwabmünc­hen Das Gemurmel der Besucher und das Surren der Tätowierma­schinen wird von Musik, die eigens von einem DJ aufgelegt wird, fast übertönt. „Um elf haben wir die Türen geöffnet, der Besucherst­rom reißt nicht ab“, sagt Jürgen Kuhn aus Höchstädt/Donau, der Veranstalt­er der 1. Tattoo-Convention in der Stadthalle. Der Eventveran­stalter, der sonst Konzerte mit Hansi Hinterseer oder Semino Rossi organisier­t, hat dieses Jahr fünf solcher Messen im Programm.

„Derzeit haben wir ständig um die 200 Gäste im Saal, die wechseln natürlich ständig“, äußert er sich nach der Mittagszei­t zufrieden. Sogar mehrere über 60-jährige Besucher seien dabei, ergänzt er. In der Stadthalle wurden eigens Trennwände eingericht­et, um den Tätowierer­n ähnliche Arbeitsbed­ingungen wie in den Studios zu bieten. Auf den Tischen der 30 Stände liegen Alben mit Vorlagen sowie Bücher mit Fotos bereits gestochene­r Tattoos. In Auslagen finden sich neben Hunderterl­ei Piercings auch konvention­elle Schmuckstü­cke. Im hinteren Teil der Abteile finden sich, für interessie­rte Besucher offen einsehbar, die Liegen mit Lagerungsh­ilfen sowie die Farben und Tätowierma­schinen. Da diese offene Arbeitswei­se in den Studios oft nicht möglich ist, können die Besucher bei den Convention­s, wie hier, den Tätowierer­n über die Schulter schauen.

Bevor die Künstler ihre unvergängl­ichen Werke in die Haut ihrer Kunden einbringen können, bedarf es noch der Freigabe des Arbeitspla­tzes durch das Gesundheit­samt. „Im Großen und Ganzen waren wir zufrieden mit den Gegebenhei­ten“, fasst Marc Schlachter zusammen, der als Mitarbeite­r des Hygienekon­trolldiens­tes beim Gesundheit­samt des Landkreise­s mit seiner Kollegin Anita Siebnacher alle Arbeitsplä­tze in Augenschei­n genommen hat. Nach mehr als zwei Stunden Kontrolle haben sie einige Farben aus dem Verkehr gezogen. „Der Hauptgrund war die fehlende und nicht lesbare Kennzeichn­ung nach der Tätowiermi­ttel-Verordnung. Hygienever­stöße waren nur marginal“, sagt er. Die Tätowierer hätten die Farben sofort abgegeben, eine Beschlagna­hme wäre in keinem Fall notwendig gewesen. Dieses Ergebnis spräche eindeutig für die Profession­alität von Veranstalt­er und Tätowierer, ergänzt der Hygienekon­trolleur.

Dies unterstrei­cht auch der gebürtige Schwabmünc­hner Joey Ost- ner, Inhaber eines Tattoo-Studios in Augsburg. „Wir wissen, worauf nach Hygienever­ordnung und anderen Bestimmung­en zu achten ist. Wenn dann etwas auffällt, sind wir selber schuld“, sagt er. So können die Besucher, unter denen sich auffällig viele junge Damen befinden, bei den internatio­nalen Künstlern sicher fühlen.

„Ein Tattoo zu tragen ist schon kein Trend mehr, sondern Ausdruck des Lebensgefü­hls“, sagt Felix Ludmann, Betreiber eines großen Tattoo-Studios in Augsburg. Immer mehr nachgefrag­t würden großflächi­ge, auf DIN-A4-Größe angelegte, realistisc­he Darstellun­gen und dreidimens­ional angelegte Körperbild­er, ergänzt er. „Einer der großen Renner ist immer noch die Unendlichk­eitsschlei­fe“, sagt er zu häufig gewählten Motiven. Auch Piercings, egal ob im Bauchnabel, in der Nase oder Wange, würden stark nachgefrag­t. Immer wieder stehen Interessie­rte an den Ständen und schauen den Tätowierer­n bei der Erschaffun­g der bleibenden Kunstwerke zu.

Stephan Lauchner aus Olching liegt mittlerwei­le seit drei Stunden auf dem Bauch und lässt sich eine Fantasiequ­alle in Realtechni­k in die rechte Wade stechen. „Das wird noch einmal mindestens drei bis vier Stunden dauern. Das ist es mir wert“, sagt er und rückt seinen Kopfhörer wieder zurecht.

Leise surrt die Maschine, und der Künstler, ganz in seine Arbeit vertieft, bringt weiter die Farbe in die zweite Hautschich­t ein. Immer und immer wieder wischt er dabei überflüssi­ge Farbe von der Haut. Es fließt kein Blut, ein Umstand, der auf die hohe Fertigkeit des Tätowierer­s hinweist.

Auch wenn krankheits­bedingt einige Plätze in der Halle nicht besetzt sind, werden imposante Werke geschaffen, wie die abendliche Wahl der besten, auf der Convention gestochene­n, Tattoos beweist.

Während dann die Pokale übergeben werden, laufen an manchen Ständen die Maschinen weiter und die Tätowierer schaffen neue Kunstwerke.

Bei uns im Internet schwabmuen­chner allgemeine.de

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Fotos: Uwe Bolten Bei der 1. Tattoo Convention konnten sich Besucher auch gleich ein Bild stechen lassen oder den Tätowierer­n einfach einmal über die Schulter schauen.
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Die Schwabmünc­hner Stadthalle verwandelt­e sich in ein großes Tattoo Studio mit vielen Angeboten.
 ??  ?? Bevor die Tattoos farbig werden, werden erst die Konturen gestochen (links). Milli meterweise erhält die Eule ihr farbiges Aussehen (rechts).
Bevor die Tattoos farbig werden, werden erst die Konturen gestochen (links). Milli meterweise erhält die Eule ihr farbiges Aussehen (rechts).
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Der Löwe im klassische­n Schwarz Grau war einer der Preisträge­r bei der Prä mierung der besten Arbeiten.
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Ganz im Trend liegen dreidimens­ionale Tattoos.
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