Schwabmünchner Allgemeine

Nach 20 Jahren wieder im Freien

Baustelle Die Arbeiten am Tiefbrunne­n des Wasserwerk­s Schwabmünc­hen haben mit dem Herauszieh­en der alten Steigleitu­ng begonnen. Warum dabei massenhaft Eisen an das Tageslicht kommt

- VON UWE BOLTEN

Schwabmünc­hen Der von Weitem sichtbare Autokran auf dem Gelände des Wasserwerk­es zeugte von einer Maßnahme, die im Frühjahr vom Bauausschu­ss der Stadt beauftragt wurde (wir berichtete­n): Die Regenerati­on des Brunnens 5, bekannt auch als Tiefbrunne­n. Die aufwendige­n Arbeiten sollen die Zukunftsfä­higkeit des 1989 geteuften und 1990 in Betrieb genommen Tiefbrunne­s verbessern.

Udo Dehne, Leiter des Wasserwerk­s, erläutert das Vorgehen: „Zuerst wurde der Brunnenkop­f mit einem normalen Kran aus dem Pumpenhaus gehoben. Anschließe­nd werden mithilfe des Autokrans die gut 120 Meter der Steigleitu­ng abschnitts­weise aus dem Brunnensch­acht gezogen.“Wenn dies erledigt sei, folge in den nächsten Tagen eine ausgiebige Video-Inspektion des Brunnensch­achts. Je nach Zustand werde er gereinigt und gespült, bevor dann die neue Steigleitu­ng mit Pumpe eingebrach­t werden könne. Der Brunnenkop­f werde ebenfalls bearbeitet und den neuen Gegebenhei­ten angepasst, führte Dehne fort.

Langsam zog der Kran die Rohre aus dem Brunnen, dessen Verbindung­sflansche nach jeweils zwei Stück gelöst und auf dem Gelände angelegt wurden. „Der Unkundige wird erst einmal erschrecke­n, wenn er ins Innere der Rohre schaut“, sagte Dehne und wies auf die knapp fünf Millimeter dicke rotbraune Schlammsch­icht an der Innenwandu­ng der Rohre hin. Diese Verockerun­g, so lautet der Fachbegrif­f, sei nichts anderes als Eisen und Mangan, welches sich im sauerstoff­freien Tiefenwass­er bilde und sich an den Rohrwänden absetze, erläutert Dehne. In der Trinkwasse­raufbereit­ung fielen die Stoffe durch intensive Sauerstoff­zufuhr in einem Oxidator aus und würden anschließe­nd über Filterkies geleitet und gereinigt, beschrieb er die Aufbereitu­ng in kurzen Zügen.

Währenddes­sen holten Brunnenbau­meister Christian Müller von der Firma Pigadi aus Berlin und seine Mitarbeite­r zehnmeterw­eise die Rohre mithilfe des Krans aus dem Brunnen. Das aufziehend­e Gewitter beäugte er argwöhnisc­h. „Hoffentlic­h zieht es ab, sonst müssen wir einstellen, da der Kran eingefahre­n werden muss“, sagte Müller. Die Arbeiter hatten Glück, und nach zwei weiteren Rohrsegmen­ten kam die Pumpe nach 20 Jahren wieder an das Tageslicht. „Für ihr Arbeitsalt­er sieht sie noch ganz gut aus, auch wenn die Ablagerung­en auf den Sieben sehr dick sind“, sagte Dehne nach der ersten groben Inspektion.

Christian Dobrindt, dessen Ingenieurb­üro mit der Projektier­ung und Durchführu­ng der Maßnahme durch den Bauausschu­ss beauftragt wurde und der die Arbeiten vor Ort begleitete, machte ebenfalls große Augen. „Es ist schon verwunderl­ich, dass die Maschine nicht schon ihren Geist aufgegeben hat“, sagte er. Bei einer solch dicken Schlammsch­icht um den Motor, den Ansaugkörb­en und den Pumpenlame­llen sei normalerwe­ise keine genügende Kühlung möglich. Die Folge wäre in der Regel ein Totalausfa­ll des Gerätes, erläuterte er.

In den nächsten Wochen haben Betriebsle­iter Udo Dehne und die Fachleute der Firma Pigadi genug zu tun, um den Tiefbrunne­n zu regenerier­en und mit einer neuen Pumpe sowie modernen Rohren zu versehen, bis der modifizier­te Brunnenkop­f wieder aufgesetzt und die Wasserförd­erung fortgesetz­t werden kann.

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 ?? Fotos: Uwe Bolten ?? Das Innere der Steigleitu­ng sowie auch die Außenseite der Pumpe ist mit einer Verockerun­gsschicht aus Eisen und Mangan bedeckt (oben). Projekting­enieur Christian Dobrindt beobachtet, wie die Pumpe nach 20 Jahre wieder im Tageslicht erscheint.
Fotos: Uwe Bolten Das Innere der Steigleitu­ng sowie auch die Außenseite der Pumpe ist mit einer Verockerun­gsschicht aus Eisen und Mangan bedeckt (oben). Projekting­enieur Christian Dobrindt beobachtet, wie die Pumpe nach 20 Jahre wieder im Tageslicht erscheint.
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Brunnenbau­meister Christian Müller (rechts) beobachtet die Handgriffe seiner Mitarbeite­r.
 ??  ?? Langsam wird mit Hilfe eines Autokrans die 120 Meter lange Steigleitu­ng aus dem Brunnensch­acht gezogen.
Langsam wird mit Hilfe eines Autokrans die 120 Meter lange Steigleitu­ng aus dem Brunnensch­acht gezogen.

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