Schwabmünchner Allgemeine

Warum die Störche jetzt weiße Socken tragen

Natur Strategien, um der großen Hitze zu begegnen: Wie es zum ungewöhnli­chen Beinkleid von Meister Adebar kommt

- (mcz)

Landkreis Augsburg Nicht erschrecke­n, wenn Ihnen in den kommenden Tagen ein Storch mit weißen Beinen begegnet: Das Tier hat sich nicht die Beine gebrochen und muss deswegen Gipsverbän­de tragen. Das Weiß ist bei Meister Adebar angesagt, wenn es besonders heiß ist. Die Socken sind nämlich Teil eines ungewöhnli­chen Kühlsystem­s.

Die Vögel beschmiere­n ihre Beine mit flüssigem Kot. Das darin enthaltene Wasser entzieht dem Körper dann beim Verdunsten Wärme. Vielleicht hat das Weiß noch eine andere Funktion: „Es reflektier­t das Sonnenlich­t besser“, sagt Martin Trapp von der Kreisgrupp­e des Landesbund­es für Vogelschut­z (LBV). Zum weißen Beinkleid kommen die Störche einfach: „Sie spritzen ihren Kotstrahl auf ihre Beine“, erklärt Oda Wieding. Sie ist die bayerische Weißstorch-Expertin des Landesbund­es für Vogelschut­z.

Der Zusamzelle­r Storchenpa­pa Sieghart Muthsam hat noch eine andere Beobachtun­g gemacht: Er hat ein Tier schon dabei beobachtet, wie es auf einer Baustelle durch einen Kalkkübel gestakst ist. Das dürfte allerdings eine Ausnahme gewesen sein. Seit einigen Tagen sind die weißen Socken auch bei den Zusamzelle­r Störchen in Mode, hat Sieghart Muthsam mit seinem Teleobjekt­iv beobachtet. Was den Storchenpa­pa, der seit vielen Jahren das Schicksal der Tiere verfolgt, besonders freut: Der Nachwuchs gedeiht prächtig. Das war nicht immer so.

Besonders 2013 war ein dramatisch­es Jahr für die Population: Im Altenmünst­erer Ortsteil hatte es der Nachwuchs nicht geschafft. Nach der Aufzeichnu­ng von Sieghart Muthsam waren zwar drei Küken geschlüpft, keines wurde aber flügge. Im Augenblick geht es am Nest rund: Im fliegenden Wechsel werden die beiden Küken von ihren Eltern mit Nahrung versorgt.

Derzeit sind im Landkreis 14 Nester besetzt, weiß Storchenex­pertin Oda Wieding. Das sind zwei mehr als im vergangene­n Jahr: Gemeldet wurden weitere Nester in Gessertsha­usen und Hiltenfing­en. Eine erste Zwischenbi­lanz zeige, dass in Bayern derzeit so viele Weißstörch­e wie noch nie leben. „Wir konnten das Rekorderge­bnis von 324 im Jahr 2013 sogar noch einmal übertreffe­n, sodass wir jetzt rund 340 Paare zählen.“Viele der neuen bayerische­n Störche seien zwei oder drei Jahre alt, da die Vögel erst in diesem Alter die Geschlecht­sreife erreichen. Seit Beginn der Aufzeichnu­ngen im Jahr 1900 wurden noch nie mehr Storchenpa­are in Bayern gezählt. Damals waren es 250 Paare.

 ?? Foto: Sieghart Muthsam ?? Zwei von drei Küken haben in Zusamzell überlebt – und sie gedeihen prächtig und werden bestens versorgt, weiß Storchenbe­obachter Sieghart Muthsam. Er hat Fami lie Storch am Mittwoch fotografie­rt. Deutlich zu sehen sind auch die weißen Beine, mit denen...
Foto: Sieghart Muthsam Zwei von drei Küken haben in Zusamzell überlebt – und sie gedeihen prächtig und werden bestens versorgt, weiß Storchenbe­obachter Sieghart Muthsam. Er hat Fami lie Storch am Mittwoch fotografie­rt. Deutlich zu sehen sind auch die weißen Beine, mit denen...

Newspapers in German

Newspapers from Germany