Schwabmünchner Allgemeine

Die Moral der (fast) Nackten

Musik Was die „Drei Männer nur mit Gitarre“außer ihrem Oberkörper und der Gitarre im Germar’s noch zu bieten haben

- VON REINHOLD RADLOFF

Schwabmünc­hen Germar Thiele strahlt über das ganze Gesicht: „Ich habe lange gekämpft, um sie zu bekommen. Jetzt sind sie da.“Der Kampf hat sich gelohnt, denn die „Drei Männer nur mit Gitarre“ernteten im Germar’s viel Beifall, allerdings nicht nur für ihre Musik und ihre Sprüche.

bisschen derb, ein bisschen sexistisch, ein bisschen sächsisch, ein bisschen bayerntüme­lnd, ein bisschen von allem – außer von Politik. Denn die soll bei ihrem Programm vergessen werden. „Wir sind zwar alle drei etwas links, aber das interessie­rt nicht, “sind sie sich einig. Sie wollen den Menschen nette Geschichte­n aus ihren Leben erzählen, und zwar ungeschönt – vor allem solche, bei denen sie nicht so besonders gut wegkommen. „Wir wollen die Menschen ermutigen, sich um nichts zu scheißen, das zu tun, was sie wollen, sich nicht von anderen dirigieren zu lassen. Jeder macht Fehler. Die sollte er auch erzählen. Und zu denen sollte er auch stehen. Das tun wir. Das macht uns Spaß und unseren Zuhörern auch“, erklärt Roland Hefter, und die anderen beiden nicken.

Eigentlich haben die SelfmadeGi­tarristen andere Berufe außer Musiker und Kabarettis­t: Michael Dietmayr war Sozial- und Theaterpäd­agoge, Roland Hefter Schriftenm­aler und Stefan Keller Schmied. Jetzt stehen sie allerdings mit dieser und anderen Formatione­n weit über 100 Mal pro Jahr auf der Bühne – singen, erzählen angeblich wahre Geschichte­n, glänzen mit Gags, bieten Kabarett ohne Schnörkel, ohne technische­n Firlefanz, einfach ganz einfach. Und so wollen sie das.

Ihre Liedtexte sind mitten aus dem Leben gegriffen, beschreibe­n alltäglich­e Probleme und Situatione­n: die Freude am Bier, seine AusEin wirkungen, die Probleme mit der Figur, mit den Frauen und der Familie und und und. Wichtig ist ihnen dabei immer: „Man muss auch über sich selbst lachen können.“Doch das ist nicht die einzige Quintessen­z, die sie verbreiten: „Des werd scho no“oder „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, oder „Schlimmer geht’s immer“oder „Es hat se jedr scho blamiert“oder „Du bist nur oimol auf der Welt“. Und die Zuhörer ertappen sich dabei, wie sie plötzlich ihr eigenes Leben vor sich sehen, ihre wohl gehüteten Geheimniss­e auf den Tisch kommen und lachen trotzdem. „Zuerst kommt die Gaudi und dann das Geld“singen die drei auf musikalisc­h gelungen einfache, aber eindringli­che Art. Und: Sie können nicht nur Klamauk, sondern auch nachdenkli­ch.

Und um all das, was sie an diesem Abend aussagen wollten, auf einen Schlag noch einmal zu bekräftige­n, reißen sie sich das Hemd vom Leib, zeigen ihre nicht gerade studiogest­ählten Körper und wollen damit sagen: „Koaner ist perfekt. I bin wia i bin. Drau di.“

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Foto: Reinhold Radloff Drei Männer nur mit Gitarre im Germar’s: (von links) Michael Dietmayr, Roland Hef ter und Stefan Keller.

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