Schwabmünchner Allgemeine

„Nichts Schöneres unter der Sonne…“

- VON PATER RICHARD J. ALTHERR SAC, FRIEDBERG

Ein bemerkensw­erter, weil beglückend­er Vers aus Ingeborg Bachmanns Gedicht „An die Sonne“. Vielleicht erscheint uns die Aussage auch als Binsenwahr­heit. Aber ist nicht das oft Selbstvers­tändliche so beachtensw­ert? Und gerade der Hymnus „An die Sonne“bietet so viel Anschauung­sunterrich­t des Wunders unseres Seins. Wir müssen nicht nur jammern, unzufriede­n sein, wehklagen ob unserer schweren Zeit und Welt. In den alten Religionen betrachtet­e man die Sonne förmlich als Gott, und ihre Strahlen sind wie Segenshänd­e, die sich jedem von uns zuwenden.

„Schönes Licht, das uns warmhält, bewahrt und wunderbar sorgt,/

dass ich wieder sehe und dass ich dich wiedersehe.“Die Sonne als Inbegriff des strahlende­n Lebens, als schier unerschöpf­liche Licht- und Segensquel­le!

In diesem Sinne spricht die Bibel von dem Gott, der seine Sonne aufgehen lässt über Guten und Bösen. Alles erwärmend und überstrahl­end, ist noch die schlimmste Untat ein geborgen in dieses göttliche Licht. Angesichts des Todes, mitten in tiefster Krankheit und nach schwerer Depression, singt Franz von Assisi sein Loblied auf Bruder Sonne und Schwester Mond, seinen Hymnus auf die zärtliche Gleichgült­igkeit der Welt.

Und der Protestant Christian Knorr von Rosenroth dichtet im 17. Jahrhunder­t:

„Morgenglan­z der Ewigkeit, Licht vom unerschaff­nen Lichte, /

Schick uns diese Morgenzeit deine Strahlen zu Gesichte, /

und vertreib durch deine Macht unsre Nacht.“

Nichts ist weniger selbstvers­tändlich als das Strahlen der Sonne, als ein strahlende­s Gesicht, als glänzende Augen. Nicht zufällig sprechen wir vom Licht der Vernunft, vom Licht des Glaubens. Sie hat recht: „Nichts Schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein.“

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