Schwabmünchner Allgemeine

Das Bremsmanöv­er endet im Graben

Aussicht Das Wetter war diesmal nicht optimal für die Ballonfahr­er bei der Königsbrun­ner Gautsch. Nur frühmorgen­s konnten sie aufsteigen. Unsere Mitarbeite­rin durfte mitfahren und genoss das Erlebnis, trotz einer bockigen Landung

- VON PETRA MANZ

Königsbrun­n Das Wetter war am vergangene­n Wochenende nicht der beste Freund der Ballonfahr­er, die am Rande der Gautsch ihre Wettfahrte­n beim LEW-Ballon-Cup austragen wollten. Am Samstagmor­gen um 6 Uhr lief es noch gut: Bei der „Fuchsfahrt“landeten die 23 Ballone sicher nach anderthalb Stunden im Zielgebiet bei Merching. Die abendliche zweite Aufgabe mit Start am Gautschgel­ände musste jedoch wegen zu starker Winde abgesagt werden. Am Sonntagmor­gen gab es einen zweiten Anlauf.

Ab 5.30 Uhr treffen die Teams samt Equipage auf dem Feld neben dem Gautschgel­ände ein, um sich im Wettbewerb in die Lüfte zu erheben. Die Teams sind kurz vorher beim gemeinsame­n Frühstück noch zu Start- und Wetterbedi­ngungen von Andreas Aigner vom Verein Ballonfreu­nde Lechfeld gebrieft worden und haben ihre gelben „Marker“erhalten, mit denen das vom „Fuchs“, dem dem Ballonfeld vorausfahr­enden Piloten, ausgelegte Kreuz am Boden möglichst genau von oben getroffen werden soll.

Innerhalb von 30 Minuten sind die meisten Ballons klar zum Start und erhalten über Funk vom Koordinato­r die Erlaubnis zum Abheben. In dem Heer von bunten Ballonen lenkt der Allgäuer Martin Buchenberg den roten, 3600 Kubikmeter großen Media-Markt-Ballon, in sich neben Crew, Helfer und der Mitarbeite­rin unserer Zeitung auch Ulrich Fetzer aus Augsburg befindet. Er löst mit dieser Ballonfahr­t einen Gutschein ein, den er zu seinem 50. Geburtstag geschenkt bekommen hatte.

Hoch in den Lüften folgen alle Korbinsass­en den klaren Anweisunge­n des routiniert­en Piloten. Man genießt den Blick in die Ferne, das leise Gleiten über Felder, Dörfer und den Lech hinweg und die frühmorgen­dliche Atmosphäre, die durch das diesige Wetter nochmals eine besondere Note hat, immer wieder unterbroch­en durch das Befeuerung­swummern, wenn der Pilot Gas zugibt.

Martin Buchenberg hält ständigen Funkkontak­t mit seinem Transportf­ahrzeug, das am Boden der Fahrtricht­ung des Ballons folgt. Und als sich nach circa 40 Minuten Fahrt eine Schlechtwe­tterfront ankündigt, ist schnell klar, dass man vorzeitig zur Landung ansetzen muss – Sicherheit geht vor. „Die Bedingunge­n werden zu bockig“, wie Martin es in seinem Allgäuer Dialekt begründet.

Doch Wiesengelä­nde sind rar undem ter den dichten Nutzfläche­n und nach minutenlan­gem Streifen nur wenige Meter über Kornfelder, Wege und einsame Straßen entschließ­t sich der Pilot zur Landung auf dem Asphalt und gibt seine Anweisunge­n: „Frauen in den hinteren Teil des Korbes, Kameras und Gegenständ­e sicher verstauen, unbedingt an den Tauschleif­en festhalten, im vorderen Korbteil nicht hinauslehn­en, ausschließ­lich innen festhalten.“Dann folgt die bockige Landung auf dem Asphalt. Und eine letzte Böe schiebt den Korb dann doch noch in den Straßengra­ben.

Die Insassen im Korb landen allesamt horizontal übereinand­ergeschich­tet liegend, die Frauen obenauf: Schallende­s Gelächter, einige Klimmzüge und alle kraxeln unversehrt aus dem Korb. Beim raschen Einholen und Einfalten des Ballons sitzt jeder Handgriff und innerhalb von 20 Minuten ist alles wieder im Transporta­nhänger verstaut. Ulrich Fetzer ist begeistert: „Eine tolle Erfahrung, auch wenn die Fahrt leider etwas kurz war.“

Aber auch eine kurze Fahrt ist die Ballontauf­e wert: Denn Erstfahrer werden zum „adeligen“Ballonfahr­er beziehungs­weise zur „adeligen“Ballonfahr­erin „getauft“. Und so wird Ulrich Fetzer vom „burggräfli­chen Raubritter Martin vom hügeligen Land“mit Feuer und Bier noch an der Landungsst­elle in den Adelsstand mit herzoglich­em Titel erhoben.

Burggräfli­cher Raubritter Martin vom hügeligen Land

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Insgesamt 23 Heißluftba­llons waren am frühen Samstag und Sonntagmor­gen über der Region unterwegs. Am Sonntag mussten die Piloten wegen schlechten Wetters vorzeitig wieder landen. Martin Buchenberg setzte seinen Ballon zwar auf der Straße auf. Ein...
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Nach der überstande­nen Bewährungs­probe bekommt jeder obligatori­sche Taufe und wird zum adeligen Ballonfahr­er getauft. Erstfahrer die
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Fotos: Petra Manz
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