Das Bremsmanöver endet im Graben
Aussicht Das Wetter war diesmal nicht optimal für die Ballonfahrer bei der Königsbrunner Gautsch. Nur frühmorgens konnten sie aufsteigen. Unsere Mitarbeiterin durfte mitfahren und genoss das Erlebnis, trotz einer bockigen Landung
Königsbrunn Das Wetter war am vergangenen Wochenende nicht der beste Freund der Ballonfahrer, die am Rande der Gautsch ihre Wettfahrten beim LEW-Ballon-Cup austragen wollten. Am Samstagmorgen um 6 Uhr lief es noch gut: Bei der „Fuchsfahrt“landeten die 23 Ballone sicher nach anderthalb Stunden im Zielgebiet bei Merching. Die abendliche zweite Aufgabe mit Start am Gautschgelände musste jedoch wegen zu starker Winde abgesagt werden. Am Sonntagmorgen gab es einen zweiten Anlauf.
Ab 5.30 Uhr treffen die Teams samt Equipage auf dem Feld neben dem Gautschgelände ein, um sich im Wettbewerb in die Lüfte zu erheben. Die Teams sind kurz vorher beim gemeinsamen Frühstück noch zu Start- und Wetterbedingungen von Andreas Aigner vom Verein Ballonfreunde Lechfeld gebrieft worden und haben ihre gelben „Marker“erhalten, mit denen das vom „Fuchs“, dem dem Ballonfeld vorausfahrenden Piloten, ausgelegte Kreuz am Boden möglichst genau von oben getroffen werden soll.
Innerhalb von 30 Minuten sind die meisten Ballons klar zum Start und erhalten über Funk vom Koordinator die Erlaubnis zum Abheben. In dem Heer von bunten Ballonen lenkt der Allgäuer Martin Buchenberg den roten, 3600 Kubikmeter großen Media-Markt-Ballon, in sich neben Crew, Helfer und der Mitarbeiterin unserer Zeitung auch Ulrich Fetzer aus Augsburg befindet. Er löst mit dieser Ballonfahrt einen Gutschein ein, den er zu seinem 50. Geburtstag geschenkt bekommen hatte.
Hoch in den Lüften folgen alle Korbinsassen den klaren Anweisungen des routinierten Piloten. Man genießt den Blick in die Ferne, das leise Gleiten über Felder, Dörfer und den Lech hinweg und die frühmorgendliche Atmosphäre, die durch das diesige Wetter nochmals eine besondere Note hat, immer wieder unterbrochen durch das Befeuerungswummern, wenn der Pilot Gas zugibt.
Martin Buchenberg hält ständigen Funkkontakt mit seinem Transportfahrzeug, das am Boden der Fahrtrichtung des Ballons folgt. Und als sich nach circa 40 Minuten Fahrt eine Schlechtwetterfront ankündigt, ist schnell klar, dass man vorzeitig zur Landung ansetzen muss – Sicherheit geht vor. „Die Bedingungen werden zu bockig“, wie Martin es in seinem Allgäuer Dialekt begründet.
Doch Wiesengelände sind rar undem ter den dichten Nutzflächen und nach minutenlangem Streifen nur wenige Meter über Kornfelder, Wege und einsame Straßen entschließt sich der Pilot zur Landung auf dem Asphalt und gibt seine Anweisungen: „Frauen in den hinteren Teil des Korbes, Kameras und Gegenstände sicher verstauen, unbedingt an den Tauschleifen festhalten, im vorderen Korbteil nicht hinauslehnen, ausschließlich innen festhalten.“Dann folgt die bockige Landung auf dem Asphalt. Und eine letzte Böe schiebt den Korb dann doch noch in den Straßengraben.
Die Insassen im Korb landen allesamt horizontal übereinandergeschichtet liegend, die Frauen obenauf: Schallendes Gelächter, einige Klimmzüge und alle kraxeln unversehrt aus dem Korb. Beim raschen Einholen und Einfalten des Ballons sitzt jeder Handgriff und innerhalb von 20 Minuten ist alles wieder im Transportanhänger verstaut. Ulrich Fetzer ist begeistert: „Eine tolle Erfahrung, auch wenn die Fahrt leider etwas kurz war.“
Aber auch eine kurze Fahrt ist die Ballontaufe wert: Denn Erstfahrer werden zum „adeligen“Ballonfahrer beziehungsweise zur „adeligen“Ballonfahrerin „getauft“. Und so wird Ulrich Fetzer vom „burggräflichen Raubritter Martin vom hügeligen Land“mit Feuer und Bier noch an der Landungsstelle in den Adelsstand mit herzoglichem Titel erhoben.
Burggräflicher Raubritter Martin vom hügeligen Land