Von wegen Ferien Idylle
Viveca Stens achter Inselroman
Viveca Sten ist nichts Menschliches fremd. Aus ihrer Zeit als Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post kennt sie so manche Kniffe, wie sich Beschuldigte aus der Affäre ziehen. Im neuesten Kriminalroman, der wie alle anderen auf ihrer Lieblingsinsel Sandhamn spielt, zieht Sten wieder alle Register ihres Könnens.
Ihr sympathischer Kommissar Thomas Andreasson hat es im achten Roman mit einem besonders fiesen Fall zu tun. Aus einem Segelcamp ist ein kleiner Junge verschwunden. Thomas erfährt, dass der eher schüchterne Benjamin schon im Lager von größeren Jungs gemobbt wurde. Ist er davongelaufen und womöglich ertrunken? Oder wurde er entführt? Für den Kommissar beginnt ein Rennen mit der Zeit. Was er nicht ahnt: Seine Jugendfreundin Nora, die kurz vor ihrer Hochzeit steht, verhandelt einen Betrugsfall, in den der Vater von Benjamin verwickelt ist.
Da sind die Leser der Polizei immer einen Schritt voraus. Das mindert aber keineswegs die Spannung. Viveca Sten ist eine versierte Autorin, die genau weiß, wie viel sie preisgeben will. Und mit dem Ende überrascht die Schriftstellerin sogar geübte Krimi-Leser. Ganz nebenbei legt die Schwedin den Finger in die Wunden unserer Gesellschaft. Das Verhalten der Kinder spiegelt die Rücksichtslosigkeit wider, die in der Welt der Erwachsenen herrscht – Zeichen einer zerrissenen Gesellschaft.