Unser Essen aus der Heimat
Ernährung In einer neuen Serie stellen wir ab morgen immer samstags Lebensmittel aus dem Augsburger Land vor. Zum Auftakt erklärt eine Expertin, was hier alles wächst und worauf Verbraucher achten sollten
Landkreis Augsburg „Du bist, was du isst.“Wie oft wird diese Floskel verwendet, um zu suggerieren, dass ein Lebensmittel besonders gut oder gesund für den Menschen ist. Doch wer soll das entscheiden? Idealerweise können dies die Verbraucher selbst tun – allerdings nur, wenn sie entsprechendes Hintergrundwissen haben. Oder es sich in den kommenden Wochen bei unserer neuen Serie „Unser Essen“anlesen.
Dass Zuckerrüben, Weizen, Mais, Kartoffeln, Spargel, Erdbeeren, Braugerste und Milch klassische Produkte aus dem Augsburger Land sind, dürfte vielen bewusst sein. Doch wer weiß schon, dass der Landkreis auch über Produkte wie Schafe, Forellen, Legehennen, Kürbisse, Melonen, Zwiebeln, Haselnüsse, Walnüsse, Buchweizen, Sonnenblumen oder sämtliches Beerenobst verfügt? Alexandra Hiebl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bezeichnet diese Produkte als die „Unbekannten“im Augsburger Land.
Den größten Raum nehmen hier Weizen, Mais und Milch ein. Weizen, Kartoffeln, Milch und Zuckerrüben könnten als die ältesten Produkte im Landkreis bezeichnet werden. Letztere könne man laut der Diplom-Ökotrophologin vielleicht sogar als „Exportschlager“bezeichnen – denkt man an den Zucker aus der Zuckerrübe.
Wenn also all diese Produkte typisch für das Augsburger Land sind, dann müssten sie doch folgerichtig auch in die Rubrik „regionale Lebensmittel“fallen. Doch Alexandra Hiebl stellt klar: „Für Regionalität gibt es keine Definition.“Diese liege nämlich immer auch im Auge des Verbrauchers oder Käufers und wird nicht etwa durch einen Umkreis in Kilometern definiert.
Dass die Regionalität auch ohne eindeutige Definition ein Kriterium bei der Wahl des Erzeugers werden kann, erklärt die Ökotrophologin so: „Der Begriff Regionalität bezieht sich auf die Herkunft der Lebensmittel und zielt auf regionale Kreisläufe, möglichst kurze Wege und Glaubwürdigkeit ab.“Das bedeutet, dass Lebensmittel, die in der Region wachsen, reif geerntet werden und deswegen mehr Nährstoffe und Aromen enthalten. Sie legen langen Transportwege zurück und schonen die Umwelt. Sie sorgen dafür, dass in der Region Arbeitsplätze entstehen oder erhalten bleiben. Der ein oder andere Kunde kauft gerne beim Erzeuger direkt ein. „Die Vertrautheit, den Hof zu kennen, von dem die Eier oder die Milch stammen, ist für manch einen beruhigend“, weiß Hiebl.
Da der Wunsch, „ab Hof“zu kaufen, nicht immer umsetzbar ist – allein der Landkreis Augsburg misst schließlich in seiner Nord-Süd-Ausdehnung mehr als 70 Kilometer –, sind mittlerweile Netzwerke entstanden, die den Kauf beim regionalen Erzeuger einfacher, fairer und nachhaltiger machen sollen. Ein Beispiel ist die „Marktschwärmerei“. Das Konzept, das deutschlandweit bereits an 41 Orten in zehn Bundesländern umgesetzt wird und sich an 103 Orten im Aufbau befindet, gibt es seit Mai auch in Augsburg. „In der Augsburger Schwärmerei sind aktuell zehn Erzeuger gelistet“, erklärt Volker Zepperitz, im Unternehmen für die Kommunikation zuständig ist. Sie stammen aus Augsburg, Gablingen, Großaitingen, Langweid, Friedberg und Inchenhofen. So funktioniert’s: Ausgewählt wird die gewünschte Ware im Vorfeld im Onlineshop, abholen kann man sie dann mittwochs in der Klinkertorstraße in Augsburg. Aktuell nutzen das Angebot im Augsburger Raum bereits 560 Mitglieder.
Ein Siegel der Regionalität kann und sollte für den Verbraucher jedoch nicht das einzige Entscheidungskriterium sein. Gerade bei tierischen Produkten sollte man trotzdem noch Interesse für die Haltungsart zeigen, sagt Alexandra Hiebl: „Nicht jedes regionale Huhn oder Schwein lebt in einer Bilderbuchidylle.“Und Verbraucher sollten wissen, was regionale Lebensmittel im Augsburger Land sind. Zitrusfrüchte, Datteln, Ananas, Kaffee und Pfeffer können zum Beispiel definitiv nicht von hier stammen. „Diese Pflanzen findet man vielkeine leicht im Botanischen Garten, aber nicht auf den großen Produktionsflächen in unserem Landkreis.“
Allerdings wandelt sich die Landwirtschaft natürlich. Und so verändert sich auch das Angebot regionaler Lebensmittel. „Soja als Futterder mittel ist eine Pflanze, die bereits ihren Einzug feiert“, sagt Hiebl. Auch die Lupine könnte sich vielleicht irgendwann hier ansiedeln. Versuche dazu, den wichtigen Eiweißlieferanten auch im Landkreis zu erzeugen, gibt es bereits.