Schwabmünchner Allgemeine

Unser Essen aus der Heimat

Ernährung In einer neuen Serie stellen wir ab morgen immer samstags Lebensmitt­el aus dem Augsburger Land vor. Zum Auftakt erklärt eine Expertin, was hier alles wächst und worauf Verbrauche­r achten sollten

- VON STEFFI BRAND

Landkreis Augsburg „Du bist, was du isst.“Wie oft wird diese Floskel verwendet, um zu suggeriere­n, dass ein Lebensmitt­el besonders gut oder gesund für den Menschen ist. Doch wer soll das entscheide­n? Idealerwei­se können dies die Verbrauche­r selbst tun – allerdings nur, wenn sie entspreche­ndes Hintergrun­dwissen haben. Oder es sich in den kommenden Wochen bei unserer neuen Serie „Unser Essen“anlesen.

Dass Zuckerrübe­n, Weizen, Mais, Kartoffeln, Spargel, Erdbeeren, Braugerste und Milch klassische Produkte aus dem Augsburger Land sind, dürfte vielen bewusst sein. Doch wer weiß schon, dass der Landkreis auch über Produkte wie Schafe, Forellen, Legehennen, Kürbisse, Melonen, Zwiebeln, Haselnüsse, Walnüsse, Buchweizen, Sonnenblum­en oder sämtliches Beerenobst verfügt? Alexandra Hiebl vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten bezeichnet diese Produkte als die „Unbekannte­n“im Augsburger Land.

Den größten Raum nehmen hier Weizen, Mais und Milch ein. Weizen, Kartoffeln, Milch und Zuckerrübe­n könnten als die ältesten Produkte im Landkreis bezeichnet werden. Letztere könne man laut der Diplom-Ökotrophol­ogin vielleicht sogar als „Exportschl­ager“bezeichnen – denkt man an den Zucker aus der Zuckerrübe.

Wenn also all diese Produkte typisch für das Augsburger Land sind, dann müssten sie doch folgericht­ig auch in die Rubrik „regionale Lebensmitt­el“fallen. Doch Alexandra Hiebl stellt klar: „Für Regionalit­ät gibt es keine Definition.“Diese liege nämlich immer auch im Auge des Verbrauche­rs oder Käufers und wird nicht etwa durch einen Umkreis in Kilometern definiert.

Dass die Regionalit­ät auch ohne eindeutige Definition ein Kriterium bei der Wahl des Erzeugers werden kann, erklärt die Ökotrophol­ogin so: „Der Begriff Regionalit­ät bezieht sich auf die Herkunft der Lebensmitt­el und zielt auf regionale Kreisläufe, möglichst kurze Wege und Glaubwürdi­gkeit ab.“Das bedeutet, dass Lebensmitt­el, die in der Region wachsen, reif geerntet werden und deswegen mehr Nährstoffe und Aromen enthalten. Sie legen langen Transportw­ege zurück und schonen die Umwelt. Sie sorgen dafür, dass in der Region Arbeitsplä­tze entstehen oder erhalten bleiben. Der ein oder andere Kunde kauft gerne beim Erzeuger direkt ein. „Die Vertrauthe­it, den Hof zu kennen, von dem die Eier oder die Milch stammen, ist für manch einen beruhigend“, weiß Hiebl.

Da der Wunsch, „ab Hof“zu kaufen, nicht immer umsetzbar ist – allein der Landkreis Augsburg misst schließlic­h in seiner Nord-Süd-Ausdehnung mehr als 70 Kilometer –, sind mittlerwei­le Netzwerke entstanden, die den Kauf beim regionalen Erzeuger einfacher, fairer und nachhaltig­er machen sollen. Ein Beispiel ist die „Marktschwä­rmerei“. Das Konzept, das deutschlan­dweit bereits an 41 Orten in zehn Bundesländ­ern umgesetzt wird und sich an 103 Orten im Aufbau befindet, gibt es seit Mai auch in Augsburg. „In der Augsburger Schwärmere­i sind aktuell zehn Erzeuger gelistet“, erklärt Volker Zepperitz, im Unternehme­n für die Kommunikat­ion zuständig ist. Sie stammen aus Augsburg, Gablingen, Großaiting­en, Langweid, Friedberg und Inchenhofe­n. So funktionie­rt’s: Ausgewählt wird die gewünschte Ware im Vorfeld im Onlineshop, abholen kann man sie dann mittwochs in der Klinkertor­straße in Augsburg. Aktuell nutzen das Angebot im Augsburger Raum bereits 560 Mitglieder.

Ein Siegel der Regionalit­ät kann und sollte für den Verbrauche­r jedoch nicht das einzige Entscheidu­ngskriteri­um sein. Gerade bei tierischen Produkten sollte man trotzdem noch Interesse für die Haltungsar­t zeigen, sagt Alexandra Hiebl: „Nicht jedes regionale Huhn oder Schwein lebt in einer Bilderbuch­idylle.“Und Verbrauche­r sollten wissen, was regionale Lebensmitt­el im Augsburger Land sind. Zitrusfrüc­hte, Datteln, Ananas, Kaffee und Pfeffer können zum Beispiel definitiv nicht von hier stammen. „Diese Pflanzen findet man vielkeine leicht im Botanische­n Garten, aber nicht auf den großen Produktion­sflächen in unserem Landkreis.“

Allerdings wandelt sich die Landwirtsc­haft natürlich. Und so verändert sich auch das Angebot regionaler Lebensmitt­el. „Soja als Futterder mittel ist eine Pflanze, die bereits ihren Einzug feiert“, sagt Hiebl. Auch die Lupine könnte sich vielleicht irgendwann hier ansiedeln. Versuche dazu, den wichtigen Eiweißlief­eranten auch im Landkreis zu erzeugen, gibt es bereits.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Christian Gattuso, stellvertr­etender Filialleit­er des Rewe Markts in Gersthofen, zeigt eine Auswahl in der Region hergestell­ter Lebensmitt­el. Es gibt auch zahlreiche weitere Produkte, von denen kaum bekannt ist, dass auch sie im Augsburger Land...
Foto: Marcus Merk Christian Gattuso, stellvertr­etender Filialleit­er des Rewe Markts in Gersthofen, zeigt eine Auswahl in der Region hergestell­ter Lebensmitt­el. Es gibt auch zahlreiche weitere Produkte, von denen kaum bekannt ist, dass auch sie im Augsburger Land...

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