Schwabmünchner Allgemeine

Lara Ziegler tauscht die Heimat mit Kolumbien

Austausch Für elf Monate hilft die 19-Jährige aus Gersthofen im Freiwillig­endienst an einer kolumbiani­schen Schule. Was die junge Frau antreibt und welche Ziele sie in der Ferne verwirklic­hen möchte

- VON SVEN KOUKAL

Gersthofen Der Stopp am Elefantens­child mitten in Namibia war nicht eingeplant. Ein Fotomotiv, dachte Lara Ziegler aus Gersthofen, das im Album über ihre Reise im afrikanisc­hen Land nicht fehlen darf. Kaum ist die damals 17-Jährige aus dem Auto gestiegen, rannten sechs Kinder aus einer Blechhütte direkt auf sie zu, fragten nach Süßem. Die junge Frau aus Gersthofen war überwältig­t von der Offenheit der Menschen in diesem Land. Aber vor allem war sie schockiert über die Armut der Bevölkerun­g. „Ich habe verstanden, wie gut wir es in Deutschlan­d oder Europa eigentlich haben“, sagt sie.

Um andere an ihrem guten Leben teilhaben zu lassen, geht Ziegler nach ihrem Fachabitur im Juli dieses Jahres für elf Monate nach Kolumbien. Nicht um dort Urlaub zu machen, sondern um als Entwicklun­gshelferin vor Ort ein soziales Projekt zu unterstütz­en.

Ab August wird die mittlerwei­le 19-Jährige in der kolumbisch­en Stadt Duitama bei einer Gastfamili­e leben und einen Freiwillig­endienst absolviere­n. In der Stadt, die gut 240 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bogota liegt, wohnen über 110 000 Menschen. Der Ort liegt auf 2590 Meter Höhe in den östlichen Anden.

„Ich möchte benachteil­igten Menschen helfen, globale Verantwort­ung übernehmen und den Menschen etwas zurückgebe­n“, sagt Ziegler. Was sehr allgemein klingt, wird für sie vor Ort ganz konkret: Als Englischle­hrer-Assistenti­n unterricht­et sie an einer Schule mit 422 Schülern und 30 Lehrern. „Das sprachlich­e Niveau, das ich durch das Abitur habe, reicht dort aus, um Unterricht zu geben.“Unterstütz­t wird Lara von hauptamtli­chen Lehrern. Amtssprach­e in Kolumbien ist Spanisch.

Lara ist glücklich über den bevorstehe­nden Einsatz in der Schule. Schon bei der Bewerbung sollte man sich Gedanken machen, in welchen Branche man später arbeiten möchte, sagt sie. Zur Auswahl stehen bei der Planung unter anderem der soziale Bereich, aber auch Medien oder Umwelt.

Nach Kolumbien kommt Lara über den Verein AFS – Interkultu­relle Begegnunge­n e. V., der seit 1981 unter anderem Plätze im Freiwillig­endienstpr­ogramm „Weltwärts“bereitstel­lt. Die Entwicklun­gsarbeit wird durch das Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g bezuschuss­t. AFS trägt 75 Prozent der Kosten für die freiwillig­e Mitarbeit von Lara. Die restlichen Beträge für Reise, Organisati­on, Versicheru­ng, Personal, Ehrenamtli­chenqualif­izierung und Verwaltung müssen anderweiti­g aufgebrach­t werden: Lara hat sich dafür in der Vorbereitu­ngsphase einen Förderkrei­s aus Verwandten, Bekannten, Freunden sowie anderen Sponsoren aufgebaut. Im Schnitt braucht jeder Freiwillig­e 2 750 Euro.

Damit die gemachten Erfahrunge­n der Freiwillig­en nicht im „kleinen Kreis“der Unterstütz­ter bleiben, der interkultu­relle Austausch stattdesse­n eine möglichst breite Gruppe von Menschen erreicht, berichtet Lara ab August regelmäßig der Jugendseit­e über ihren Aufenthalt.

In einer Kolumne wird sie über ihre Erfahrunge­n schreiben, die sie vor Ort sammelt. Mit sehenswert­en Bildern lässt sie uns an ihren Erlebnisse­n teilhaben und gibt Insidertip­ps und Einblicke aus erster Hand über das südamerika­nische Entwicklun­gsland. „Durch einen Urlaub ist das sonst in dieser Form nicht möglich“, sagt sie.

In den Vorbereitu­ngsseminar­en bieten die Betreuer, die selbst bereits im Ausland geholfen haben, Hilfe an. Für die circa 50 Teilnehmer werden viele Themen angesproch­en, es geht ins Detail, etwa wie es vor Ort mit Buchungen oder Zugtickets aussieht. Lara freut sich auf die anstehende Zeit. Ihre einzige Sorge ist das Heimweh: „Familie, Freunde und die Heimat zu verlassen, davor hab ich etwas Angst“, sagt sie.

Ihr Abenteuer startet am 11. Auauf gust. Ab dann lässt sie die Eindrücke auf sich einprassel­n. „Ich gehe immer offen auf Menschen zu und bin sehr neugierig“, erklärt sie. In welcher Gastfamili­e sie unterkommt und welche Klassen sie unterricht­en wird, bekommt sie kurzfristi­g gesagt. Das sei der einzige Nachteil in der bisherigen Organisati­on, meint sie. Sollten Schwierigk­eiten mit der Unterkunft oder der Beschäftig­ung auftreten, greift die Organisati­on rechtzeiti­g ein und bespricht, welche Alternativ­en zur Verfügung stehen.

Würde es sie nicht direkt nach ihrem Abitur in die Ferne ziehen, könnte sich Lara vorstellen, eine Ausbildung als Veranstalt­ungskauffr­au zu beginnen. Bewerbunge­n will sie während ihres Aufenthalt­s über das Internet abwickeln. Per E-Mail hält sie Kontakt zu unserer Redaktion. »Lies mich

OLara Ziegler ist 19 Jahre alt und lebt ab August für elf Monate in Kolumbien. Im Freiwillig­endienst unterricht die Gerst hoferin an einer Schule Englisch. In un serer Kolumne, die monatlich erscheinen wird, nimmt uns Lara mit in ihren All tag in dem südamerika­nischen Land. Durch Lara erhalten wir Einblick in ein Entwicklun­gsland, den man durch einen Urlaub nie erhalten kann. Wie es ihr er geht, mit welchen Schwierigk­eiten sie zu kämpfen hat, was neu und ungewohnt ist, hält sie für uns in Text und Bild fest.

 ?? Foto: Benedikt Siegert ?? Lara Ziegler wohnt im Moment noch in Gersthofen. Doch bald verbringt sie ihr Leben in der kolumbiani­schen Stadt Duitama. Welche Aufgaben auf die 19 Jährige zukommen, das weiß sie selbst noch nicht genau. Arbeiten wird sie in einer Schule.
Foto: Benedikt Siegert Lara Ziegler wohnt im Moment noch in Gersthofen. Doch bald verbringt sie ihr Leben in der kolumbiani­schen Stadt Duitama. Welche Aufgaben auf die 19 Jährige zukommen, das weiß sie selbst noch nicht genau. Arbeiten wird sie in einer Schule.

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