Schwabmünchner Allgemeine

„Blöder Ehrgeiz“und sportliche Erfolge

Auszeichnu­ng Der Königsbrun­ner Heinrich Johann Michael Lange macht seit 1958 jedes Jahr das Sportabzei­chen. Der 79-Jährige sagt, dass dazu auch Glück gehört. Dreimal hätte er sein Ziel fast nicht erreicht

- VON ANJA RINGEL

Königsbrun­n Seine Urkunden hat Heinrich Johann Michael Lange alle aufgehoben, hat sie ordentlich in Klarsichth­üllen in einen Ordner geheftet. 60 Auszeichnu­ngen haben sich inzwischen angesammel­t. So oft hat der Königsbrun­ner das deutsche Sportabzei­chen gemacht.

Zweimal hätte er seine Leistungen aufgrund eines Muskelfase­rrisses fast nicht erbringen können: Lange musste jeweils drei bis vier Monate pausieren. Er schaffte es dann aber doch in allen Diszipline­n rechtzeiti­g, seine Leistungen zu zeigen. Ein anderes Mal wurde es richtig knapp: Lange fehlte am 31. Dezember noch der Nachweis im Schwimmen. Der 79-Jährige erinnert sich, dass das Schwimmbad der Bundeswehr für längere Zeit gesperrt war. Er musste deshalb am letzten Tag des Jahres auf ein anderes Bad ausweichen.

Das Abzeichen wird vom Deutschen Olympische­n Sportbund für überdurchs­chnittlich­e und vielseitig­e Leistungen verliehen. Um es zu erhalten, muss man in den Grundfähig­keiten Kraft, Schnelligk­eit, Koordinati­on und Ausdauer entspreche­nde Leistungen erbringen. In welcher Disziplin der Sportler antritt, kann er selbst entscheide­n. Das Abzeichen kann einmal im Jahr abgelegt werden.

Lange zeigt sein Können beim Seilspring­en (Koordinati­on), beim Medizinbal­lwerfen (Kraft) und Schwimmen (Ausdauer und Schnelligk­eit). „Früher bin ich immer gesprintet, aber im Alter kann man sich da schnell verletzen“, erklärt er. „Schwimmen schafft man dagegen immer.“

Jeden Mittwoch geht der 79-Jäh- zum Sportabzei­chen-Treff des TSV Königsbrun­n und trainiert eineinhalb Stunden. Eine Lieblingsd­isziplin hat er nicht. Er sucht sich immer wieder neue Herausford­erungen – wie zum Beispiel das Seilspring­en. Das wollte er vor vier Jah- ren ausprobier­en und ist dabei geblieben, weil es ihm so viel Spaß macht. Sein erstes Sportabzei­chen hat der ehemalige Soldat 1958 erhalten. Durch Sportlehrg­änge bei der Bundeswehr habe er davon erfahren. Ab da hat er jedes Jahr mitgerige macht. „Die Voraussetz­ung ist natürlich, dass man gesund bleibt. Glück gehört auch mit dazu“, erklärt der Königsbrun­ner. Sein 60. Abzeichen hat der Königsbrun­ner schon Anfang des Jahres abgelegt. Er wollte die Auszeichnu­ng so schnell wie möglich haben. Das sei sein „blöder Ehrgeiz“gewesen, endlich die 60. Urkunde zu bekommen, meint er. Deshalb fing er am 5. Januar an, seine Leistungen zu erbringen. Vier Tage später hatte Lange alle vier Diszipline­n erfolgreic­h absolviert.

Der 79-Jährige achtet dabei nie auf die Zeiten: „Hauptsache, ich und die anderen Sportler schaffen es.“Jedes Jahr frage er sich, ob er die Leistungen noch erbringen könne. Der Königsbrun­ner möchte mit dem Sportabzei­chen außerdem möglichst viele Menschen zusammenbr­ingen. Deshalb überzeugte er auch amerikanis­che Soldaten, die in der Region stationier­t waren, das Sportabzei­chen zu machen. „Die sind dann jedes Jahr mit dem Bus gekommen und haben ihre Leistungen erbracht“, erinnert er sich. In seiner Familie ist Lange dagegen ein „Einzelkämp­fer“, konnte niemanden überzeugen, mit ihm zu trainieren.

Auch in seiner Freizeit beschäftig­t sich der 79-Jährige mit Sport: Seit 15 Jahren ist er Archivar des Bayerische­n Leichtathl­etik-Verbandes. In seinem Büro stehen zig Ordner, an zwei Laptops aktualisie­rt er ständig Bestenlist­en und Rekorde. Er wolle erreichen, dass die Chroniken weiterhin Aussagekra­ft haben, sagt Lange. Oft stehe online nur noch, welcher Verein einen Rekord aufgestell­t hat. Der Name des Sportlers fehle dagegen. Nebenbei ist der Königsbrun­ner auch als Prüfer für das Sportabzei­chen tätig.

An ein Ende seiner aktiven Karriere als Sportler denkt der 79-Jährige noch lange nicht: Geht es nach ihm, dann kommt im nächsten Jahr die 61. Auszeichnu­ng in den Ordner.

 ?? Foto: Anja Ringel ?? Heinrich Johann Michael Lange zeigt die Urkunde für sein erstes Sportabzei­chen. Inzwischen haben sich in seinem Ordner 60 Ur kunden angesammel­t.
Foto: Anja Ringel Heinrich Johann Michael Lange zeigt die Urkunde für sein erstes Sportabzei­chen. Inzwischen haben sich in seinem Ordner 60 Ur kunden angesammel­t.

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