Bayern feiert sich selbst
Doppel-Jubiläum im Jahr 2018
Regensburg Die ultrakonservative Piusbruderschaft hält an ihrer für Samstag geplanten Priesterweihe in Bayern fest – trotz eines Verbots des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer. Die Bruderschaft beruft sich dabei auf ein Schreiben aus dem Vatikan.
Kurienerzbischof Guido Pozzo habe darin schon im Vorjahr mitgeteilt, dass man die Weihe ohne Be- denken vornehmen könne, sagte der Leiter des Priesterseminars Zaitzkofen, Pater Franz Schmidberger, am Freitag. Man solle dem Ortsbischof lediglich die Namen der Weihekandidaten mitteilen. „Und das habe ich getan.“Am Tag zuvor hatte das Bistum Regensburg mitgeteilt, man untersage die Priesterweihe: Die Bruderschaft missachte mit ihren Plänen erneut die Maßgabe der ka- tholischen Kirche, dass Priesterweihen die Zustimmung des zuständigen Ortsbischofs erfordern. Man weihe in Zaitzkofen jedes Jahr Priester, auch heuer wieder, hielt Schmidberger dagegen. Am heutigen Samstag sollen zwei Diakone zu Priestern werden. Bislang wurden in Zaitzkofen seit Eröffnung des Seminars 1978 demnach 140 Männer geweiht. Die Piusbruderschaft lehnt die meisten Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab. So ist sie beispielsweise gegen die Liturgiereform, gegen die Ökumene und gegen Religionsfreiheit. Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus sind den Piusbrüdern in den vergangenen Jahren immer wieder entgegengekommen. So wurde ihnen erlaubt, Beichten abzunehmen und Trauungen durchzuführen. München Mit einem über ein Jahr laufenden Fest-Programm will der Freistaat Bayern das 2018 anstehende Doppel-Jubiläum hundert Jahre Freistaat und 200 Jahre bayerischer Verfassungsstaat feiern.
„Es soll aber nicht so sein, dass der Staat sich selbst feiert“, beteuert Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU): „Wir wollen Mitmach-Demokratie, die Bürger sollen ihren Staat feiern können.“Dass es der CSU-Regierung ganz gelegen kommen könnte, das Doppel-Jubiläum ausgerechnet im Landtagswahljahr 2018 zu begehen, wies Huber zurück: Man sei sich der Problematik des Wahljahrs „sehr bewusst“, weshalb bei den Veranstaltungen strikt auf Überparteilichkeit geachtet werde.
Das Programm unter dem Motto „Wir feiern Bayern“startet bereits am 8. November 2017 mit einer „Zukunftsveranstaltung“in Bamberg. Mitte März soll dann in Augsburg „Weltoffenheit und Vielfalt“gefeiert werden, Ende April in Niederbayern „gelebte Tradition“. Am 17. Mai findet in Gaibach (Lkr. Kitzingen) ein „Fest der Demokratie und des Verfassungspatriotismus“statt. Im Juni wird in Regensburg das neue Museum für bayerische
SPD spricht von „schnell verrauchten Böllern zur CSU Selbstvermarktung“
Geschichte eröffnet, Mitte Juli steigt in Nürnberg ein „Fest der Lebensfreude“. Am 8. November schließlich gibt es in München einen abschließenden Staatsakt anlässlich des Jahrestages „100 Jahre Freistaat Bayern“.
Zufällig ausgewählte Bürger sollen zudem in einem „Bürgergutachten“Ideen für Bayerns Zukunft entwickeln können: Dazu finden in Ansbach, Bamberg, Memmingen, München und in den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Deggendorf, Garmisch-Partenkirchen und Neumarkt zunächst acht Bürgerkonferenzen statt. Die dort entwickelten Vorschläge können dann im Internet von allen Interessierten debattiert und kommentiert werden. Auch Geschichtswettbewerbe, Ausstellungen und Kulturveranstaltungen sind geplant.
Das Programm sei zwar „gut und schön“, lobte SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. Wichtiger als „schnell verrauchte Böller zur CSU-Selbstvermarktung“wäre aber, wenn die Seehofer-Regierung mit echten politischen Beschlüssen Bayern endlich „dauerhaft zum Musterland der Bürgerbeteiligung“machen würde.