Mittelmäßig prickelnd
Neulich mal wieder in einer anderen Zeitung geblättert und auf einen Artikel gestoßen, in dem es um Mineralwasser ging. Genau genommen darum, dass hierzulande zum ersten Mal die Sorten „Still“und „Medium“mehr verkauft wurden als der klassische Kohlensäurebomber, was den spritzigen Kollegen sogleich zu der kühnen These verleitete, dass Deutschland auch immer mittelmäßiger werde. Dabei muss einen der Trend nicht verwundern, wird einem doch seit Jahren CO2-Verzicht gepredigt, eine Forderung, der die deutsche Automobilindustrie mit ihrem Fokus auf den Schummeldiesel bekanntlich auf ganz eigene Art und Weise nachkam und allenfalls auf die Mittelmäßigkeit der dort hoch bezahlten Manager schließen lässt. Und doch lässt einen das Argument von der zunehmenden Mediokrität dieser Gesellschaft nicht ruhen und man fragt sich, ob da was dran ist und wenn ja, wann das wohl angefangen hat. Mit der Wahl Angela Merkels? Der Einführung des Privatfernsehens? Liebigs Brühwürfel? Genau wird es sich wohl nicht mehr nachvollziehen lassen, was man jedoch sagen kann: Abweichung vom Durchschnitt des gesunden Volksempfindens wurde schon immer misstrauisch beäugt, was jeder am eigenen Leib erfahren kann, der beispielsweise im Allgäu Ketchup zu seinen Kässpatzn bestellt. Gleichzeitig aber kann man auch kaum übersehen, dass die Lebensund Essensformen (Diversity!) selbst in Schwaben immer vielfältiger werden, sodass es wiederum von deviantem Verhalten zeugt, in einem veganen Restaurant Kässpatzn zum Ketchup zu verlangen. Mit anderen Worten: ja was denn nun?
Vielleicht ist es ja so: Der Durchschnitt bleibt immer einer, egal aus was und wie viel er gezogen wird, schlimm ist nur, wenn man sich daran orientiert. Und darauf jetzt ein
sparkling table water! (cim)