Ein Ensemble sagt Servus
Zehn Jahre lang leitete Juliane Votteler das Theater Augsburg. Mit ihr verlassen viele Künstler das Haus. Mit welchen Höhepunkten sie sich verabschiedeten und an was sie und das Publikum sich gerne erinnern
Und nun ist dieser letzte Tag der Intendanz Juliane Votteler tatsächlich da. Noch ein allerletztes Mal sind die Musiker, Sänger, Darsteller und Tänzer in dieser Konstellation zusammen zu erleben, dann beginnen auch am Theater die sechswöchigen Sommerferien; und im Herbst wird das Augsburger Publikum neue Künstler kennenlernen.
Schon vor dem Beginn des Abends ist diese besondere Atmosphäre zu spüren. Die Freilichtbühne ist ausverkauft. Man sieht Regisseure im Publikum, die einmal in Augsburg gearbeitet haben und extra gekommen sind. Der ehemalige Schauspieldirektor Markus Trabusch sitzt im Publikum, auf der Bühne steht Publikumsliebling Sophia Brommer, die wieder einmal in Augsburg singt. Viele Politiker der Stadt sind gekommen und Oberbürgermeister Kurt Gribl hat einen großen Blumenstrauß dabei. Das fühlt sich an wie vor einer richtig großen Premiere, doch dann liegt da ein Hauch von Wehmut in der Luft. Am Bühnenrand stehen vier Buchstaben wie zufällig abgestellt: E-N-D-E.
Das Theater Augsburg sagt an diesem Abend: „Servus und ba ba – schön war’s“. Und Votteler erklärt, dass das der Titel des letzten Opernballs hätte sein sollen, der nicht stattfinden konnte, weil das Große Haus vorzeitig geschlossen wurde. Jetzt komme dieses Programm, zusammengestellt von Marlene Hahn, in abgewandelter Form als Abschiedsgala auf die Bühne.
Ja, an diesem Abend ist die ganze Zeit zu spüren, auch dass eine Ära endet. Auf der Bühne allerdings verstehen es die Sänger, Tänzer, Schauspieler, die „Rocky-HorrorBand“und die Augsburger Philharmoniker, die ganze Bandbreite der vergangenen zehn Jahre in einen kurzweiligen Abend von drei Stunden zu packen. Und den Moderatoren Ute Fiedler und Klaus Müller, die den Job von Votteler übertragen bekommen, vertreiben mit viel Humor über weite Strecken die Wehmut. Es wird mitgeklatscht, es wird gejubelt, wie das bei den Freilichtbühnenmusicals regelmäßig geschieht. Es wird aber auch gestaunt, wenn gleich zu Beginn der Bariton Johannes Martin Kränzle auftritt.
Zu Beginn ihrer zehn Augsburger Jahre hatte Votteler den großen Sänger dafür gewonnen, einmal in Augsburg aufzutreten. Und nun ist er für diese Partie „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“extra von den Bayreuther Festspielen angereist, wo er gerade in den „Meistersingern“zu erleben ist.
Im Programm geht es von Tosca – (Klaus Müller: „So hieß auch das Parfüm meiner Mutter) – direkt zum „Kleinen grünen Kaktus“. Von der großen Kunst zur leichten Muse in ein paar Minuten, auch so etwas kann an einem solchen Abend auf der Bühne gelingen. Alle Register werden noch einmal gezogen.
Am Ende kündigen die Moderatoren Oberbürgermeister Kurt Gribl mit der Puccini-Arie „Nessun dorma“an – doch der will nicht singen, sondern loben: „Frau Votteler, Sie sind eine hervorragende Intendantin.“Und Intendantin Votteler sagt: „Ich fühle mich reich beschenkt von der Stadt Augsburg: Wir durften jedes Experiment wagen. Wir haben der Stadt und dem Publikum auch einiges zugemutet – allein in dieser Spielzeit 18 Premieren an elf verschiedenen Orten.“
Ganz zum Schluss erklingt Abba und das Publikum singt den Refrain mit, der auch auf dem Programmheft abgedruckt ist: „Thank you for the music, the songs I’m singing, thanks for all the joy, we’re bringing“. Langer, nicht enden wollender Applaus, nicht nur für diesen Galaabend, sondern auch für die vergangenen zehn Jahre. Was bleibt, sind viele Erinnerungen und auf der Bühne diese vier Buchstaben: E-N-D-E. Schön war’s.
IBilder von der Gala finden Sie unter www.augsburger allgemeine.de