Dick und glücklich
In Shakespeares Caesar-Drama drückt der Beherrscher der römischen Welt seine Sympathie mit den Dicken aus, wenn er sagt: „Lasst dicke Männer um mich sein.“Seitdem haben Ärzte, Idealgewichtverfechter und wissenschaftliche Fastenkünstler nicht nur auf Shakespeare, sondern auch auf alle Korpulenz eingedroschen und die Dickwänste als abstoßend oder lächerlich dargestellt.
Aber jetzt überrascht uns die britische Forscherin Joanna Syrda mit einer ganz neuen Sicht der Welt und der dicken Männer. Wer glücklich verheiratet ist, nimmt das Leben leicht und nebenbei zu, berichtet sie im Fachblatt „Social Science & Medicine“. Wer nicht allein, sondern zusammen mit der Ehefrau speist, entwickelt verstärkten Appetit.
Beim Gang durch belebte Straßen lassen sich nun glückliche von vereinsamten Männern mit einem einzigen Blick auf die Körpersilhouette mühelos unterscheiden. So gewinnt man den Eindruck, dass das eheliche Glück in unserer Region weit verbreitet ist.
Wer das massenhafte Überschreiten des Idealgewichts weiter kritisiert, hat offenbar die Mahnung Johann Arndts vergessen. In seiner Denkschrift „Vom wahren Christenthumb“vertritt der Theologe schon 1610 die Auffassung, dass sich der Mensch vor allem beim Essen vom Tier unterscheidet. Er schrieb: „“Darumb muß ein Edler essen / trincken vnnd freude seyn / davon die Thiere nicht wissen weil der Mensch edler ist denn alle Thiere.“