Politik von der persönlichen Seite
In Königsbrunn veranstaltet die SPD eine ganz besondere Veranstaltung, für dessen Konzept es einen Innovationspreis gab. Weltmeisterin Tina Schüssler spricht über einen ihrer schwersten Kämpfe
Junge Menschen für Politik zu begeistern ist kein leichtes Unterfangen, diese Erfahrung musste am Samstag auch SPDStadträtin Petra Fischer machen. Unter dem Motto „Chili Con Courage“hatte die SPD zu einem Politikfestival mit Poetry Slam und Musik in den Gemeindesaal St. Johannes eingeladen, um junge Leute anzusprechen. Keine öden Diskussionen, keine langweiligen Debatten oder Infostände, sondern mit einem neuartigen Politikformat die Neugier wecken und zum Mitmachen anregen, das war das Ziel von Fischer und ihren Parteikollegen. Und das Konzept, für das Fischer den Innovationspreis der Bundes-SPD gewann, ist vielseitig und interessant. Statt die Zuschauer mit Wahlpropaganda zu berieseln, hatten die Verantwortlichen beispielsweise die amtierende Weltmeisterin im Kickboxen Tina Schüssler eingeladen.
In einem Interview erzählte die Sportlerin auch von ihrem ganz persönlichen Kampf. 2009 wurde ihr Leben von einer Sekunde auf die andere völlig umgekrempelt – durch einen Schlaganfall. „Ich war linksseitig gelähmt, konnte nicht mehr sprechen und habe erst mal den Boden unter den Füßen verloren.“ 2010 musste sie sich einer Herzoperation unterziehen. Sich wieder hoch zu kämpfen hat sie viel Kraft und Mut gekostet. Heute ist sie wieder gesund, hat sich 2014 in ihrem Heimatort zur Bürgermeisterwahl aufstellen lassen und sagt, der Bessere habe verdient gewonnen.
Sie stellt auch gleich klar, dass sie keiner Partei angehört, sondern auf der Bühne steht, um Menschen zu animieren, sich zu engagieren. Sie selbst boxt wieder und singt – Tina Schüssler feat. Skip Rock. Alle Erlöse der Konzerte gehen an die Organisationen Mukis und DKMS. Auch im Tierschutz engagiert sich die Powerfrau und sagt: „Massentierhaltung geht gar nicht!“
Über dieses Thema und alles rund um den Tierschutz, konnten die anwesenden Jugendlichen auch mit dem Kandidaten für den Bundestag Herbert Woerlein ausführlich sprechen. Nicht nur Tierhaltung war Thema, sondern auch, wie ich mich Menschen gegenüber verhalte. Der Workshop über Mobbing, von Anna Terhaag, geleitet, war gut besucht. Schon allein die Frage „Was ist eigentlich Mobbing?“sorgte für Diskussionen. Terhaag zeigte in Rollenspielen auf, ab wann man von Mobbing spricht. Die 21-jährige Jasmin fand den Kurs richtig gut: „Auch die Gruppengröße war optimal, da konnte man sich einbringen und intensiv mitarbeiten.“
Wer mit dem Begriff Poetry Slam noch nichts anfangen konnte, dem half Philipp Potthast auf die Sprünge. Auch er zeigte sich erst mal von seiner unpolitischen Seite: „Ich bin der schönste Mann der Welt.“Schön und sexy mit einer Aorta ausgerüstet, die direkt zum Herzen geht und das alles in Reimform, damit brachte er den Saal zum Lachen und Nachdenken. Ganz ehrlich wollte er wissen, ob es eine Castingshow gäbe, die den guten Charakter testen würde. Deshalb fragte er: „Spieglein, Spieglein an der Wand, hab ich auch genug Kalorien verbrannt?“
Für Kalorienzufuhr war reichlich gesorgt, neben Chili con Carne gab es auch jede Menge Kuchen, zur Stärkung zwischendurch. Stark war auch der Poetry-Slam-Vortrag von Ezgi Zengin, die von ihrer Einbürgerung erzählte und zu dem Ergebnis kam: „Keine Rassen, sondern nur die Gattung Mensch sollte es geben.“Da stimmte ihr Sultan Summer zu. Der 25-Jährige erzählte von seiner Flucht aus Pakistan und seinem Leben in Bayern.
Hier haben die Ferien gerade begonnen und der Sommer hielt am Wochenende wieder Einzug. Wahrscheinlich mit ein Grund dafür, dass die Resonanz tagsüber hätte besser sein können, wie Fischer sagte. Für die erste Veranstaltung dieser Art war sie mit dem Ergebnis jedoch recht zufrieden und bedankte sich auch bei ihren Parteikollegen für deren Präsenz und Engagement.
Abgerundet wurde das Festival mit Musik von den Fantastischen Bier und The Kickstarters.