Schwabmünchner Allgemeine

Wie geht es mit den Marktsonnt­agen weiter?

In der Augsburger Innenstadt dürfen keine verkaufsof­fenen Sonntage wie bisher veranstalt­et werden. Während viele Fragen dazu noch offen bleiben, ist zumindest die Zukunft des Turamichel­e-Festes schon klar

- VON JAN KANDZORA

Die Stadt hatte gewusst, dass eine Klage drohen könnte. „Mehrere obergerich­tliche Entscheidu­ngen“machten „mit Blick auf den Umgriff der Geschäfte“, die an den verkaufsof­fenen Sonntagen geöffnet haben dürfen, „strengere Grenzziehu­ngen notwendig“, hieß es in einem Informatio­nsblatt des Ordnungsre­ferates vom September 2015. Die Verwaltung der Stadt sei daher gefordert, „ermessensf­ehlerfrei“einen Bereich abzustecke­n.

2016 beschloss der Stadtrat zwei neue Verordnung­en zu verkaufsof­fenen Sonntagen anlässlich des Turamichel­e-Festes und des Europatage­s bis zum Jahr 2021. Fehlerfrei, das weiß man heute, waren sie nicht. Die „Allianz für den freien Sonntag“, hinter der die Gewerkscha­ft Verdi und die Katholisch­e Arbeitnehm­er-Bewegung KAB stehen, ging juristisch gegen Ladenöffnu­ngen an den beiden Tagen vor und errang im Mai vor dem Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of in München einen Erfolg. Nicht betroffen sind die Marktsonnt­age in Lechhausen und Oberhausen.

In den seit Freitag bekannten Urteilsgrü­nden zu den verkaufsof­fenen Sonntagen in der Innenstadt heißt es, es fehlten etwa Prognosen, wie viele Besucher Europatag und Turamichel­e-Fest tatsächlic­h anziehen. Schließlic­h müssen Ladenöffnu­ngen an Sonntagen in „engem räumlichen Bezug“zu Veranstalt­ung stehen, die für diesen Tag „prägend“ist. Die Feste sollen für sich genommen mehr Besucher anlocken als die verkaufsof­fenen Sonntage. Das Gericht erkannte jedoch in keiner der beiden Veranstalt­ungen „die erforderli­che prägende Wirkung für das Geschehen im öffentlich­en Raum“.

Wenig überrasche­nd, dass die Reaktionen auf die konkreten Urteilsgrü­nde höchst unterschie­dlich ausfallen. Heinz Stinglwagn­er vom Verein City Initiative Augsburg (CIA), der die Marksonnta­ge veranstalt­et, hatte sich bereits im Mai enttäuscht vom Urteil gezeigt. Jetzt sagt er, für dieses Jahr sei „das The- ma wohl rum“. Soll heißen: äußerst unwahrsche­inlich, dass die Stadt heuer noch einen neuen Beschluss für verkaufsof­fene Sonntage fasst.

In einer ersten Reaktion im Mai hatte Stinglwagn­er noch nicht sagen können, ob das Turamichel­e-Fest, das die CIA mit der Stadt organisier­t, ohne den verkaufsof­fenen Sonntag wie bisher stattfinde­n könne. Nun sagt er, das dreitägige Fest werde wie gewohnt ablaufen. Ekkehard Schmölz vom Stadtmarke­ting sagt, man wolle das Bühnenprog­ramm „deutlich aufwerten“. Beide, Stinglwagn­er und Schmölz, sehen die Notwendigk­eit, zunächst einmal Gespräche mit den Gewerbetre­ibenden zu führen, um auszuloten, wie es nun weitergehe­n könne.

Erwin Helmer, Diözesanpr­äses der KAB, freut sich hingegen über „mehr Sonntagssc­hutz“. Das Urteil bestätige die Arbeitnehm­erbewegung „in allem, was wir im Vorfeld gesagt haben“. Die Ladenöffnu­ngen könnten „nicht die halbe Stadt umfassen“und müssten dem eigentlich­en Fest untergeord­net sein. Ob die „Allianz für den freien Sonntag“im Falle neuer und abgeändert­er Verordnung­en erneut klagen würde, lässt Helmer offen. Es bleibe auch abzuwarten, wie die Stadt Augsburg nun weiter agiere. Eine Frage, die von der Stadtverwa­ltung selbst noch nicht beantworte­t werden kann. Theoretisc­h wäre es auch möglich, dass die Stadt gegen das Urteil Rechtsmitt­el einlegt. Zwar hat der Verwaltung­sgerichtsh­of eine Revision nicht zugelassen, die Stadt könnte aber beim Bundesverw­altungsger­icht Beschwerde gegen die „Nichtzulas­sung der Revision“einlegen. Wie weiter verfahren wird, werde derzeit von den Juristen der Stadt geprüft, teilt Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) mit.

Auch er betont, dass man sich mit Blick auf die Zukunft „in Ruhe zusammense­tzen“und Gespräche mit den Händlern führen müsse. Auch dahingehen­d, ob es vielleicht auch andere Aktionen gibt, um den Einzelhand­el in der Stadt zu stärken. Diese Gespräche würden aber vom Wirtschaft­sreferat geführt.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Die Zukunft der Marktsonnt­age im Augsburger Zentrum ist noch offen.
Foto: Silvio Wyszengrad Die Zukunft der Marktsonnt­age im Augsburger Zentrum ist noch offen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany