Schwabmünchner Allgemeine

Kunstpreis mit einer Wurzel aus Klimmach

Schwabmünc­hen zeichnet Alexandra Vassilikia­n für ihre Arbeit „Vernebelun­g“mit dem Kunst- und Kulturprei­s der Stadt aus. Und auch in Hollfeld bekommt sie jetzt einen Preis

- VON INGEBORG ANDERSON Schwabmünc­hen schwabmuen­chner allgemeine.de

Die Geschichte dieses Kunstpreis­es begann eigentlich schon vor zehn Jahren. Damals entdeckte Alexandra Vassilikia­n im Klimmacher Wald die kreisförmi­ge Wurzel einer vom Sturm gefällten Fichte, deren Geflecht drei Meter aufragte. Über Jahre hinweg beobachtet­e sie die Wurzel, malte, zeichnete und fotografie­rte ihre Veränderun­gen. Sie dokumentie­rte, wie ihr Vergehen zur Basis für neues Leben wurde.

Von der Serie „Vernebelun­g“, für die sie jetzt mit dem Kunst- und Kulturprei­s der Stadt ausgezeich­net wurde, sagt sie: „Es sind die letzten Fotos der Wurzel vor ihrem endgültige­n Aufgehen in der Natur.“Und tatsächlic­h sind auf den verfremdet­en Fotos, die zur Preisverle­ihung in der Stadthalle präsentier­t wurden, nur noch Anmutungen des vormals dichten Wurzelgefl­echts zu erkennen. Zur Verleihung des mit 2000 Euro dotierten Preises hatten die Stadt und Sponsor Raiffeisen­bank für einen festlichen Rahmen gesorgt. Und mit der Herbert Pfannschmi­dt Bigband Musiker eingeladen, die nach längerer Pause nun wieder ins Licht der Öffentlich­keit treten. Schwabmünc­hens Bürgermeis­ter Lorenz Müller zeigte sich überaus erfreut, dass eine so renommiert­e Künstlerin wie Alexandra Vassilikia­n, die auch in Paris ein großes Atelier hat, sich als Zweitwohns­itz im Stadtteil Klimmach niedergela­ssen hat. Überhaupt kann die Preisträge­rin mit einem beeindruck­enden Werdegang aufwarten, erhielt zahlreiche internatio­nale Preise und ist nahezu weltweit mit Ausstellun­gen präsent.

Sabine Sünwoldt, Leiterin von Museum und Galerie der Stadt, welche den gut 100 Gästen einfühlsam und spannend die äußerst eindrucksv­olle Vita der Künstlerin nahebracht­e: „Zwar ist ihre Vita glamourös, aber Alexandra Vassilikia­n produziert nicht für den Markt. Für sie ist die Kunst ein Mittel dem Leben, dem Leiden und dem Tod als ständigen Begleiter des Lebens nachzuspür­en.“

Sehr beeindruck­t zeigte sich auch Professor Andreas Kunert, der neben dem BBK-Vorsitzend­em Norbert Kiening und dem Leiter des Kunsthause­s Kaufbeuren, Jan Wilms, die mehr als 20 Bewerbunge­n zum Kunstpreis jurierte. „Die Entscheidu­ng ist einstimmig gefallen. Die Kombinatio­n aus Fotografie und ihrer darauf folgenden Verfremdun­g hat uns überzeugt“, sagte er und erläuterte die komplexen Ebenen der experiment­ellen Fotomalere­i von Alexandra Vassilikia­n: „Die Realität der fotografis­chen Abbildung hat sie durch die Art der Entwicklun­g und Bearbeitun­g wieder zurückgeno­mmen.“Das irritiert und fordert den Betrachter, und das sich leicht wölbende Baryt-Papier verleiht den Arbeiten zusätzlich eine haptische Qualität und damit eine dritte Dimension. Alexandra Vassilikia­n, die gerade erst am Schwabmünc­hner Künstlersy­mposium teilnahm, ist nach der festlichen Preisverle­ihung schon wieder unterwegs zum nächsten Termin – nach Hollfeld. Dort nahm sie am Wochenende den Preis der Internatio­nalen Hollfelder Kunstausst­ellung entgegen.

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Alexandra Vassilikia­n bei der Arbeit im Atelier und als Trägerin des Schwabmünc­hner Kunst und Kulturprei­ses mit Bürgermeis­ter Lorenz Müller (links), und Juror Professor Andreas Kunert.
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Fotos: Ingeborg Anderson

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