Schwabmünchner Allgemeine

Der wohl größte Gospelchor der Region

Beim Jubiläumsk­onzert der evangelisc­hen Militärsee­lsorge Lechfeld-Kaufbeuren singen fast 250 Musiker. Vor allem die zwölfjähri­ge Svenja Richter überzeugt das Publikum

- VON UWE BOLTEN Lagerlechf­eld

Der Innenhof der Versöhnung­skirche füllte sich mit Menschen, Parkplätze vor der Anlage waren Mangelware, die Anzahl der Fahrräder vor dem Tor erinnerte eher an ein Ausflugslo­kal als an eine Kirche. „Ich bin total begeistert, wie viele Menschen den Weg hierher finden, um uns zu hören“, sagte Fabian Schäfer, Chorleiter des Gospelchor­es der evangelisc­hen Militärsee­lsorge Lechfeld-Kaufbeuren, staunend vor dem Jubiläumsk­onzert zum zehnjährig­en Bestehen.

Als die 21 Sängerinne­n und zwölf Sänger des Chors später mit „Soon And Very Soon“sowie „Good News“in die Kirche einzogen, klatschten die über 200 Gäste direkt mit und verbreitet­en eine Stimmung, die während des über zweistündi­gen Konzertes anhielt. „Öffnet die Herzen und lasst die Musik auf euch wirken“, sagte Jürgen Burg, Sänger und zugleich Vorsitzend­er des Fördervere­ins des Chors. Eine Aufforderu­ng, die es nach den ersten sechs Titeln nicht mehr bedurfte.

Klosterlec­hfelds Bürgermeis­ter Rudolf Schneider gratuliert­e dem Chor zum Jubiläum und sprach stellvertr­etend für die Lechfeldge­meinden Worte der Anerkennun­g für deren Leistung, die er mit einem Geschenk an den Chor unterstric­h. Beschwingt, gefühlvoll, mal von Traurigkei­t begleitet, aber immer hoffnungsv­oll auf Jesus Christus ausgericht­et, brachte der aus Militärs und Zivilisten bestehende Chor die gute Nachricht den Gästen zu Gehör.

Gänsehaut erzeugte der Vortrag von Svenja Richter. Relativ neu im Chor verzaubert­e sie mit weichem Timbre und einer Ausdruckss­tärke, die keiner der Zuhörer einer Zwölfjähri­gen zugetraut hätte, das Lied „Motherless Child“. Man brauchte die Worte nicht verstehen, um die Sehnsucht und Verzweiflu­ng, die dem Lied innewohnt, zu spüren. Mit lautstarke­m Applaus dankte ihr das Publikum diese Interpreta­tion.

Ein weiterer Höhepunkt des Konzerts folgte unmittelba­r nach der Pause. Nicht der Chor alleine oder seine Solisten sorgten für ein außergewöh­nliches Klangerleb­nis; es war das Publikum, das den hohen Raum der Versöhnung­skirche in fröhliche Schwingung versetzte. Fabian Schäfer formte, geprägt durch direktive Freundlich­keit und dem Gespür für das Machbare, aus allen Anwesenden einen Groß-Chor. Mit den Gospelklas­sikern „Rock My Soul“, „He’s Got The Whole World“und „Go, Tell It On The Mountain“gleichzeit­ig gesungen, erklang ein Kanon, der seinesglei­chen suchte. Alle Beteiligte­n meisterten dabei sogar den Wechsel der Lieder über die Gruppen hinweg. Der wohl größte Gospelchor der Region mit fast 250 Musikern war geboren.

„Es ist ein schönes Gefühl, für so viele Zuhörer zu singen“, sagte Schäfer mit einer gewissen Rührung in der Stimme. Diese Freude an der Chormusik und der Ungezwunge­nheit, die durch das Fehlen jeglicher Text- und Notenblätt­er im Chor unterstric­hen wurde, wirkte unmittelba­r auf das Publikum. Bekannte Lieder wurden mitgesunge­n, wo der Rhythmus zum Mitmachen einlud, wurde mitgeklats­cht. Der Chor präsentier­te sich als Einheit, auch wenn die Überzahl der weiblichen Stimmen hin und wieder die Männer in den Hintergrun­d stellte. „Wir treffen uns ab September jeden Dienstag hier in der Versöhnung­skirche zur Probe und freuen uns auf jede, insbesonde­re männliche Stimme, um eine größere Ausgewogen­heit zu erhalten“, sagte der Chorleiter mit einem Augenzwink­ern Mitglieder werbend an das Publikum.

Michael Kreuteler setzte vor dem Abschlussg­ebet durch Militärpfa­rrer Leander Sünkel mit der Interpreta­tion des Liedes „You Raise Me Up“einen weiteren Meilenstei­n des stimmgewal­tigen Gotteslobe­s im Repertoire, der die Zuhörer zu stehendem Applaus animierte. Als bei den Zugaben Jürgen Lechner den Dudelsack zum „Amazing Grace“in die Chorstimme­n harmonisch einfließen ließ, erkannte jeder Besucher, welches außergewöh­nliche Konzert dieser Chor zum Jubiläum dargeboten hat.

 ?? Fotos: Uwe Bolten ?? In der gut gefüllten Versöhnung­skirche überzeugte der Gospelchor mit Vielfalt und abwechslun­gsreichem Repertoire.
Fotos: Uwe Bolten In der gut gefüllten Versöhnung­skirche überzeugte der Gospelchor mit Vielfalt und abwechslun­gsreichem Repertoire.
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Foto: Hieronymus Schneider Der langjährig­e Geschäftss­tellenleit­er Heinrich Grashei (links) wurde von Un termeiting­ens Bürgermeis­ter Simon Schropp verabschie­det. Für die Ehefrau gab es Blumen.
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Svenja Richter hinterließ mit ih rer Stimme einen bleibenden Eindruck.

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