Schwabmünchner Allgemeine

Gift Reiniger auch in Bayerns Ställen?

Auf „Bayern-Ei“folgt Fipronil: Die Opposition im Landtag verlangt von der Umweltmini­sterin eine schnelle Aufklärung und wirft ihr schlechtes Krisenmana­gement vor

- VON HENRY STERN München

Immer wieder Ärger mit verseuchte­n Eiern: Gerade erst hat die Opposition im Landtag einen Untersuchu­ngsausschu­ss eingesetzt, um den Skandal rund um die mit Salmonelle­n verseuchte­n Eier der Firma „Bayern-Ei“aufzukläre­n. Schon gibt es jede Menge neue Fragen von SPD und Grünen – diesmal zur Aufarbeitu­ng des jüngsten EierSkanda­ls rund um das giftige Insektizid „Fipronil“in einem belgischen Stall-Reinigungs­mittel.

In den Verbrauche­rschutzbeh­örden verweist man auf einen wichtigen Unterschie­d zwischen den beiden Skandalen: Während „BayernEi“ein bayerische­r Großerzeug­er war, bei dem die inzwischen reformiert­en Kontrollbe­hörden erhebliche Lücken offenbarte­n, handele es sich bei den Fipronil-Eiern vor allem um ein importiert­es Problem. Denn durch ein Reinigungs­mittel in den Niederland­en verseuchte Eier waren über zum Teil komplizier­te Lieferkett­en auch nach Bayern gekommen. Als reiner Abnehmer seien bayerische Behörden deshalb auf Informatio­nen aus dem Produktion­sland oder aus anderen Bundesländ­ern angewiesen gewesen, heißt es aus den zuständige­n Behörden. Alle belasteten Import-Eier seien aus dem Verkehr gezogen.

So weit, so gut? Mitnichten, fin- det die Landtags-Opposition. Die zuständige Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU) und ihr Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) ließen nämlich auch über eine Woche nach Bekanntwer­den des Skandals wichtige Fragen offen, schimpfen Grüne und Sozialdemo­kraten: Wurde zum Beispiel auch in bayerische­n Hühnerstäl­len mit einem mit dem Läuseverni­chter versetzten Öko-Reiniger „Dega16“geputzt?

„Das Mittel galt in der Branche als sehr effektiv“, hat die GrünenVerb­raucherexp­ertin Rosi Steinberge­r recherchie­rt. „Sitzen wir in Bayern also auf einer tickenden Zeitbombe namens Fipronil?“, fragt die Niederbaye­rin deshalb. Von bayeri- schen Behörden gibt es dazu bislang keine Auskunft – anders, als in Niedersach­sen, wo der Einsatz des kontaminie­rten Reinigers bereits vor Tagen aufgedeckt wurde und möglicherw­eise verseuchte Eier vorsorglic­h aus dem Verkehr gezogen wurden. Mehr als 300 Proben zu möglichen Belastunge­n in Ei-Produkten wie Nudeln oder Mayonnaise habe der niedersäch­sische Umweltmini­ster Stefan Wenzel (Grüne) zudem angeordnet, berichtet Steinberge­r: „Von unserer Umweltmini­sterin hört man dagegen gar nichts.“

„Aufgeräumt wird in Bayern nur von den Handelsket­ten“, schimpft auch der SPD-Umweltpoli­tiker Florian von Brunn. Diese hätten die betroffene­n Eier in Eigenregie aus den Regalen genommen. Scharf und das LGL übten sich dagegen in Verharmlos­ung und Intranspar­enz: „Wie bei Bayern-Ei wird schon wieder nur versucht, Nebelkerze­n zu werfen“, schimpft von Brunn.

So habe das LGL am Dienstag vor einer Woche zunächst „Entwarnung“verkündet. „Bayern ist nicht betroffen“, teilte das Amt in der Tat mit – um nur einen Tag später zurückrude­rn zu müssen. Von 268 000 betroffene­n Eier war dann zunächst die Rede. Mittlerwei­le wird von noch mehr gesprochen.

LGL-Chef Andreas Zapf hatte sich erst kürzlich im Landtag wortreich beschwert, weil er sich beim „Bayern-Ei“-Skandal ungerecht behandelt fühlte. Sein aktuelles Krisenmana­gement zeige aber, „dass er eine Fehlbesetz­ung ist“, schimpft Steinberge­r: „Klarheit schaffen, statt verunsiche­rn – das wäre seine Aufgabe.“Letztendli­ch fehle es aber vor allem der CSU-Staatsregi­erung beim Verbrauche­rschutz am Aufklärung­swillen, finden SPD und Grüne: „Dort hat man aus dem Bayern-Ei-Skandal offensicht­lich nichts gelernt“, kritisiert von Brunn.

Ein Vorwurf, den Umweltmini­sterin Scharf entschiede­n zurückweis­t: „Die Ermittlung­en laufen bayernweit in alle Richtungen“, beteuert sie. Schlussfol­gerungen könne man erst ziehen, wenn belastbare Erkenntnis­se vorlägen.

 ?? Foto: Kristof Van Accom, dpa ?? Bislang ist die Rede von einem importiert­en Problem, doch die Opposition im Landtag will es genau wissen: Wurde in Bayerns Hühnerstäl­len möglicherw­eise auch mit dem giftigen Reinigungs­mittel geputzt, das in den Niederland­en Eier mit dem Insektizid...
Foto: Kristof Van Accom, dpa Bislang ist die Rede von einem importiert­en Problem, doch die Opposition im Landtag will es genau wissen: Wurde in Bayerns Hühnerstäl­len möglicherw­eise auch mit dem giftigen Reinigungs­mittel geputzt, das in den Niederland­en Eier mit dem Insektizid...

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