Schwabmünchner Allgemeine

Tolle WM – aber das ZDF sendet Fußball

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Costa wurde für sechs Millionen Euro für ein Jahr an Juventus Turin abgegeben, der von Bremen geholte Nationalsp­ieler Serge Gnabry für eine Million Euro an Hoffenheim weitergere­icht. „Er wird dort hoffentlic­h viel spielen und den nächsten Schritt in Richtung Bayern München machen“, sagt Rummenigge. „So ist der Plan.“Der ging einst schon bei Philipp Lahm auf. Der im Sommer zurückgetr­etene Ausnahmesp­ieler wurde 2003 als 19-Jähriger für zwei Jahre an den VfB verliehen und startete nach der Rückkehr zum Rekordmeis­ter seine Erfolgskar­riere.

Wie fasziniere­nd die einfachen Bewegungsf­ormen des Laufens, Springens und Werfens wirken können, erleben derzeit allabendli­ch Millionen Zuschauer an den TV-Geräten. Die Leichtathl­etik feiert mit der WM in London eines ihrer hohen Feste. Außerhalb von Welt- und Europameis­terschafte­n sowie Olympische­n Spielen erlebt sie das Schicksal aller Sportarten im Schatten des Fußballs. Keine Sendezeite­n, keine Wahrnehmun­g. Umso mehr freut sich der Freund der olympische­n Kernsporta­rt derzeit gerade auf jeden Abend.

Leider ist die Leichtathl­etik auch an ihren besten Tagen nicht vor Fußall sicher. Wie schwach ihre Position ist, zeigt das Umschalten des

am Dienstag nach Skopje, wo Real Madrid gegen Manchester United um den Uefa-Supercup kickte. Eine von vielen Edelmetall­kannen, die der Fußball in Auftrag gegeben hat, um Sendezeit abzuschöpf­en. Einziger deutscher Vertreter in diesem Wettbewerb war Toni Kroos von Real Madrid.

Nun ist die Teilnahme deutscher Athleten so wenig entscheide­ndes Übertragun­gskriteriu­m wie deren Erfolgsaus­sichten. Wie mitreißend eine WM auch ohne deutsche Medaillen sein kann, ist in London zu besichtige­n. Kaum eine Sportart versammelt so viele verschiede­ne Typen beider Geschlecht­er – mitunter auch ineinander laufende – wie die Leichtathl­etik. Ein wunderbare­s Sammelsuri­um sportliche­r Individuen. Manchem Zuschauer würde es reichen, sie nur zu bestaunen.

Darüber könnte man fast vergessen, dass der eigentlich­e Sinn ihres Treffens der Wettkampf und das Einsammeln von Edelmetall ist. Genau damit hapert es bei den deutschen Athleten noch. Eine einzige Silbermeda­ille hat die London-Expedition bislang ergattert – zu verdanken der Siebenkämp­ferin Carolin Schäfer. Das betrübt auch deshalb, weil Deutschlan­d sich zu den Leichtathl­etik-Nationen zählt. Der Staat investiert großzügig in die Sportförde­rung und erwartet Renditen. Da ist vielen ein Silberling zur WM-Halbzeit zu wenig. Tatsächlic­h liegt die Erfolgsquo­te unter den Erwartunge­n. Der Kugelstoße­r David Storl oder der Stabhochsp­ringer Raphael Holzdeppe haben enttäuscht. Auch Katharina Molitor, die als Weltmeiste­rin im Speerwurf angereist war, ist unter ihren Möglichkei­ten geblieben – wenngleich sie damit in einem breiten Trend liegt. Das Weltniveau der Leichtathl­etik sinkt. Eine erfreulich­e Entwicklun­g, die nahelegt, dass der Dopingsump­f austrockne­t.

Deutsche Medaillenz­ähler müssen die Hoffnung übrigens noch nicht aufgeben. Das Speerwerfe­n der Männer am Samstag ist edelmetall­trächtig. Vielleicht bleiben die Öffentlich­Rechtliche­n ja dann auf Sendung.

ZDF

LEICHTATHL­ETIK WM Eurosport/ZDF, 19/20.15 Uhr

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Foto: Witters Foto: Ulrich Wagner Erik Thommy: Der Flügelflit­zer des FCA war zuletzt an Jahn Regensburg ausge liehen.
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Philipp Lienhart: Der 21 jährige Öster reicher kommt als Leihspiele­r von Real Madrid zum SC Freiburg.
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Foto: dpa Einziges Edel metall für Deutsch land: Carolin Schäfer.
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