Der Schauspieler und der Edelmann
Auf dem Historischen Bürgerfest hat ein Duo die Moderation übernommen. Wer hinter Athanor und Francois steckt und wie sie die Besucher unterhalten
Athanor und Francois de Montcorbier kennen sich seit neun Jahren und dennoch feiern sie jetzt eine Premiere: In diesem Jahr moderieren die beiden zum ersten Mal das Augsburger Bürgerfest – „frei aus dem Bauch raus“. Die beiden sind überzeugt: „Solange wir Spaß haben, haben auch die Zuschauer Spaß“, sagt Athanor, der eigentlich Peter Witzell heißt. Bevor auch sein Partner „Francois de Montcorbier“seinen wahren Namen preisgibt, ziert er sich ein wenig. „Ich habe so viele Rollen“, klagt Harry Rischar, wie der Künstler wirklich heißt. „Ja er hat schon allein drei französischsprachige“, bestätigt „Athanor“Witzell schmunzelnd.
Als die beiden das Angebot bekamen, nach Augsburg zu kommen und das diesjährige Bürgerfest zu moderieren, mussten sie nicht lange überlegen. Athanor, der fahrende Schauspieler, und Francois de Montcorbier, ein Cosmopolit und Freund der Fugger, würden ein gutes Gespann abgeben.
„Ich stelle mich meistens als sein Dolmetscher vor“, erzählt Witzell. Denn wenn Francois wieder zu viel Französisch in seinen Reden verwende, würde er als einfacher Schauspieler nichts mehr verstehen. „Dann muss ich ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholen“, sagt der Künstler. Der bodenständige Schauspieler und der Edelmann rasseln auf der Bühne immer wieder aneinander, machen sich lustig über den anderen. „Ich denke, unsere gegensätzlichen Rollen machen den Charme unserer Moderation aus“, sagt Witzell. Er ist auch im richtigen Leben Schauspieler, auf dem Bürgerfest tritt er sowohl als Moderator als auch mit der Gruppe „Schelmenblut“auf.
Harry Rischar hat ebenfalls eine zweite Rolle: Als „Bertholder der Erzähler“im Stauffen-Kostüm und ganz ohne französischen Akzent erzählt er in seinem Zelt „Erotik- und Gruselgeschichten“. Manchmal wechselt er auch die Rollen, dann erzählt der Edelmann Francois von seinen Abenteuern und schimpft auf den unzuverlässigen Bertholder den Erzähler. „Ich schlüpfe immer richtig in meine Rollen rein. Francois ist schon gekränkt, wenn er für Bertholder gehalten wird“, sagt der Künstler augenzwinkernd.
Die Aufgabe des Moderationsduos sei es, schon vor den Auftritten der Künstler Stimmung ins Publikum zu bringen, sind sich die beiden einig. „Es geht auch darum, die anderen Künstler wertzuschätzen“, sagt Francois mit französischem Akzent. Wenn er seine blaue Mütze abnimmt, spricht er plötzlich wieder Hochdeutsch. „Das ist eine Zaubermütze“, sagt er augenzwinkernd.
Am Wichtigsten sei es, finden Witzell und Rischar, spontan zu bleiben. „Wenn ich fünf mal am Tag eine Geschichte erzähle, kann ich die nicht immer gleich erzählen, ich mache das nach Gefühl“, sagt Rischar. Dann könne sich die Geschichte im Laufe eines Tages auch ganz schön verändern, gibt er zu. Zwölf Stunden pro Tag sind die beiden auf dem Bürgerfest unterwegs. Sie teilen sich auf zwischen den drei Bühnen und müssen zusätzlich noch ihre eigenen Auftritte bewältigen. Das sei manchmal ganz schön hektisch, sagt Witzell. Sie müssten oft von Bühne zu Bühne rennen und könnten leider nicht immer als Duo auftreten. Doch das Bürgerfest ist den Stress wert, finden beide Künstler. „Es ist einfach toll organisiert hier, alle Künstler geben sich riesige Mühe und wir und die Zuschauer haben viel Spaß“, sagt „Francois“Harry Rischar.