Als „Bayerisch Venedig“unterging
Vor 15 Jahren richtete ein historisches Hochwasser große Schäden an. Über die Ursachen wird noch heute gestritten
Als vor 15 Jahren Mitteleuropa von einem historischen Hochwasser heimgesucht wurde, blieb Bayern nicht verschont. Auch im Freistaat kämpften tausende Helfer gegen die Flut, es entstanden Schäden in Millionenhöhe. Am dramatischsten war die Lage entlang der Elbe in Sachsen, wo es 21 Tote gab. Damals wie heute wird darüber diskutiert, ob der Klimawandel für eine vermutete Zunahme der Flutkatastrophen verantwortlich ist.
In Bayern war im August 2002 besonders der Süden betroffen. Das damalige Hochwasser an mehreren Flüssen in Schwaben, Ober- und Niederbayern wird vom Landesamt für Umwelt in Augsburg als sogenanntes 50- bis 100-jährliches Ereignis eingestuft. Die Flut entlang des Regens in der Oberpfalz gilt sogar als mindestens 100-jährliches Hochwasser. Besonders schlimm hatte es damals auch die hochwassererprobte Stadt Passau getroffen. Dort kletterte die Anzeige des Pegels an der Donau am 13. August auf 10,81 Meter – der höchste Stand seit 1954. Doch inzwischen ist klar, dass es letztlich viel dramatischer kommen kann. Die Hochwasserkatastrophe vom Juni 2013 stellte die Flut elf Jahre zuvor in den Schatten. Denn vor vier Jahren wurde in der niederbayerischen Dreiflüssestadt sogar ein Wasserstand von 12,89 Metern gemessen. In ganz Bayern entstanden 2013 nach Angaben des Umweltministeriums in München Schäden in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro.
Schnell ist nach solchen verheerenden Überschwemmungen die Rede davon, dass die Fluten immer häufiger kämen und immer schlimmer ausgingen. Zudem wird befürchtet, dass die Hochwasserfrequenz im Laufe des 21. Jahrhunderts deutlich steigen werde. Doch dies ist bei Forschern umstritten.
So fordert das Bayerische Landesamt für Wasserwirtschaft seit zwei Jahrzehnten eine Versachlichung der Diskussion und will mit Broschüren die Bürger aufklären. Darin wird darauf hingewiesen, dass es auch schon im Mittelalter schwerste Überflutungen mit vielen Todesopfern gab. „Ein eindeutiger Trend zu höheren und häufigeren Hochwassern“lasse sich nicht belegen. Gestiegen seien lediglich die Schadenshöhen.
Auf der anderen Seite wurden im Rahmen eines deutsch-österreichischen Forschungsprojektes die Wetterlagen mit Starkregen und die Zugbahnen von Tiefdruckgebieten von 1951 bis 2010 untersucht. Die Wissenschaftler der Uni Augsburg und der Zentralanstalt für Meteorologie und Klimatologie in Wien kamen zu dem Ergebnis, dass der Klimawandel durchaus das Hochwasserrisiko deutlich steigen lasse. Spürbare Auswirkungen durch große Überflutungen in den Sommermonaten seien spätestens ab Mitte dieses Jahrhunderts zu befürchten, meinen die Forscher. „Bis zum Jahr 2100 ist eine Zunahme der Starkniederschläge im Süden Deutschlands bedingt durch die Klimaänderung zu erwarten.“
Unabhängig von dieser Diskussion hat der Freistaat nach dem Pfingsthochwasser 1999 ein großes Hochwasserschutzprojekt gestartet. „Insgesamt wurden seit Mai 2001 bayernweit rund 2,2 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert“, sagt ein Sprecher des Umweltministeriums. Dafür seien unter anderem 320 Kilometer Deiche saniert und fast 150 Kilometer neu gebaut worden.