Wald und Wild oder Wald vor Wild?
Minister liefert sich hitzige Diskussion mit Waldbesitzern, Förstern und Jägern. Zur Reizfigur wird jedoch ein anderer
Es sollte ein sachlich-fachlicher Meinungsaustausch werden. Ganz ist der Plan nicht aufgegangen. Etwa 60 Landwirte, Waldbesitzer, Förster und Jäger waren in die Schlossbrauerei nach Autenried gekommen, um mit Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Mandatsträgern der CSU über das Thema „Wald und Wild“zu diskutieren. Dabei traten immer wieder die Interessenskonflikte zwischen Waldbesitzern und Förstern auf der einen und den Jägern auf der anderen Seite zutage.
Für manche wurde der Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein, ein passionierter Jäger, zur Reizfigur. Seine Aussagen zu Abschussquoten und zum Zustand der Wälder seien „Geschwätz“und zeugten von „fehlendem Sachverstand“, kritisierten zwei Revierförster.
Minister Brunner erklärte, die Konflikte zwischen Waldbesitzern, Förstern und Jägern seien lediglich scheinbarer Natur. Denn nur gemeinsam könnten die Interessen unter einen Hut gebracht werden, zum Wohle des Waldes und des Wildes.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Klimawandels müsse der Wald umgebaut und auf möglichst natürliche Weise verjüngt, artenreicher und damit widerstandsfähiger gestaltet werden, betonte Brunner. Um das zu erreichen, seien „waldangepasste und vernünftige Wildbestände“mit den entsprechenden Abschussquoten notwendig. Deshalb gelte für die Staatsregierung das Motto „Wald vor Wild“, erklärte der Minister. Klar sei aber auch: „Wir wollen keinen Wald ohne Wild, und ohne Jäger wäre der Waldzustand nicht zu sichern.“
Etliche Jäger beklagten, dass ihnen die Jagd durch behördliche Auflagen und Reglementierungen immer schwerer gemacht werde. Statt „Wald vor Wild“müsse es heißen „Wald und Wild“, forderten die Jäger „eine Kehrtwende“beim Jagdwesen. Diese Wende müsse von der Politik vollzogen werden, erklärte Georg Nüßlein. „Das erwarte ich von meinem Minister.“
Beim Umbau der Wälder sei bereits viel erreicht worden, deshalb sei es falsch, die Abschussquoten ständig und automatisch zu erhöhen. Die Quoten könnten belassen oder sogar verringert werden. Staatsforsten und Jagdbehörden müssten einen anderen Weg gehen, um den Schulterschluss zu erreichen, forderte Nüßlein.
Bei Waldbesitzern und Förstern kam das nicht gut an. Ein Revierförster bezeichnete dies als „Geschwätz“, ein anderer Förster aus dem Raum Augsburg attestierte Nüßlein „fehlenden Sachverstand“. Der wegen des Klimawandels dringend gebotene und möglichst natürliche Umbau der Wälder werde nur mit weiterhin hohen Abschussquoten gelingen. Die harsche Kritik der Förster rief wiederum Jagdberater Werner Blaha auf den Plan. So stelle er sich eine „Konfliktlösung“und eine „Deeskalation“nicht vor. Jeder verfolge eben seine eigenen Interessen, brachte ein Landwirt die Diskussion auf den Punkt.