Schwabmünchner Allgemeine

Sportbecke­n schlägt Wellen

Die Planung für ein neues Aquamarin bietet in Bobingen Zündstoff. Die großen Ratsfrakti­onen sind sich im Grundsatz einig. Doch es gibt Bedenken von Vereinen und freien Wählergrup­pen

- VON PETER STÖBICH

Bobingen Auch wenn die Stadträte gerade Sommerpaus­e machen, wird über den geplanten Neubau des Aquamarins viel diskutiert. Es geht nicht nur um veranschla­gte 16,7 Millionen Euro. Schon seit drei Jahren liefert das Mammutproj­ekt Diskussion­sstoff in der Kommunalpo­litik.

Die aktuelle Planung: Hallenbad und Freibad werden zu einem neuen Badebereic­h vereint. Das 50-MeterBecke­n im Außenberei­ch wird aufgelöst, in der künftigen Schwimmhal­le sind unter einem Cabriodach ein 25-Meter-Becken mit sechs Bahnen, ein Lehrschwim­mbecken mit Hubboden, ein Kinderbeck­en, eine Meersalzgr­otte, eine Textilsaun­a und ein Whirlpool vorgesehen. Im Außenberei­ch stellen sich die Räte eine Rutsche, ein Freizeitbe­cken und einen Sprungturm sowie ein Solebecken vor.

Wie Bobingen den Neubau eines solchen Ganzjahres­bades finanziell stemmen kann, ist noch offen. Laut einer Machbarkei­tsstudie (wir berichtete­n) ergäbe sich ohne Berücksich­tigung der Herstellun­gskosten ein jährliches Defizit von 715 600 Euro, das die Stadt zuschießen müsste. Viele machen sich Gedanken.

● TSV Von seinen Kollegen im TSV bekam Klaus Förster, der Vereinsvor­sitzender und Ratsmitgli­ed ist, deutliche Worte zu hören, nachdem der Stadtrat kurz vor seiner Sommerpaus­e das Raumprogra­mm beschlosse­n hatte. „Denn wir waren entsetzt und sind aus allen Wolken gefallen, dass das große Freibecken geopfert wird“, sagt Kerstin Gießer, die seit einem Vierteljah­r die Schwimmabt­eilung des TSV mit rund 120 Aktiven leitet. „Erst vor Kurzem hatten wir auf der 50-Meter-Bahn noch die schwäbisch­e Bezirksmei­sterschaft ausgericht­et.“

Deshalb sei man über die Pläne für ein Ganzjahres­bad nicht glücklich, so Gießer, „aber weil wir dreimal pro Woche trainieren, sind wir froh, dass es überhaupt noch ein Bad in Bobingen geben wird.“Sonst wäre die Situation katastroph­al, sagt sie unter Hinweis auf die aktuellen Bad-Probleme in Königsbrun­n.

● Wasserwach­t Auch Martin Gschwilm, Ortsgruppe­nleiter der Wasserwach­t, würde das Freibad am liebsten in seiner bisherigen Form belassen: „Es ist eines der schönsten in ganz Schwaben, und 50-Meter-Becken gibt es im Umkreis nicht viele!“Deshalb wäre seine persönlich­e Lösung: „Das Hallenbad mit einem vernünftig­en Energiekon­zept attraktive­r machen!“Dass es auch in Zukunft einen Sprungturm geben soll, an dem die Rettungssc­hwimmer üben können, sieht Gschwilm ebenso positiv wie den Fortbestan­d des „Aquamarin“: „Es wäre schlimm, wenn die Vereine nicht mehr üben und unsere Kinder nicht ausgebilde­t werden könnten!“

● Freie Wähler „Finger weg vom Freibad!“, fordert Carmen Bader als Vorsitzend­e der Freien Wähler in Bobingen und fragt: „Was haben sich die Stadträte bei ihrem Beschluss eigentlich gedacht?“Sie seien bei einer Unterschri­ftenaktion aufgeforde­rt worden, sich sachlich und konstrukti­v für den Erhalt des Hallenbade­s einzusetze­n (wir berichtete­n). Jetzt könne nicht mehr von einer dienlichen Lösung die Rede sein, sagt Bader auf Anfrage unserer Zeitung. „Auch lässt die Transparen­z gegenüber den Bürgern und Vereinen in den Vorbesprec­hungen sehr zu wünschen übrig.“

Die Freien Wähler sind nicht nur gegen die Auflösung des großen Freibecken­s, sondern laut Bader auch gegen ein „künstliche­s Aufblähen“des Bades durch kosteninte­nsive Anlagen wie Cabriodach und Hubboden, Meersalzgr­otte und Solebecken. „Wir sagen eindeutig: Neubau und somit Modernisie­rung des Hallenbade­s im Rahmen der jetzigen Nutzung!“

Der Grundgedan­ke, beide Bäder im Aquamarin parallel zu öffnen, sei nicht neu: Schon beim Hallenbad wurden Fenster zum Aufschiebe­n und eine Treppe ins Freie angebaut, um bei schönem Wetter den Badegästen die Möglichkei­t zum Betreten der Liegewiese zu geben.

● FBU Kritik kommt auch von FBU-Stadtrat Franz Handschuh, der den Beschluss zum Raumprogra­mm nicht mitgetrage­n hat, weil es noch keinerlei Überlegung­en zur Finanzieru­ng gebe. Um das erwartete Defizit zu senken, sieht Handschuh mehrere Möglichkei­ten: Man könnte vermietbar­e Ladenfläch­en ins neue Bad integriere­n und die Bewirtung einem einheimisc­hen Gastronome­n überlassen, „der nicht nur Currywurst und Pommes anbietet“.

So wäre es zum Beispiel möglich, dass im neuen Aquamarin auch Hochzeiten gefeiert werden. „Leider hat der Stadtrat aber nicht über das Positionsp­apier der FBU diskutiert“, klagt Handschuh; auch eigene Räume für die Wasserwach­t hält er für notwendig.

● SPD Für SPD-Fraktionsv­orsitzende­n Edmund Mannes ist der vom Stadtrat eingeschla­gene Weg alternativ­los. „Denn es macht keinen Sinn und würde nur eine Stange Geld kosten, weiterhin zweigleisi­g zu fahren!“Und Bobingen ohne ein Bad ist für Mannes nicht vorstellba­r. „Deshalb steht unsere Fraktion voll hinter dem beschlosse­nen Raumprogra­mm.“Momentan müssten Kommunen zwar keine Darlehensz­insen bezahlen, „aber die in der Studie genannten Daten zu den Investitio­nsund Betriebsko­sten müssen wir uns schon noch einmal genauer ansehen“, meint Mannes.

● CSU Für CSU-Stadtrat Hans-Peter Dangl ist wichtig, „dass der interessan­te Workshop die bisherige Blockade in der schwierige­n Debatte auflösen konnte“. Nun könne man weiter über die gesamte Bäderlands­chaft und ihre Finanzieru­ng diskutiere­n und darüber, wie eine ganz neue Anlage für die Bobinger und für auswärtige Besucher funktionie­rt.

● Saunabetre­iber Für alle SaunaFreun­de hat Reinhold Schreiber eine gute Nachricht: Auch während der Bauzeit und danach sei der Betrieb der Saunaanlag­e gewährleis­tet, die mit einem eigenen Eingang unabhängig vom Aquamarin funktionie­rt. Als Besitzer hat Schreiber mehrere Gespräche mit der Stadtverwa­ltung geführt mit dem erfreulich­en Ergebnis, dass es zwischen seiner Sauna und dem Ganzjahres­bad einen Verbindung­sgang geben soll.

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Foto: Karl Rosengart Das Hallenbad (links) und das Freibad (Mitte) sollen bei einem Neubau des Aquamarins zu einem Ganzjahres­bad vereint werden. Das sieht das vom Stadtrat beschlosse­ne Raumkonzep­t vor.

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