Sportbecken schlägt Wellen
Die Planung für ein neues Aquamarin bietet in Bobingen Zündstoff. Die großen Ratsfraktionen sind sich im Grundsatz einig. Doch es gibt Bedenken von Vereinen und freien Wählergruppen
Bobingen Auch wenn die Stadträte gerade Sommerpause machen, wird über den geplanten Neubau des Aquamarins viel diskutiert. Es geht nicht nur um veranschlagte 16,7 Millionen Euro. Schon seit drei Jahren liefert das Mammutprojekt Diskussionsstoff in der Kommunalpolitik.
Die aktuelle Planung: Hallenbad und Freibad werden zu einem neuen Badebereich vereint. Das 50-MeterBecken im Außenbereich wird aufgelöst, in der künftigen Schwimmhalle sind unter einem Cabriodach ein 25-Meter-Becken mit sechs Bahnen, ein Lehrschwimmbecken mit Hubboden, ein Kinderbecken, eine Meersalzgrotte, eine Textilsauna und ein Whirlpool vorgesehen. Im Außenbereich stellen sich die Räte eine Rutsche, ein Freizeitbecken und einen Sprungturm sowie ein Solebecken vor.
Wie Bobingen den Neubau eines solchen Ganzjahresbades finanziell stemmen kann, ist noch offen. Laut einer Machbarkeitsstudie (wir berichteten) ergäbe sich ohne Berücksichtigung der Herstellungskosten ein jährliches Defizit von 715 600 Euro, das die Stadt zuschießen müsste. Viele machen sich Gedanken.
● TSV Von seinen Kollegen im TSV bekam Klaus Förster, der Vereinsvorsitzender und Ratsmitglied ist, deutliche Worte zu hören, nachdem der Stadtrat kurz vor seiner Sommerpause das Raumprogramm beschlossen hatte. „Denn wir waren entsetzt und sind aus allen Wolken gefallen, dass das große Freibecken geopfert wird“, sagt Kerstin Gießer, die seit einem Vierteljahr die Schwimmabteilung des TSV mit rund 120 Aktiven leitet. „Erst vor Kurzem hatten wir auf der 50-Meter-Bahn noch die schwäbische Bezirksmeisterschaft ausgerichtet.“
Deshalb sei man über die Pläne für ein Ganzjahresbad nicht glücklich, so Gießer, „aber weil wir dreimal pro Woche trainieren, sind wir froh, dass es überhaupt noch ein Bad in Bobingen geben wird.“Sonst wäre die Situation katastrophal, sagt sie unter Hinweis auf die aktuellen Bad-Probleme in Königsbrunn.
● Wasserwacht Auch Martin Gschwilm, Ortsgruppenleiter der Wasserwacht, würde das Freibad am liebsten in seiner bisherigen Form belassen: „Es ist eines der schönsten in ganz Schwaben, und 50-Meter-Becken gibt es im Umkreis nicht viele!“Deshalb wäre seine persönliche Lösung: „Das Hallenbad mit einem vernünftigen Energiekonzept attraktiver machen!“Dass es auch in Zukunft einen Sprungturm geben soll, an dem die Rettungsschwimmer üben können, sieht Gschwilm ebenso positiv wie den Fortbestand des „Aquamarin“: „Es wäre schlimm, wenn die Vereine nicht mehr üben und unsere Kinder nicht ausgebildet werden könnten!“
● Freie Wähler „Finger weg vom Freibad!“, fordert Carmen Bader als Vorsitzende der Freien Wähler in Bobingen und fragt: „Was haben sich die Stadträte bei ihrem Beschluss eigentlich gedacht?“Sie seien bei einer Unterschriftenaktion aufgefordert worden, sich sachlich und konstruktiv für den Erhalt des Hallenbades einzusetzen (wir berichteten). Jetzt könne nicht mehr von einer dienlichen Lösung die Rede sein, sagt Bader auf Anfrage unserer Zeitung. „Auch lässt die Transparenz gegenüber den Bürgern und Vereinen in den Vorbesprechungen sehr zu wünschen übrig.“
Die Freien Wähler sind nicht nur gegen die Auflösung des großen Freibeckens, sondern laut Bader auch gegen ein „künstliches Aufblähen“des Bades durch kostenintensive Anlagen wie Cabriodach und Hubboden, Meersalzgrotte und Solebecken. „Wir sagen eindeutig: Neubau und somit Modernisierung des Hallenbades im Rahmen der jetzigen Nutzung!“
Der Grundgedanke, beide Bäder im Aquamarin parallel zu öffnen, sei nicht neu: Schon beim Hallenbad wurden Fenster zum Aufschieben und eine Treppe ins Freie angebaut, um bei schönem Wetter den Badegästen die Möglichkeit zum Betreten der Liegewiese zu geben.
● FBU Kritik kommt auch von FBU-Stadtrat Franz Handschuh, der den Beschluss zum Raumprogramm nicht mitgetragen hat, weil es noch keinerlei Überlegungen zur Finanzierung gebe. Um das erwartete Defizit zu senken, sieht Handschuh mehrere Möglichkeiten: Man könnte vermietbare Ladenflächen ins neue Bad integrieren und die Bewirtung einem einheimischen Gastronomen überlassen, „der nicht nur Currywurst und Pommes anbietet“.
So wäre es zum Beispiel möglich, dass im neuen Aquamarin auch Hochzeiten gefeiert werden. „Leider hat der Stadtrat aber nicht über das Positionspapier der FBU diskutiert“, klagt Handschuh; auch eigene Räume für die Wasserwacht hält er für notwendig.
● SPD Für SPD-Fraktionsvorsitzenden Edmund Mannes ist der vom Stadtrat eingeschlagene Weg alternativlos. „Denn es macht keinen Sinn und würde nur eine Stange Geld kosten, weiterhin zweigleisig zu fahren!“Und Bobingen ohne ein Bad ist für Mannes nicht vorstellbar. „Deshalb steht unsere Fraktion voll hinter dem beschlossenen Raumprogramm.“Momentan müssten Kommunen zwar keine Darlehenszinsen bezahlen, „aber die in der Studie genannten Daten zu den Investitionsund Betriebskosten müssen wir uns schon noch einmal genauer ansehen“, meint Mannes.
● CSU Für CSU-Stadtrat Hans-Peter Dangl ist wichtig, „dass der interessante Workshop die bisherige Blockade in der schwierigen Debatte auflösen konnte“. Nun könne man weiter über die gesamte Bäderlandschaft und ihre Finanzierung diskutieren und darüber, wie eine ganz neue Anlage für die Bobinger und für auswärtige Besucher funktioniert.
● Saunabetreiber Für alle SaunaFreunde hat Reinhold Schreiber eine gute Nachricht: Auch während der Bauzeit und danach sei der Betrieb der Saunaanlage gewährleistet, die mit einem eigenen Eingang unabhängig vom Aquamarin funktioniert. Als Besitzer hat Schreiber mehrere Gespräche mit der Stadtverwaltung geführt mit dem erfreulichen Ergebnis, dass es zwischen seiner Sauna und dem Ganzjahresbad einen Verbindungsgang geben soll.