Kunst wegwerfen – macht man das?
Alles muss raus. Zu Zeiten befällt der große SchlussverkaufsSlogan die Menschen auch zu Hause. Beim großen Ausmisten fällt auf, wie einfach es ist, sich von unnötigen Verpackungen zu trennen, und wie schwierig es ist, zum Beispiel den Kleiderschrank zu entschlacken. Ja, das Jackett ist schon in die Jahre gekommen, aber es geht doch noch? In den Kleidercontainer damit oder auf dem Kleiderbügel lassen?
Die Steigerung davon ist es, das Bücherregal zu verschlanken. Bücher ins Altpapier zu werfen, das mutet wie ein Akt der Barbarei an: die Literatur im Müllverwertungskreislauf, da sperrt sich etwas. Aber wohin mit ihnen? Ins Antiquariat? Gibt’s die noch? Dann schon lieber ins öffentliche Bücherregal im Hofgarten.
Aber jetzt sind Bücher ja noch Massenprodukte. Sie werden maschinell und in großer Auflage hergestellt. Man müsste gar nicht so ein schlechtes Gewissen haben, wenn man sich von ihnen trennt. Bei Kunstwerken ist das anders. Sie sind Unikate. Ja, was tun, wenn man sich von Kunstwerken trennen will und niemand anders sie haben will. Einfach auf den Sperrmüll geben und sie so für immer zerstören? Nein, so etwas macht man nicht.
Zum Glück stellt sich diese letzte Frage nicht vielen. Aber mal angenommen, der Vater oder die Mutter hätte ein Leben lang als Künstler gearbeitet und nun ein großes OEuvre und viel zu wenig Platz hinterlassen. Da kann man die Initiative des Bezirks Schwaben, im Weiherhof beim Volkskundemuseum Oberschönenfeld ein schwäbisches Archiv für Kunst-Nachlässe einzurichten, nur begrüßen. Zwar wird dort nicht alles bewahrt werden können, aber für das, was von Bedeutung ist, gibt es nun in Schwaben einen Ort.
***
„Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.