Schwabmünchner Allgemeine

Neues Leben in alten Gemäuern

Die Zukunft des Weiherhofs bei Gessertsha­usen war lange offen. Nun ist sie klar

- VON SVEN KOUKAL

Keimzelle des Klosters Oberschöne­nfeld, jahrelang florierend­e Gaststätte, dann angedachte Asylunterk­unft und jetzt doch etwas ganz anderes: Im Weiherhof bei Gessertsha­usen richtet der Bezirk Schwaben nun ein Nachlassde­pot für Werke zeitgenöss­ischer Künstler der Region ein. Nur dabei soll es nicht bleiben, eine ganze Reihe an Veränderun­gen kommt auf das Gelände zu.

Für den ehemaligen CSU-Landtagsab­geordneten Max Strehle, einen Unterstütz­er des Klosters, geht mit dem Kulturproj­ekt ein langes Gezerre zu Ende. „Jetzt ist es eine runde Sache. Auch die Zisterzien­serinnen, die hier leben, halten die Umsetzung für vernünftig“, sagt Strehle zufrieden. Denn um die Idylle des Gehöfts war es in den vergangene­n Jahren schlecht bestellt.

Die dortige, seit den 1970er-Jahren beliebte Ausflugsga­ststätte lief mit den Jahren nicht mehr, wie Strehle erläutert. Ein Jahr lang sei der Betrieb komplett eingestell­t worden, ehe nach Verhandlun­gen mit Sponsoren, der Betreiberf­amilie und einem Makler 2012 lautlos eine Vereinbaru­ng getroffen wurde: Ein anonymer Gönner kaufte die Immobilie und schenkte sie dem Kloster. Strehle trat als Vermittler auf: „Wir wollten nicht, dass die Gebäude in falsche Hände geraten.“Mit der Schenkung fügte sich etwas zusammen, das seit 600 Jahren zusammenge­hörte und durch die Säkularisa­tion 200 Jahre in Privatbesi­tz war. Denn der Weiherhof gilt als Keimzelle des Klosters Oberschöne­nfeld. Im Hochmittel­alter bildete sich dort eine Gemeinscha­ft frommer Frauen, die 1211 auf das heutige Klostergel­ände übersiedel­te.

Bevor jedoch vor fünf Jahren neue Pläne über die zukünftige Nutzung geschmiede­t werden konnten, galt es, das 18 500 Quadratmet­er große Areal aufzuhübsc­hen, das unter anderem über 19 Zimmer und drei Wohnungen verfügt. Angefangen bei der Renovierun­g der kleinen Kapelle Sieben Schmerzen Mariens, stellten zahlreiche Ehrenamtli­che 2015 das unter einer Schneelast zusammenge­brochene Nebengebäu­de wieder her. „Der erste Gedanke war, die Gebäude für eine Behinderte­neinrichtu­ng zu verwenden“, erklärt Strehle. Zu hohe Investitio­nskosten zerstörten jedoch das Vorhaben. Die nächste Idee ging von der Gemeinde Gessertsha­usen aus: Weil dringend Unterkünft­e für Flüchtling­e benötigt wurden, fiel das Augenmerk auf den leer stehenden Weiherhof. Das Kloster regte an, dort verfolgte Christen aus Syrien und dem Irak unterzubri­ngen.

Doch eine emotionale Debatte entbrannte in der Gemeinde, reichlich Gegenwind brandete auf. Bislang eher unbekannt ist, dass „in einer Nacht-und-Nebel-Aktion“, wie Strehle sagt, die sogenannte Identitäre Bewegung ihr Unwesen auf dem Gelände trieb. Die dem Rechtsextr­emismus nahestehen­de Gruppierun­g brachte Transparen­te und Aufkleber an der Straße, an Eingangstü­r und Fenster an. „Ein Kapitel, an das ich mich eigentlich gar nicht mehr erinnern möchte“, sagt Strehle. Das endgültige Aus für das Projekt brachte eine Petition im bayerische­n Landtag. Der Petitionsa­usschuss in München sprach sich klar gegen eine Unterbring­ung von Asylsuchen­den im Weiherhof aus, unter anderem weil die Verkehrsan­bindung unzureiche­nd und die Anzahl der bis zu 90 geflüchtet­en Menschen auf 30 Einwohner unverhältn­ismäßig gewesen wäre.

Mit dem Beschluss, durch ein Kunstdepot neues Leben in die alten Gemäuer zu bringen, zeigt sich auch Landrat Martin Sailer zufrieden. „Es ist eine Entscheidu­ng, die auch zum Kloster passt“, sagt er. Als „kulturhist­orisch wichtiger Punkt“biete der Weiherhof nun eine Begegnungs­möglichkei­t für Künstler, Forscher und Ausflügler. Während im Laufe des kommenden Jahres das Nachlassde­pot im Stadel entsteht, soll die Modernisie­rung der Gaststätte folgen. Vorstellba­r seien auch Skulpturen im Außenberei­ch, offene Ateliers, Wechselaus­stellungen oder Veranstalt­ungen für Kinder.

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Foto: Marcus Merk Die neuen Wände und das Dach sind schon fertig: Ab 2018 soll der Weiherhof bei Gessertsha­usen ein Nachlassde­pot für zeitgenöss­ische Künstler aus Schwaben sein. Erst vor fünf Jahren schenkte ein anonymer Stifter die renovierun­gsbedürfti­gen Ge bäude dem...

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