Diedorfer Umfahrung bewältigt eine Etappe
Bahn „liefert“Angaben, damit die Planer weitermachen können
Der Brief ging vor einer Woche beim Verkehrsministerium in Berlin ein. Absender ist der für Infrastruktur zuständige Bahnvorstand Ronald Pofalla. Seine Botschaft: Ein Hindernis auf dem Weg zur B-300-Umfahrung von Diedorf und Vogelsang ist beseitigt. Laut Bahn-Manager Pofalla hat sein Unternehmen dem staatlichen Bauamt in Augsburg Ende Juli schriftlich mitgeteilt, welche Mindestabstände die geplante B-300-Umfahrung zur parallel verlaufenden Bahnstrecke einhalten muss, die ja auch ausgebaut werden soll. Und das bedeute, so Pofalla: „Aus unserer Sicht liegen dem Staatlichen Bauamt Augsburg somit die notwendigen Informationen vor, um die Planungen für die Verlegungen der Bundesstraße 300 fortzuführen.“
Das Schreiben des Bahnvorstands sei auch aus einem anderen Grund wichtig, sagt der örtliche Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz. Darin betont Pofalla, dass die Bahn bis 2024 ihre Vorplanungen für den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Augsburg und Neu-Ulm abgeschlossen haben wolle. Dann wisse man konkret, wie der Weg zum dritten Gleis aussehen soll, das die Engpässe auf der Schiene beseitigen soll.
2024 könnte, wenn alles glattgeht, die B-300-Umfahrung bereits seit einem Jahr im Bau sein. So zumindest hieß es im Frühjahr aus dem Bauamt. Tatsächlich aber seien seriöse Vorhersagen über den zeitlichen Ablauf derzeit schwierig, sagt der Abgeordnete Durz: „Da ist jede Zahl falsch.“
Denn auch wenn das Straßenbauamt für seine Planungen nun die fehlenden Angaben der Bahn hat, gilt es immer noch die Vorbehalte vor Ort zu überwinden. Zwar fordern viele Menschen in Diedorf und Vogelsang eine Umgehungsstraße, der konkrete Trassenvorschlag ist aber umstritten. Kernforderung der Anrainer: Die fünf Kilometer lange Straße soll teilweise unter einem Deckel verlaufen und so den Lärmschutz gewährleisten, ohne die Ortschaften zu zerschneiden.
Bei einem überirdischen Verlauf drohe im Verbund mit der Bahnstrecke eine Verkehrsschneise, die von meterhohen Lärmschutzwänden oder -wällen gesäumt wird, sagen die Kritiker.
Das Straßenbauamt argumentiert mit den Kosten dagegen. Diese liegen mit mehr als 62 Millionen Euro (geschätzt) schon jetzt doppelt so hoch wie beim Durchschnitt deutscher Bundesstraßen. Tunnellösungen würden die Ausgaben weiter in die Höhe treiben. So gibt es eine behördliche Schätzung, wonach allein ein über einen Kilometer langer Tunnel bei Diedorf 55 Millionen Euro kosten würde – von den jährlichen Ausgaben für den Unterhalt ganz zu schweigen.
Möglicherweise könnte Stadtbergen für die Lösung der Probleme in Diedorf und Vogelsang Vorbild werden. Wie berichtet, hat Innenminister Joachim Herrmann eine Verbesserung des Lärmschutzes an der B17 in Aussicht gestellt, sofern sich Stadtbergen mit 1,3 Millionen Euro beteiligt. Darüber muss der dortige Stadtrat aber erst entscheiden. Zudem ginge es in Diedorf vermutlich um finanziell ganz andere Größenordnungen als in Stadtbergen. Dort sind insgesamt „nur“17 Millionen Euro veranschlagt.
Vor Ort gibt es große Vorbehalte