Schwabmünchner Allgemeine

„Wir brauchen eine Prioritäte­nliste“

Seit der letzten Wahl ist die Bürgerbewe­gung Königsbrun­n im Stadtrat vertreten. Bei den Großprojek­ten fordert der Vorsitzend­e Peter Sommer, die Kräfte zu bündeln, und sagt, wo es ein Privatmann leichter hat als die Kommune

- Königsbrun­n Peter Sommer: Wolfgang Königer: Sommer: Sommer: Nikolaus Kaczkowski: Sommer: Sommer:

Während die große Politik im August die heiße Phase des Bundestags­wahlkampfs einläutet, legen die Kommunalpo­litiker ihre Sommerpaus­e ein. Angesichts der vielen großen Projekte in Königsbrun­n ist das für uns der Anlass, Vertreter aller Parteien des Stadtrats zum Sommerinte­rview zu bitten, um zur Halbzeit der Wahlperiod­e eine Bilanz über das bisher Erreichte sowie Ziele und Wünsche für die verbleiben­den zweieinhal­b Jahre zu sprechen. Die Reihenfolg­e der Artikel entspricht dem Zeitpunkt der Interviews. Bei der BbK erschienen neben dem Vorsitzend­en Peter Sommer auch die weiteren Mitglieder des Vorstands mit Ausnahme von Stadtrat Wolfgang Leis, der wegen Urlaubs nicht kommen konnte.

Für die BbK ist es die erste Wahlperiod­e im Stadtrat. Wie fällt Ihr Fazit über das Erreichte aus?

Am Anfang sind wir sicher etwas blauäugig herangegan­gen, aber man lernt dazu. Für uns ging es nicht darum, Teil der ganzen Politikges­chichte zu werden, wir wollten einfach etwas für Königsbrun­n tun. Gott sei Dank hat sich die CSU überzeugen lassen, die Gradieranl­age nicht zu bauen. Wir sind auch erleichter­t, dass das Visioneum noch eingestell­t wurde. Leider hat das beim 955-Infopavill­on nicht geklappt, dieser wurde viel zu teuer gebaut, und jetzt sucht man händeringe­nd nach einer Nutzung. Im Keller hat man die Dioramen der Lechfeldsc­hlacht untergebra­cht, der Saal ist eigentlich zu klein. Für uns bleibt es dabei: Das Gebäude war teuer und bringt uns nicht weiter.

Königsbrun­n steht vor großen Herausford­erungen: Wie stehen Sie zu den Planungen für die Großprojek­te?

Sommer: Was wir momentan machen, ist aus meiner Sicht zu viel auf einmal. Wir planen, beschließe­n im Stadtrat, und dann hakt es irgendwo – aktuell zum Beispiel im Umlageverf­ahren in der Stadtmitte. Es ist ein Fehler, zu versuchen, alles gleichzeit­ig zu machen. Wer soll die Arbeit erledigen? Wir können nicht fünf, sechs zusätzlich­e Kräfte im Rathaus einstellen, die dann in vier Jahren nicht mehr gebraucht werden. Stattdesse­n sollten wir auch mal Projekte extern vergeben, wie die geplanten Bebauungsp­läne an der Raber Straße oder an der Landsberge­r Straße. Auch der Bebauungsp­lan 3 „Angerstraß­e“muss endlich fertiggest­ellt werden. Diese Vorhaben muss man konsequent­er angehen, denn Wohnen ist ein großes Problem in unserer Stadt. Und für die Großprojek­te sollten wir eine Prioritäte­nliste festlegen und diese Themen abarbeiten. Für uns sind das die Therme, die Straßenbah­ntrasse und die Sanierung der Schulen. Bei der Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße sollten wir erst weiterplan­en, wenn die neue Beitragssa­tzung steht.

Die Straße nutzt ein Großteil der Königsbrun­ner, also sollten die Kosten auch auf alle aufgeteilt werden. Nur die Anwohner zu belasten, wäre nicht gerecht.

Es werden im Stadtrat oft mutige Ent- scheidunge­n gefordert. Aus Ihrer Sicht wäre es quasi die mutigste Entscheidu­ng, zu sagen: Wir schaffen nicht alles auf einmal?

So kann man es ausdrücken. Natürlich will keiner im Stadtrat als Verhindere­r dastehen. Aber anderersei­ts muss man den Bürgermeis­ter etwas in Schutz nehmen: Auch sein Tag hat nur 24 Stunden. Denn man muss feststelle­n, dass man sich als Privatmann um die Hälfte leichter tut, Projekte umzusetzen als Kommune. Diese ganzen Zwänge mit EU-Recht und europaweit­en Ausschreib­ungen – das hatte ich mir wesentlich einfacher vorgestell­t, bevor ich in den Stadtrat kam. Daher sehe ich es umso mehr als wichtig an, Prioritäte­n zu setzen und diese Projekte voranzutre­iben. Dazu kommen noch weniger prominente Dinge, die nicht vergessen werden sollten.

Welche zum Beispiel?

Im Herbst werden wieder die Dämmerungs­einbrüche kommen. Wir hatten einmal über eine Sicherheit­swacht gesprochen, davon hört man jetzt nichts mehr. Da geht es darum, ein paar Freiwillig­e zu organisier­en, die durch ihre Nachbarsch­aft spazieren und verdächtig­e Beobachtun­gen melden.

Auch das Thema Senioren ist wichtig, der Anteil der älteren Menschen in Königsbrun­n steigt und muss in die Planungen einbezogen werden. Ein erster Schritt sind die Sportgerät­e im Sportpark West, die gebaut werden sollen. Die Frage wird auch sein, wie man die Wirtschaft­skraft der Senioren ins Zentrum bringen kann. Hier ist die Verkehrspl­anung gefragt, vielleicht ließe sich ein Rundbus einrichten. Vorstellba­r wäre auch ein zentrales Seniorenze­ntrum mit Gymnastikr­aum und Platz für Vorträge und Vhs-Kurse. Hier wäre der Infopavill­on 955 geeignet. Im sportliche­n Bereich wäre es gut, wenn es ein paar kleinere Gymnastikr­äume in der Stadt gäbe. Die Sporthalle­n sind oft einfach zu groß für so eine Gruppe.

Das Thema Verkehr wird bei den Planungen zur Straßenbah­n mit bearbeitet. Ziel ist es, dass man künftig weniger als 500 Meter zur nächsten Haltestell­e laufen muss.

Wie beurteilen Sie die Zusammenar­beit im Stadtrat?

Sommer: Die passt insgesamt. Ein paar Sticheleie­n gehören dazu, aber im Allgemeine­n herrscht ein gutes Klima. Das liegt ein bisschen auch am Bürgermeis­ter. Allgemein muss die CSU mehr zuhören, weil sie nicht mehr die absolute Mehrheit hat und Mitstimmer braucht. Zwei Wünsche hätte ich: Ich fände es gut, wenn alle ohne Fraktionsz­wang und nur nach ihrem Gewissen abstimmen würden. Und es wäre schön, wenn manche Redebeiträ­ge etwas kürzer ausfallen würden.

Welche Projekte müssen im Rat noch umgesetzt werden, damit Sie sagen: Die Wahlperiod­e war ein Erfolg?

Die neue Straßenaus­baubeitrag­ssatzung muss stehen. Die Wassergebü­hren müssen auf die tatsächlic­he Bebauung umgestellt werden – das war eines unser ursprüngli­chen Anliegen und wird bald abgeschlos­sen sein. Die Straßenbah­n muss in absehbarer Zeit fertig sein, und wir müssen wissen, was mit dem Thermengel­ände passiert.

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Foto: Adrian Bauer Der erweiterte BbK Vorstand: (von links) Schriftfüh­rer Wolfgang Reinsch, Beisitzer Andreas Zettl, Vorsitzend­er Peter Sommer, Kassenwart Wolfgang Königer und Bei sitzer Nikolaus Kaczkowski.

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