Ab in die Berge!
Die letzten warmen Tage im Jahr lassen sich am besten in den Alpen genießen. Wanderungen und Viehscheid laden dazu ein
Wenn die Tage kürzer werden, rückt das Schellen der Kuhglocken im Allgäu wieder näher an die Täler. Für die Viehherden endet der Sommer auf den Almen traditionell im September, für viele Wanderer und Ausflügler geht der Sommer in den Bergen jetzt aber erst los.
Milde Temperaturen laden dazu ein, zu einer Hütte aufzusteigen und sich bei einem kühlen Radler die letzten wärmenden Strahlen auf das Gesicht scheinen zu lassen, oder mit der Familie einen Tagesausflug zu einem der vielen Viehscheide zu machen. An die 30 000 Jungrinder, Milchkühe, Pferde und Alpschweine verbringen jährlich den Sommer in den Allgäuer Alpen, im Spätsommer werden sie nach und nach zurück ins Tal getrieben.
Den Auftakt machen in diesem Jahr am 1. September die Hirten in Vorarlberg, eine Woche später folgen die Kollegen auf bayerischem Boden. Das beliebteste Fotomotiv bei jedem Viehscheid: Das Rind, das die Herde anführt, flankiert von den Hirten und vor allem: geschmückt mit einem Blumenkranz. Den bekommt es allerdings nur umgehängt, wenn alle Tiere der Herde den Almsommer gesund überstanden haben. Und auch die Hirten halten sich an die Tradition und erscheinen stilecht in Tracht.
Für die Rinder, die auf die höher gelegenen Almen getrieben wurden, endet der Sommer so schon nach 100 Tagen. An den niedergelegenen Hängen durften die Tiere teilweise schon im Mai in ihr Sommerdomizil ziehen.
Wanderern, die es im Spätsommer auf den Berg zieht, müssen auch nach den Viehscheiden nicht auf ein frisches Käsebrot verzichten: Von den mehreren hundert Alpen in den Allgäuer Bergen dürfen etwa 170 auch Gäste mit Getränken und kalten Mahlzeiten bewirten. Viele sind auch noch geöffnet, wenn die Tiere längst abgetrieben sind. Um keine böse Überraschung zu erleben, sollten Ausflügler trotzdem vorher prüfen, welche Alpen auch noch bis in den Oktober hinein geöffnet haben.
Laut Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein sei jetzt die tollste Zeit, um Wandern zu gehen. „Das Wetter ist stabiler, die Gewitter werden weniger“, sagt er. Trotzdem müsse die Tour richtig vorbereitet werden. In den Rucksack gehöre:
● Ein Snack und genug zu trinken
● Regenfeste Kleidung
● Ausreichender Sonnenschutz
● Für den Notfall: Ein Handy, ein Erste-Hilfe-Set und ein leichter Biwaksack.
Und an die Füße: Gut profilierte Schuhe mit fester Sohle. Sind diese Bedingungen erfüllt, bleibt nur noch eines: Tief Luft holen und lossingen: „Im Frühtau zu Berge, wir ziehen falera. Wir wandern ohne Sorgen, singen in den Morgen…“Kleine Kinder werden begeistert einstimmen. Aber auch mürrische Teenager lassen sich so motivieren – wahrscheinlich mit der Flucht nach vorne.
Wenn alle Tiere überlebt haben, wird eines geschmückt
Eine Wanderung ist auch bei kühlem Wetter anstrengend