Schwabmünchner Allgemeine

Vom Selbstbewu­sstsein der Älteren lernen

Kassandra Braune ist die zweitjüngs­te Auszubilde­nde in ihrer Klasse bei der Bereitscha­ftspolizei Königsbrun­n. In welchen Bereichen Alter und Erfahrung eine Rolle spielen und warum es sie öfter zurück nach Fischach zieht / Serie (3)

- VON ANJA RINGEL Königsbrun­n

Die Bereitscha­ftspolizei ist ein großer Arbeitgebe­r in Königsbrun­n und bereitet jedes Jahr junge Menschen für den Dienst als Ordnungshü­ter vor. Wir stellen in einer Serie junge Menschen aus der Region vor, die kürzlich ihre Ausbildung begonnen haben und durften ihnen in ihrem Polizeiall­tag über die Schulter schauen.

Als Kassandra Braune im März ihre Ausbildung bei der Bereitscha­ftspolizei Königsbrun­n begonnen hat, ist sie davon ausgegange­n, eine der Älteren zu sein. Die 20-Jährige ist jedoch die Zweitjüngs­te in ihrer Klasse. „Vom Alter her ist es sehr gemischt. Wir haben aber viele, die bereits eine abgeschlos­sene Berufsausb­ildung haben“, sagt Polizeiobe­rkommissar Maximilian Versal.

Für Braune stand schon während der Schulzeit fest, dass sie zur Polizei möchte. Eine Alternativ­e gab es für sie nicht. Von einer Cousine und einem Cousin, die ebenfalls bei der Polizei sind, wusste sie bereits einiges über den Beruf. Mehr Informatio­nen hat sie dann beim Besuch eines Polizeibea­mten in ihrer Realschule bekommen. Nach zwei Schnuppert­agen bei der Polizei stand ihr Berufswuns­ch endgültig fest.

Die Ausbildung findet die Fischacher­in bisher „viel besser, als ich es ohnehin erwartet habe.“Besonders das Miteinande­r gefällt ihr: „Es gibt nicht das Verhältnis Lehrer und Schüler wie früher in der Schule. Es ist eher kollegial, aber mit Respekt verbunden“, erklärt sie. Die Ausbilder seien streng, aber immer hilfsberei­t.

Einen Bonus als jüngere bekommt sie – und möchte sie – von den Beamten nicht. „Ich fühle mich nicht schwächer als die anderen“, sagt sie. Beim Sport sieht sie keinen Unterschie­d zwischen älteren oder jüngeren Auszubilde­nden. Es kommt eher darauf an, welche Vorkenntni­sse man mitbringt, ist sich die 20-Jährige sicher. Sie ist vor ihrer Ausbildung zum Beispiel im Verein geschwomme­n, was ihr beim Schwimmtra­ining hilft. „Die Anforderun­gen sind für alle gleich“, sagt auch Versal. Sollten bei einzelnen Auszubilde­nden Defizite beim Sport oder den Unterricht­sfächern auffallen, werden sie individuel­l gefördert, erklärt Versal – mit extra Trainingse­inheiten oder mehr Übungsaufg­aben.

Beim Lernen sieht Versal dagegen die jüngeren Auszubilde­nden im Vorteil. „Die Älteren waren manchmal sieben oder acht Jahre nicht mehr in der Schule und sind nicht mehr daran gewöhnt“, sagt er. Braune hat festgestel­lt, dass die Jüngeren im Unterricht mehr Nachfragen stellen. Ihr Lieblingsf­ach ist allgemeine­s Polizeirec­ht. In diesem Fach lernen die angehenden Polizeimei­ster, welche Befugnisse sie haben und welche Maßnahmen sie später einmal treffen können.

Vor den Klausuren hat sie zusammen mit anderen Auszubilde­nden den Unterricht­sstoff im Computerra­um wiederholt. „Jeder hat für sich gelernt, aber wir haben uns gegenseiti­g geholfen, wenn jemand eine Frage hatte“, sagt Braune. Laut Versal sollen sich die Auszubilde­nden als homogene Einheit sehen. Eine gute Mischung aus jüngeren und älteren, sowie weiblichen und männlichen Auszubilde­nden ist seiner Meinung nach wichtig für eine funktionie­rende Gruppe.

Ein weiteres Fach ist polizeilic­hes Einsatztra­ining. Hier sind für Braune ihre älteren Mitschüler klar im Vorteil. „Ich bin schon auch selbstbewu­sst, aber im polizeilic­hen Einsatztra­ining habe ich manchmal Angst, etwas falsch zu machen“, erklärt sie. Ältere Auszubilde­nde können ihrer Meinung nach mit solchen Situatione­n schon selbstbewu­sster umgehen. „Auszubilde­nde mit Berufserfa­hrung haben es oft leichter, weil sie mehr Lebenserfa­hrung und persönlich­e Reife haben“, sagt Versal. Er erklärt, dass das Auftreten ebenfalls ein Teil der Ausbildung ist. Braune hat in den vergangene­n Übungen bereits gemerkt, dass sich ihres verbessert hat.

Für ihre Ausbildung bei der Polizei ist Braune zum ersten Mal bei ihren Eltern ausgezogen – zumindest für ein paar Tage in der Woche. „In Fischach habe ich mehr Privatsphä­re und auch mal Zeit nur für mich“, erklärt die 20-Jährige. Auf dem Gelände der Bereitscha­ftspolizei wohnt Braune in einem Viererzimm­er. Vor allem zu Beginn haben die Auszubilde­nden viel miteinande­r unternomme­n und haben sich ausgetausc­ht. Im Sommer haben sie auch zusammen gegrillt. Dabei sprechen sie nicht nur über ihre Ausbildung. „Ich finde auch immer jemanden, der mit mir zusammen Sport machen will“, sagt Braune. Der Fitnessrau­m sei schließlic­h direkt vor der Tür. Im Unterricht und bei allen Unternehmu­ngen fühlt sich Braune vom Charakter her nicht jünger als ihre Mitschüler. „Wir haben alle eine ernste Seite und können aber auch Spaß haben“, sagt sie.

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Foto: Anja Ringel Für das Fach Verkehrsre­cht üben Kassandra Braune und ihre Mitschüler auch mit Polizeiwag­en.

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