Wer’s draufhat, der lässt laufen
Es gab Zeiten, in denen die Zigarette zum Fußball gehörte wie die Prügelei zum Bierzelt. Beide Dinge waren nicht direkt schön, aber doch irgendwie ein wichtiger Bestandteil der richtigen – sagen wir mal – Atmosphäre. Mittlerweile ist das längst vorbei: In Zeiten von weizen-, zucker- und lactosefreier Ernährung steht die gute alte Fluppe im Hochleistungssport Fußball auf dem Index wie die Balkanplatte auf einem Veganertreff. Totales Rauchverbot beim Kicken: Das ist wohl schon sinnvoll, sicher förderlich für die Kondition – und doch eines der Auswüchse des durchgespülten Strebertums, das den modernen Fußball ausmacht. In anderen Worten: total langweilig.
Einer, der sich dieser totalen Regulierung mit der gesamten Kraft seines 60 Jahre alten Körpers entgegenstemmt, ist ausgerechnet der Fitnesstrainer des deutschen Rekordmeisters: Giovanni Mauri. Zusammen mit seinem Vorgesetzten Carlo Ancelotti ist der Fitmacher – Spitzname: die Peitsche – seit vergangenem Sommer beim FC Bayern angestellt.
Bei den Bayern qualmen große Teile des Trainerteams: Neben Ancelotti greifen auch Co-Trainer Willy Sagnol und eben Giovanni Mauri gerne mal zur Kippe. Vor kurzem hat der Spaßverderber und neue Sportdirektor Hasan Salihamidzic das Quarzen im Trainertrakt verboten. Und während Ancelotti und Sagnol den Balkon über den Kabinen zur Raucherlounge erhoben haben, nutzt Mauri einfach das Trainingsfeld des Rekordmeisters dafür.
Während die Bayernspieler also einen Sprint nach dem anderen anziehen, sieht sich Mauri, dieser alte Fitnessfanatiker, die Übungen mit Kippe im Mundwinkel an. Ganz im Stile eines Schleifers der alten Schule weiß der gewiefte Italiener: Wer’s drauf hat, der lässt laufen und kann dabei in Ruhe eine durchziehen. Er selbst sagt dazu mit einem Lachen: „In meinem Garten darf ich das.“
Fußball-Romantiker fühlen sich bei dieser Episode an Ikonen wie Egon Coordes, Werner Lorant oder Ernst Happel erinnert. Und wenn es drauf ankommt, hat Mauri es einfach drauf. Er beherrscht die Kunst, die Hütchen mit derselben Hand aufzusammeln, in der auch die Kippe ist. Darauf eine Filterlose.