Augsburg soll bei Stadtberger Tunnel mitzahlen
Vier Männer wollen Bürgermeister werden: Beim AZ-Forum live diskutieren sie nicht nur über den Dauerbrenner Lärmschutz an der B 17. Es geht auch darum, was eine neue Straßenbahnlinie und die Uniklinik für die Stadt bedeuten können
Sie gehört mit ihren zehn Jahren zu den jüngsten Städten Bayerns. Und sie gehört zu den 16 Kommunen im Freistaat, in denen am 24. September ein neuer Bürgermeister gewählt wird. In Stadtbergen sind es vier Männer, die sich um das Amt streiten: Matti Müller (SPD), Peter Rauscher (Grüne) und Alfred Hammel (Freie Wähler) fordern den Amtsinhaber Paul Metz (CSU) heraus. Beim „AZ-Forum live“diskutierten die Kandidaten über die großen Themen, die Stadtbergen in den nächsten Jahren verändern werden. Dazu gehört unter anderem die geplante Straßenbahnlinie 5, die über die Augsburger Ackermann-Straße fahren soll, und die Uniklinik in Neusäß.
Beide Themen stehen für ein enormes Entwicklungspotenzial: Die Straßenbahn könnte eine schnellere Augsburg-Anbindung bringen, die Klinik mit den erwarteten Mitarbeitern und Studenten einen Bewohnerzuwachs. Dazu kommen Institute und Gewerbe aus der Medizinbranche, die sich im Umfeld ansiedeln. Gleichzeitig wachsen die Sorgen vieler Stadtbergener: Wie werden sich die Millionenprojekte auf den Verkehr auswirken? Gibt es mehr Staus und vielleicht noch mehr Schleichverkehr durch den Ort?
Der ist ein Dauerthema in der 15 000-Einwohner-Stadt, die im Osten die B17 von Augsburg trennt und im Norden von der B 300 durchschnitten wird. Entsprechend wichtig ist der Schallschutz – er sei das Hauptthema in Stadtbergen, sagt Bürgermeister Paul Metz, der vor sechs Jahren nach dem überraschenden Rückzug seines Vorgängers Ludwig Fink (SPD) ins Rathaus eingezogen war. Der 54-Jährige hatte sich knapp in der Stichwahl gegen Herbert Woerlein (SPD) durchgesetzt. 160 Stimmen gaben den Ausschlag.
In der von Jürgen Marks (Mitglied der Chefredaktion der Augsburger Allgemeinen) und Christoph Frey (Leiter der Lokalredaktion Augsburger Land) moderierten Podiumsdiskussion vor über 300 Gästen ging Metz auf den B-17-„Deckel“ein, den Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bei seinem Besuch im August zugesichert hatte. SPD-Bürgermeisterkandidat Matti Müller kritisierte das Versprechen als „Mogelpackung“: Stadtbergen habe einen Rechtsanspruch auf Lärmschutz. Das Geld dafür sei vorhanden. Wie die Kommune trotzdem zu ihrem Kostenanteil von 1,3 Millionen Euro kommt, erklärte Metz: Die Stadt wolle mehr als nur eine Teileinhausung, die ihr zustehen. Aber ein Tunnel koste eben. selbstsicher: „Wir müssen uns das leisten können.“
Kandidat Alfred Hammel sah auch Augsburg in der Pflicht. Auch die Großstadt müsse großes Interesse an einem Deckel haben, der bei Westwind nicht die entstehenden Feinstaubpartikel weitertragen könne. Seine politische Forderung: Augsburg müsse mitzahlen und die Hälfte der zusätzlichen Kosten tragen. Hammel, der vor sechs Jahren schon einmal für den Bürgermeisterposten kandidiert hatte, bemerkte außerdem: Augsburg setze Stadtbergen große Gebäude vor die Nase, die dann Emissionen abhalten. Damit meinte er den neuen SheridanTower und den Sportcampus des Post SV, der gerade entsteht. Beim 26 Meter hohen Büroturm stimmte Stadtbergen vor einem Jahr einem Vergleich zu. Das Gebäude an der Stadtgrenze erhält nun eine Fassade, die Schall absorbieren soll. Die Auseinandersetzung um den Sportcampus auf dem Sheridan-Gelände endete mit einer Stadtberger Schlappe vor dem Verwaltungsgericht. Die Klagen von Stadt und zwei Anwohnern gegen die Genehmigung zum Neubau wurden abgewiesen.
Statt über Augsburg zu klagen, sollte miteinander geredet werden, schlug Peter Rauscher, Vorsitzender der Augsburger Grünen, vor. Metz entgegnete, bereits im Gespräch mit Augsburg und seinem Amtskollegen Kurt Gribl zu sein. Beim großen Nachbarn sei aber kein Interesse an einer Kostenteilung zu erkennen. Das Thema sei ausgereizt. Einen Austausch gebe es auch zur Uniklinik, sagte Metz. „Es ist eine große Chance. Mit den Ausmaßen dürften wir dritt- oder viertgrößte Uniklinik Deutschlands werden.“Aber Stadtbergen dürfe am Ende nicht Verlierer sein. Das gelte besonders für die neue Straßenbahnlinie: In der Diskussion wurde der Interessenskonflikt deutlich: Die Verbesserung des Nahverkehrs auf der einen Seite und das befürchtete Chaos auf den Straßen auf der anderen. Hammel sagte: Ein Umbau wie in der Friedberger Straße mit der „gefühlten Vierspurigkeit“helMetz fe nichts – da sei Schleichverkehr vorprogrammiert. Auch die Idee eines Tunnels kam zur Sprache. Er soll den Verkehr flüssig halten. Rauscher, ein Befürworter der neuen Linie 5, hinterfragte kritisch: Wie viele von geforderten Tunnels seien tatsächlich auch gebaut worden?
Zum Abschluss der gut zweistündigen Diskussion schilderten Metz, Müller, Rauscher und Hammel, wie sie Stadtbergen in der nahen Zukunft sehen. Sie präsentierten in jeweils einer Minute ihre Vision von Stadtbergen im Jahr 2025. Moderator Jürgen Marks bezeichnete den lebendigen Schlagabtausch mit vielen Facetten, Ideen und Wünschen als fair.