Für Grundschüler gibt es zu wenige Betreuungsplätze
Brufstätige Eltern wünschen sich mehr Angebote. Auch in der Region wird es eng
Wenn ihre Kinder in die Schule kommen, stehen berufstätige Eltern oft vor einem Problem. In vielen bayerischen Gemeinden reichen die Angebote für die Nachmittagsbetreuung nicht aus. Rein rechnerisch steht nur für jedes zweite Kind ein Platz in einer Ganztagsschule, einem Hort oder einer anderen Betreuungseinrichtung zur Verfügung. Nach der letzten Landtagswahl hatte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ein „bedarfsgerechtes Ganztagsangebot in allen Schularten für jede Schülerin und jeden Schüler bis 14 Jahre“versprochen. Noch gibt es aber Schwierigkeiten – auch in unserer Region.
Die Engpässe werden vor allem in größeren Städten wie Augsburg zum Problem, wo in diesem Jahr einige Kinder leer ausgingen. Trotz aller Bemühungen der vergangenen Jahre ist aber auch in kleineren Gemeinden manches auf Kante genäht. Zumal ja auch noch mehr Kinder von Zuwanderern hinzukamen als erwartet. Viele Einrichtungen müssen improvisieren, bis neue Gebäude fertig sind beziehungsweise alte saniert oder ausgebaut werden. Die Schüler werden häufig provisorisch in Containern oder Kellerräumen untergebracht, wie etwa in Marktoberdorf (Ostallgäu) oder Gersthofen (Kreis Augsburg). Doch die Not macht auch erfinderisch: Im nordschwäbischen Wemding beispielsweise wurde ein stillgelegtes Hallenbad zu einem Hort umgebaut.
Die Forscher des Deutschen Jugendinstituts in München sehen schon jetzt eine deutliche Kluft zwischen Elternwünschen und vorhandenen Angeboten. Demnach wünschen sich fast zwei Drittel aller Eltern von Grundschulkindern eine Betreuung ihrer Kinder im Hort oder der Ganztagsschule. Nimmt man die kleineren Kinder noch hinzu, fehlen nach Einschätzung der Experten in Krippen, Kindertageseinrichtungen, Horten und Ganztagsschulen bundesweit bis zu 1,2 Millionen Plätze.
Die Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr fordert deshalb einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. „Wenn die Eltern arbeiten, brauchen sie nachmittags Unterstützung“, sagt die SPD-Politikerin aus dem Kreis Augsburg. Der Bruch zwischen Kindergarten und Grundschule sei für viele Familien ein unlösbares Problem. Ginge es nach Strohmayr, sollten zumindest alle Grundschulen in Bayern ein ganztägiges Angebot machen: „Das heißt nicht, dass das jeder annehmen muss, macht ja in den Kindertagesstätten auch nicht jeder. Aber es muss ein Angebot geben.“
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund kämpft für den Ausbau von Ganztagsschulen in allen Schularten. „Mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Verbesserung der Bildungschancen der Kinder ist es notwendig, ein pädagogisches Gesamtkonzept zu etablieren, das nicht mehr zwischen Schule und Nachmittagsbetreuung differenziert“, sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. Im
schreibt Michael Stifter, warum das Problem so dringend gelöst werden muss.