Sanierung statt Neubau in Neusäß
Der Kreis will 40 Millionen Euro ins Justus-von-Liebig-Gymnasium investieren. Das Projekt könnte schon 2021/22 beginnen. Warum es aber im Gegensatz zu Gersthofen keinen Neubau gibt
Einmütig hat der Bauausschuss des Kreistags einem Neubau des Justus-vonLiebig-Gymnasiums in Neusäß eine Absage erteilt. Stattdessen soll die derzeit von mehr als 900 Kindern und Jugendlichen besuchte Schule aus den 1960er-Jahren grundlegend saniert werden. Baubeginn könnte bereits in den Jahren 2021/2022 sein.
Als Anfang August eine Machbarkeitsstudie für die Generalsanierung der Schule vorgestellt worden war, hatte es vor allem aus den Reihen der SPD Stimmen gegeben, ob nicht ein Neubau die bessere Lösung sei. Doch gestern legte die Kreisbauverwaltung einen detaillierten Kostenvergleich vor, der – obwohl er auf Schätzungen beruht – für die Kreisräte nur einen Schluss zuließ.
Nach den Zahlen der Bauverwal- tung käme ein Neubau des Gymnasiums inklusive Zweifachturnhalle auf mehr als 60 Millionen Euro. Eine Sanierung würde dagegen bei etwas mehr als 41 Millionen Euro landen. Angesichts dieser „klaren Kostenverhältnisse“, so Kreisbaumeister Frank Schwindling, sei es höchst fraglich, ob der Freistaat einen Neubau überhaupt fördern würde.
Doch das scheint jetzt ohnehin vom Tisch. Angesichts der klaren Zahlen sprachen sich alle Fraktionen für die Sanierungslösung aus. Diese müsse nun „zeitig vorangetrieben“werden, so der CSU-Sprecher Hansjörg Durz. Während des Umbaus könnte die Schule in die Alte Berufsschule sowie zusätzliche Container ausgelagert werden – abschließend geklärt ist das noch nicht. Während einer der bis vierjährigen Umbauphase soll das Liebig-Gymnasium neue Fenster, eine neue Fassade, Fluchtwege, eine neue Aufteilung der Klassenzimmer und so weiter erhalten. Der energetische Standard soll dem eines Neubaus entsprechen.
Fast zeitgleich will der Landkreis in Gersthofen das Paul-Klee-Gymnasium auf dem heutigen Festplatz völlig neu bauen. Dafür sind rund 60 Millionen Euro veranschlagt, sodass der Landkreis nach heutigen Schätzungen in den ersten Jahren des kommenden Jahrzehnts mehr als 100 Millionen Euro in die beiden Gymnasien stecken wird. In Gersthofen soll es nach langem Hin und Her nun 2021 losgehen. Auch dort war ursprünglich eine Generalsanierung im Gespräch gewesen. Diesen Plan hatte der Landkreis aber fallen lassen, nachdem zunächst Schülerzahlen und Raumbedarf nach oben korrigiert worden waren und dann die Stadt Gersthofen ihren Fesplatz als Baugrund anbot.
Auf den Landkreis warten in Bobingen und Königsbrunn weitere Schulsanierungen – und auch in Neusäß ist das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Im dortigen Schulzentrum, wo sich derzeit Realschule, Gymnasium sowie altes und neues Berufsschulzentrum ballen, meldet auch die Realschule akuten Platzbedarf an. Das, was jetzt schon fehlt, und das, was aufgrund neuer Lernformen künftig sein muss, summiert sich nach Angaben der Bauverwaltung auf mehr als 1500 Quadratmeter, die dazu gebaut werden müssen.
Wo und wie – darüber will man in den Gremien der Kreispolitik im Laufe des Herbst reden. Wobei Landrat Martin Sailer gestern schon einmal klargestellt hat, wie die Reihenfolge ist. Zuerst kämen die Gymnasien an die Reihe, dann erst die Realschule. Dort sei die Raumnot auch nicht so drängend, weil sich in anderen Bereichen des Schulzentrums Ausweichmöglichkeiten ergäben.