Von Trachten und Burkas
Mit dem Wort Tracht verbinden manche Menschen traumatische Erlebnisse – insbesondere solche, die in Kinderjahren, wie es früher üblich war, körperlich gezüchtigt worden sind. Sie assoziieren mit dem Wort Tracht eher eine ehemals gebräuchliche Form der Strafe als die traditionelle Kleiderordnung regionaler Ethnien, besser gesagt: Dirndl und Lederhose.
Ob dies in einem kausalen Zusammenhang dazu steht, dass in den Nachkriegs-Jahrzehnten des vergangenen Millenniums die klassische Gewand-Tracht außerhalb von Alpenkerngebieten vom Aussterben bedroht war, ist eine steile These. Und ob Trachtenvereinsväter weniger geschlagen haben als andere, lässt sich auch nicht belegen. Tatsache ist, die Jeans hat damals die Tracht sozusagen als Uniform eins zu eins ersetzt.
Die Lederhose ebenso wie das Dirndl, Letzteres von bösen Zungen zu Unrecht auch als „bayerische Burka“verspottet, feiern aber seit einigen Jahren im Zeitalter des Konservatismus eine Renaissance. Der Burka-Vergleich erweist sich übrigens als Unsinn, wenn man manche der auf dem Münchner Oktoberfest zur Schau gestellten Dirndlkleider textil analysiert. Die sind nämlich, vermutlich um teuren Stoff zu sparen, dem Bikini deutlich näher als dem islamischen Ganzkörperkleid.
Ob diese Art der Tracht allerdings mit Brauchtum und Traditionsbewusstsein zu tun hat, bezweifeln Kenner. Manche behaupten gar, der Trend zur Volkstracht, habe eher damit zu tun, dass der Fasching an Bedeutung verliert und man halt nun andere Gelegenheiten nutzt, um sich zu verkleiden.