Wie Kinder in Vietnam wieder lachen lernen
Das Ehepaar Zimmermann ermöglicht Straßenkindern eine Schulausbildung oder Lehre. Warum sich die Ärztin und der Unternehmer für ein Hilfsprojekt in Asien entschieden haben
Hierzulande fällt Kindern so einiges ein, um nicht in die Schule gehen zu müssen. Thy aus der Stadt Hue im Zentrum Vietnams hätte alles getan, um in die Schule gehen zu dürfen. Bereits im Alter von zehn Jahren schickten ihre Eltern sie auf die Straße, wo sie Erdnüsse verkaufte, um die Existenz der Familie zu sichern. Heute kann Thy wieder lachen. Statt mit einem großen Weidenkorb voller Nüsse im Schatten der historischen Zitadelle von Hue zu stehen, macht sie eine Ausbildung zur Näherin.
Von der Straße weggeholt hat sie ein Ehepaar aus Augsburg: Die Ärztin Cornelia Hofmiller-Zimmermann und der Unternehmer Thomas Zimmermann haben unter dem Dach der Stiftung Hilfe mit Plan ein eigenes Förderprojekt für Familien in Vietnam ins Leben gerufen. Sie gewähren Kleinkredite, die es den Eltern von Straßenkindern ermöglichen, sich selbst eine Existenzgrundlage zu schaffen. So können sie
Straßenkinder sollen wieder in die Schule gehen
ihre Kinder wieder in die Schule oder in eine Ausbildung schicken.
Die Eheleute engagieren sich in finanziell beträchtlichem Maß für Kinder und Jugendliche in Vietnam. „Uns geht es wirtschaftlich gut und wir wollten etwas Sinnvolles machen“, sagen die beiden 63-Jährigen. Thomas Zimmermann stand seit Jahren mit dem Kinderhilfswerk Plan International in engem Kontakt. „Ich habe über die Organisation zehn Patenkinder in Asien, Afrika und Südamerika“, sagt der großgewachsene Mann. Weil seine Frau Straßenkindern helfen wollte und durch ihre Kindheit in Japan eine Verbindung zu Asien hat, fiel die Wahl auf Vietnam. Nicht zuletzt gebe es einiges gutzumachen an dem Land, das von den Amerikanern stark geschunden worden sei, betonen die Augsburger.
Wie schlecht es in Vietnam auch heute noch vielen Menschen geht, erlebten die Zimmermanns bei einer Reise in das Land. Als Ärztin sah Cornelia Hofmiller-Zimmermann viele Krankheiten, die in Deutschland ausgerottet oder leicht behandelbar sind. Schockiert waren sie und ihr Mann von den hygienischen Verhältnissen in den Armenvierteln und von den zahllosen Kindern, die von ihren Eltern zum Arbeiten auf die Straße geschickt werden.
Wieder zurück in Deutschland war den Eheleuten schnell klar, wie ihre Hilfe aussehen soll. „Wir haben uns auf Mikrokredite für Familien spezialisiert, weil wir damit Hilfe zur Selbsthilfe leisten können.“Auf einem Reisefoto der beiden sind ein paar einfache Tische und Stühle zu sehen. „Das ist ein Café, das eine Familie mithilfe von ein paar Hundert Dollar eröffnen konnte.“Auch Thys Eltern kamen mit Projektgeldern wieder auf die Füße und konnten es sich leisten, ihrer Tochter eine Ausbildung zu ermöglichen.
Cornelia Hofmiller-Zimmermann zeigt ein weiteres Foto. Auf ihm ist eine hübsche junge Frau mit einem kleinen Mädchen zu sehen. Die Frau hat es mithilfe von Plan geschafft, aus der Prostitution auszusteigen und sich eine Existenz aufzubauen. Fürs Schulgeld der siebenjährigen Tochter Anna kommen die Zimmermanns auf. „Wenn sie gut in der Schule bleibt, finanzieren wir ihr auch die Uni.“Der in feinsäuberlicher Schrift verfasste Dankesbrief des Mädchens lässt erahnen, dass die kleine Vietnamesin äußerst lern- und wissbegierig ist. Nur einen großen Wunsch können die Augsburger dem Kind nicht erfüllen: „Wie gerne würde sie ihren Vater kennenlernen“.
Cornelia und Thomas Zimmermann wissen den Wert einer intakten Familie zu schätzen. Das Paar – es ist für beide die zweite Ehe – hat zusammen vier Kinder. „Auch meine Tochter hat bereits ein Patenkind bei Plan“, sagt die Ärztin mit einem Lächeln. Sie und ihr Mann sind davon überzeugt, dass ihr Geld bei der Stiftung der Hamburger Organisation in guten Händen ist. Alle sechs Monate bekommen die Zimmermanns einen genauen Nachweis, was mit ihrem Geld geschehen ist. Im nächsten Jahr wollen sie sich vor Ort davon überzeugen, wie ihre Hilfe wirkt – und natürlich Schneiderin Thy und die kleine Anna in ihre Arme schließen.
OInformationen über das Kin derhilfswerk und die Stiftung gibt es unter: www.stiftung hilfe mit plan.de.