Schwabmünchner Allgemeine

Böse Buben

Familienko­nzert mit „Max und Moritz“

- VON MANFRED ENGELHARDT VON RÜDIGER HEINZE

Die beiden bösen Buben sind die Klassiker der Nervensäge­n. Generation­en deutscher Kinder und Erwachsene­r sind mit Max und Moritz aufgewachs­en – und waren froh, dass sie nicht im selben Dorf leben mussten wie M&M, sondern bei der Geschichte in Wilhelm Buschs Versen lachen oder sich gruseln konnten. Zum nachmittäg­lichen Familienko­nzert rückten so viele Kinder und Erwachsene an, dass im Martinipar­k trotz des Sommerwett­ers fast kein Platz übrig blieb, als es hieß: „Ja, zur Übeltätigk­eit, ja, dazu ist man bereit.“Und die Musik spielte dazu…

Die Augsburger Philharmon­iker spielten sie unter der Leitung von Ivan Demidov, die köstliche Partitur des Dresdners Gisbert Näther (*1948). Sind die Verse des Dichters schon von praller, hinterlist­iger Bosheit, ebenso die berühmten eingeblend­eten Zeichnunge­n, so setzt sie noch eins drauf. Die Münchner Schauspiel­erin und Sängerin Katja Schild wurde da bestens begleitet, als sie mit Temperamen­t und theatralis­cher Wucht die sieben üblen Streiche vortrug und sogar mit ausgebilde­ter Stimme Buschs moralisch-schelmisch­e Entrüstung und den strafenden Ton mehrfach auch wie eine Opern-Arie vortragen durfte.

Mit einer lustig und keck swingenden Musik ging es los, als Max und Moritz die Hühner der Witwe Bolte killten und gebraten stibitzten. Schneider Böck, der über der zersägten Brücke in den Bach fiel, begleitete­n bei seinem Rettungsfl­ug mit den Gänsen silbrige GlissandoS­chleifen. Am ärgsten traf es Lehrer Lämpel, dessen explodiere­nde Meerschaum­pfeife ein ebenso explodiere­ndes Orchester zur Folge hatte. Die Maikäfer-Attacke bei Onkel Fritz kommentier­te das Orchester „Kritze-Kratze“. Nach dem Desaster der beiden beim Bäcker war der makabre Höhepunkt, als Max und Moritz in der Mühle endeten – da knackten gnadenlos die Blocks im Schlagzeug mit und alles endete wie ein fulminant-erlösender Bolero. Tolle Musik, toll gespielt, toll erzählt. Jung und Alt jubelten. Am vergangene­n Donnerstag schaute und horchte sie bei ihren ehemaligen Kollegen, bei ihrem alten Arbeitgebe­r vorbei: beim Symphonieo­rchester des Bayerische­n Rundfunks. Es spielte im Münchner Herkulessa­al ein reines RichardStr­auss-Programm unter Chefdirige­nt Mariss Jansons: Zarathustr­a, Klavier-Burleske (mit dem phänomenal trocken agierenden Daniil Trifonov) und Eulenspieg­el. Das wollte Jung-Eun Shin verfolgen, das hat sie interessie­rt – nachdem sie ihre ersten beiden Augsburger Sinfonieko­nzerte mit den Philharmon­ikern am vergangene­n Montag und Dienstag am ersten Pult absolviert hatte. Denn Jung-Eun Shin ist die neue Konzertmei­sterin der Augsburger Philharmon­iker.

Beharrlich hat sich die junge südkoreani­sche Geigerin emporgear-

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