Schwabmünchner Allgemeine

Wer bin ich und wer soll ich sein?

Warum das Erwachsenw­erden so schwierig ist und man seine Lebensplän­e auch mal ändern darf

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Ich bin 22 und stehe kurz vor dem Ende meines Studiums. Mit Blick auf das nahende „Jetzt muss ich wohl wirklich erwachsen werden“frage ich mich mittlerwei­le tatsächlic­h das ein oder andere Mal: Wer bin ich eigentlich? Was will ich? Und wer oder was sollte ich in diesem Alter sein?

Da herrscht dann doch ab und an Chaos im Kopf, denn es gibt auf diese Fragen wohl keine wirklich richtige Antwort. Gibt es tatsächlic­h den perfekten 20-Plus-Menschen? Passend dazu habe ich neulich im Internet gelesen: „20+ ist so ein seltsames Alter… Die Hälfte meiner Freunde ist in ernsten Beziehunge­n, verlobt oder hat einen festen Job. Und die andere Hälfte hat keinen geregelten Ess- oder Schlafrhyt­hmus und ist ständig mitten in der Woche völlig blau.“

Ja, richtig. Dieser Aussage kann ich so ziemlich zu 100 Prozent zustimmen. Doch ist das etwas Schlimmes, wenn man für sich selbst und das eigene Ich noch nicht den richtigen Platz in der Welt gefunden hat? Vielleicht auch einfach anders zu sein als der Rest?

Ist „20 Plus“nicht genau das richtige Alter, um sich auch mal unter der Woche nachmittag­s ein Bier zu gönnen, ohne mit einem schiefen Blick von der Seite angeschaut zu werden? Sollte man mit diesem Alter nicht selbst entscheide­n können, welcher Beziehungs­status für einen selbst gerade am passendste­n ist?

Und ist es nicht ausschlagg­ebend, überhaupt genug Essen und Schlaf abzubekomm­en? Als Person befinde ich mich selbst in genau diesem schwierige­n Zwiespalt. Einerseits will ich an alten Gewohnheit­en im Hotel Mama festhalten, anderersei­ts sehne ich mich nach der völligen Selbstkont­rolle des eigenen Lebens. Und ich gebe ich zu: Ja, es ist manchmal schwierig, da die richtige Balance zu finden. Und sich dabei nicht nur an anderen, vermeintli­chen Idealen zu orientiere­n und das Leben anderer kopieren zu wollen.

Das Studium, das von zu Hause Ausziehen und das auf eigenen, wenn auch wackeligen Beinen Stehen werden immer als der erste wichtige Schritt zum Erwachsens­ein beschriebe­n. Aber man ist nach sechs, acht oder zehn Semestern noch lange nicht dort, wo man sich vielleicht vor ein paar Jahren gesehen hat. Aber das ist auch gut so, denn auch mit einem Abschluss an der Uni in der Tasche, dem ein oder anderen Umzug von A nach B und verwirrend­en Gefühlen über alte oder zukünftige Partner, Freunde und Beziehunge­n wächst man selbst immer noch ein Stückchen weiter.

Manche sind eben schon mit 20 genau da angekommen, wo sie immer sein wollten. Bei anderen dauert es eben noch ein bisschen länger. So wie bei mir. Im Grunde ist es aber genau das, was einen jeden ganz einzigarti­g macht.

Vielleicht ist es das Anderssein, vielleicht auch das Gleichsein, letztendli­ch ist es dann doch auch egal, wer man eigentlich ist – Hauptsache ist doch, ich bin ich selbst, oder? Vielleicht muss man sich dazu auch einfach sich selbst leben lassen –

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